Angelina Jolie ist ein grosser Freund der Pressefreiheit und des amerikanischen Urrechts auf "free speech". Das hat der Hollywood-Star mit humanitärer Adoptionsader in der Vergangenheit immer wieder beteuert. Was sie aber ganz gerne verheimlicht: Bei der freien Meinungsäußerung über ihre Person möchte sie dann doch gerne ein Wörrtchen mitreden und wenn es geht, ist auch ein bisschen Zensur der Presse in diesem Fall durchaus genehm. So geschehen bei der jüngsten Premiere ihres neuen Films "A Mighty Heart", in dem es paradoxerweise um die Botschaft von der Wichtigkeit freier Meinungsäußerung in den Medien geht. Jolie spielt die Witwe des in Pakistan getöteten Reporters David Pearl.
Bevor Mrs. Jolie auch nur einen Fuß auf den Red Carpet in New York setzte, ließ sie über ihren Anwalt Robert Offer ein dubioses Schreiben an die Medienvertreter verteilen. Darin stand, dass Reporter keine persönlichen Fragen in Bezug auf die Beziehung von Frau Jolie stellen dürfen. Und weiter: Die Interviews dürfen nur zur Promotion des Films und nicht für andere Geschichten um und mit Jolie benutzt werden. Sollten sich die Medienvertreter nicht an diese Abmachung halten, so heißt es weiter in dem Papier, habe Jolie das Recht das Gespräch sofort abzubrechen und den Journalist persönlich wegen Missachtung und "nicht wiedergutzumachender persönlicher Schäden" zu verklagen. Im Falle von TV-Interviews dürfe den Reportern die Herausgabe des Tapes verweigert werden. Jolie ließ über ihren Anwalt auch das Recht einräumen, eine "Restraining Order", also eine Mindestabstand-Anordnung gegen verbal zu aufdringliche Reporter von einem Richter einzuklagen.
USA Today und Associated Press zogen als erste Konsequenzen und verweigerten die Unterschrift unter das Pamphlet. Sie zogen ihre Reporter vom Red Carpet und sagten Interviews mit Jolie sofort ab. Andere Medienvertreter waren weniger mutig und plapperten mit Jolie ueber ihr Billigkleid, das sie für 26 Dollar in einer Second Hand Boutique auf der Melrose Avenue in Los Angeles gekauft hatte. Dennoch: Jolie hat mit diesem persönlichen Angriff auf die von ihr so gepriesene Pressefreiheit in Amerika eine Diskussion vom Zaun gebrochen, die sie sicherlich gerne vermieden hätte.
So kochten nur wenige Stunden nach dem Bekanntwerden der Jolie-Zensur der Presse Geschichten auf, die mit spitzem Fingerzeig darauf verwiesen, dass es doch Lara Croft war, eigentlich ein Liebling der Medien in den USA, die seit vielen Jahren schon eine "Geschäftsbeziehung" zum People Magazin habe und auch nicht davor zurückschreckt, ihre Kinder für weltweite Fotoproduktionen "zur Verfügung" zu stellen. "Das ist doch ein klarer Fall von Doppelmoral", sagt der Erfinder von Hollywood-Website TMZ.com, Harvey Levin. Und weiter: "Jolie und Gefolgschaft erfinden ihre eigene Wahrheit. Getreu dem Motto: Nur meine Definition von Meinungsfreiheit hat Gültigkeit."
Und Klatschkolumnis Perez Hilton erinnert in diesem Zusammenhang süffisant daran, dass es die Weltverbesserer Jolie und Pitt waren, die im Juni vergangenen Jahres dafür verantwortlich waren, dass Journalisten aus Namibia ausgewiesen wurden, weil Jolie dort in aller Ruhe ihre Tochter Shiloh gebähren wollte. Kurz nach der Geburt von Shiloh war die Presse dann aber wieder von Nutzen. Zumindest ein Teil. Jolie entschied sich kurzfristig, nur namibische Reporter zu einer Pressekonferenz zuzulassen. Das nennt man dann wohl Pressefreiheit à la Hollywood.