Grossbritannien Das legendäre Interview, mit dem Andrew alles verspielte

Prinz Andrew im BBC-Interview mit Emily Maitlis
(Ex-)Prinz Andrew im BBC-Interview mit Emily Maitlis
© ZJJF/LNG / Imago Images
Andrew Mountbatten Windsor ließ sich 2019 von der BBC-Journalistin Emily Maitlis interviewen. Er wollte damit sein Image aufpolieren. Das ging daneben. 

Es soll seine eigene Idee gewesen sein: Als sein Name immer häufiger in Verbindung mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gebracht und der Fall Virginia Giuffre publik wurde, ließ sich Andrew Mountbatten Windsor im November 2019 von der BBC interviewen. Die junge Journalistin Emily Maitlis übernahm – und bohrte 49 Minuten lang unbarmherzig in Andrews widersprüchlichen Aussagen herum. Der stritt, bemüht nonchalant, alle Vorwürfe ab.

Offenbar hatte der heute ehemalige Prinz mehr Zurückhaltung von der Presse erwartet. Er wirkte vor der Kamera alles andere als souverän: die Mimik geprägt von der Sorge vorm Ertapptwerden, der Tonfall belehrend, die Aussagen arrogant. Und teilweise auf fast alberne Weise frech: Er habe Virginia Giuffre nie getroffen, das Foto von beiden sei eine Fälschung und mit Epstein sei er nur aus Höflichkeit noch so lange befreundet gewesen. 

Hängen blieb in der britischen Öffentlichkeit vor allem die skurrile Behauptung, Andrew könne aus gesundheitlichen Gründen gar nicht schwitzen. Er hatte das behauptet, als Maitlis ansprach, dass die damals 17-jährige Giuffre berichtet hatte, wie der Ex-Prinz beim Engtanz auf einer Party geschwitzt habe.

Andrew demontierte sich im TV selbst

Millionen Menschen sahen zu, wie sich der Royal vor aller Augen selbst demontierte. Wie es zu diesem medialen Desaster kommen konnte – unerklärlich. Andrew behauptete, er habe den Segen der Queen gehabt, sich den Pressefragen zu stellen. Die ließ schnell über gewisse Kanäle berichtigen, dass das nicht der Fall gewesen sei. Auch Charles, damals noch Kronprinz, soll fassungslos gewesen sein.

Es hätte ihn vermutlich nicht gerettet, aber ihn zumindest als Menschen mit einem Hauch Anstand und Empathie dastehen lassen, hätte Andrew die Gelegenheit genutzt, um zumindest einmal sein Mitgefühl für Epsteins Opfer zu äußern oder die Freundschaft zu diesem im Nachhinein stärker in Frage zu stellen, als sie bloß mehrmals als "unvorteilhaft" zu bezeichnen. Das tat der einstige Prinz jedoch nicht.

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Was hängen blieb: Das Bild eines Mannes, der sich für unangreifbar hielt – und für besser als "normale" Menschen. Auf die Frage, ob ihm bei Besuchen nicht aufgefallen sei, wie viele sehr junge Frauen für Jeffrey Epstein arbeiteten, verneinte Andrew und fügte hinzu: Er interagiere nicht "mit Angestellten".

wt

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