Christopher Street Day Mehr Toleranz gefordert

Mit einer schrill-bunten Parade haben Schwule und Lesben in Berlin beim 26. Christopher Street Day für mehr Toleranz und Gleichberechtigung demonstriert.

Hunderttausende feierten in der City unter dem Motto "Homokulturell, Multisexuell, Heterogen". Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sagte bei der Eröffnung: "Wir sind noch lange nicht soweit, das alles gleichgestellt ist". Die Schwulenparade sei auch eine Mahnung an die Gesellschaft, gegen Benachteiligungen vorzugehen.

"Man muss sich nicht verstecken"

Noch gebe es Mobbing und Diskriminierung von Homosexuellen, sagte der bekennende Homosexuelle. "Mann muss sich nicht verstecken, auch wenn man eine andere sexuelle Orientierung hat", sagte Wowereit, der auf einem der geschmückten Paradewagen mit Hawaiihemd und Blumenkette durch die Hauptstadt zog. Er forderte CDU und CSU auf, Erweiterungen beim Lebenspartnerschaftsgesetz im Bundesrat nicht länger zu blockieren.

Christopher Street Day

Der Christopher Street Day steht weltweit für das wachsende Selbstbewusstsein der Homosexuellen und ihren Widerstand gegen Diskriminierung. Er wird jedes Jahr im Juni oder Juli mit einer Parade, Demonstrationen, Festen und Diskussionen gefeiert, seit nunmehr 20 Jahren auch in Deutschland. Die größten Paraden hier zu Lande gibt es in Berlin, Köln und Hamburg.
Der symbolische Tag geht auf Vorfälle im Juni 1969 in New York zurück, als Schwule nach der Polizeirazzia in einer Szenekneipe Steine auf Beamte warfen. Die Krawalle dauerten drei Tage. Hauptschauplatz war die Christopher Street im Künstler-Viertel Greenwich Village.
Die Christopher Street wurde zum Symbol und Auftakt der "Gay Pride"-Bewegung in den USA. Inzwischen gehört die Lobby der Lesben und Schwulen zur größten Minderheiten- und Bürgerrechtsbewegung in den USA.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries sagte, die rot-grüne Bundesregierung wolle "noch vor der Sommerpause oder direkt danach" Verbesserungen im Lebenspartnerschaftsgesetz auf den Weg bringen. "Wir werden die Stiefkindadoption zulassen und ich bin mir sicher, dass wir auch etwas bei der Hinterbliebenenversorgung regeln werden."

Geleichstellung mit Ehe gefordert

Der Schwulenverband Berlin-Brandenburg hatte im Vorfeld gefordert, eingetragene Lebenspartnerschaften mit der Ehe gleichzustellen. Gleichgeschlechtliche Paare könnten bislang zwar lebenslang füreinander sorgen, doch beim Tod eines Partners würden sie behandelt wie Fremde, monierte Sprecher Alexander Zinn.

Auf 52 geschmückten Trucks von Initiativen, Clubs und der Berliner Feuerwehr tanzten hunderte Teilnehmer in extravaganten Outfits. Lack und Leder waren ebenso zu sehen wie viel nackte Haut. Die meisten Schwulen und Lesben präsentierten sich in auffälligen Farben und märchenhaften Verkleidungen. Laut Polizei kamen mit bis 300 000 Menschen aber weniger als von den Veranstaltern erwartet, die mit einer halben Million Besuchern gerechnet hatten.

Viele Poser, viel nackte Haut

Viele Homosexuelle nutzten den Tag, um grell geschminkt und auf hohen Stöckelschuhen vor einem Massenpublikum zu posieren. Auf den Wagen zogen muskulöse Tänzer mit freiem Oberkörper die Blicke der tausenden Schaulustigen auf sich, die die acht Kilometer lange Strecke durch die City vom Kurfürstendamm bis zur Siegessäule säumten. (dpa)

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