Diana-Untersuchung Öffentliches Gezerre um Dianas Tod

Die zweite Woche der Untersuchung zum Tode Dianas, Prinzessin von Wales und ihres Liebhabers Dodi Fayed hat begonnen. Die elf Geschworenen sind aus Paris zurückgekehrt, wo sie die Unfallstelle im Pont D'Alma-Tunnel und das Hotel Ritz besucht und angesehen haben. Jetzt beginnen die Zeugenaussagen.

Das Zelt vor dem Royal Court of Justice ist seltsam ruhig. Auf hunderte Zuschauer hatte sich das Gericht eingerichtet, ganze neun Menschen setzten sich bisher in den Unterstand mit den sechs Großbildschirmen, die jeden Satz aus dem Gerichtssaal übertragen. Am ersten Tag, dem Beginn der Diana-Untersuchung, waren es gar nur drei Zuschauer, ein starker Kontrast zu den dutzenden Seiten, die jede Zeitung den Vorgängen im Gerichtssaal und auf den Straßen von Paris bisher schon gewidmet hat. Die "Prinzessin des Volkes" hat ihr Volk verloren, so erscheint es im leeren Vorzelt.

Doch natürlich ist es egal, wie viele Besucher kommen. Die Untersuchung wird ihren Gang gehen in den nächsten Monaten, bis April wird es mindestens dauern. Der erste Zeuge hat ausgesagt, er habe den Mercedes mit Diana und Dodi an sich vorbeiziehen sehen an einer Ampel und dann die Verfolger beschrieben, einer hat ihn sogar fast gerammt bei seiner Hast, hinter dem schwarzen Auto herzukommen. Als er den Mercedes das nächste Mal sah, war er ein Trümmerhaufen, und er soll damals gesagt haben, es sei ihm wie ein "attentat" vorgekommen. Minutenlang ging es darum im Gerichtssaal darum, was er mit dem französischen Wort "attentat" gemeint habe - ein Attentat? Einen Mordanschlag? Der Zeuge bestand darauf, so etwas wie einen Terroranschlag gemeint zu haben.

Die perfekte Bühne für Mohammed al-Fayed

Der eigentliche Kampf im Gerichts-Raum 73 beginnt sehr langsam. Es ist der Kampf der Anwalts- und Experten-Phalanx für die eigene Wahrheit ihres Arbeitgebers. Mohammed al-Fayed hat zehn Jahre dafür gekämpft, diesen Kampf führen zu dürfen. Auch, wenn dies kein wirklicher Gerichtsprozess ist, sondern nur die vorgeschriebene Untersuchung zum unnatürlichen Tod dreier Menschen - für al-Fayed ist es die öffentliche Bühne, die er schon so lange haben wollte. Er bezahlt seit Jahren einen der bekanntesten Anwälte Großbritanniens, damit der die öffentlichen Untersuchungen in Frage stellt, neue Zeugen findet, neue Aussagen ins Spiel bringt. Michael Mansfield vertritt auch die Familie des Brasilianers Jean Charles de Menezes, der von der Polizei nach den gescheiterten U-Bahn-Anschlägen 2005 erschossen wurde. Über zwei Millionen Euro soll al-Fayed schon für sein Team ausgegeben haben, für die Reisen nach Paris, die vielen Stunden mit Experten, den Kampf gegen die Untersuchungsberichte aus Paris und London. Sein Anwalt Mansfield ist es ihm schuldig zu gewinnen.

Er wird 68 Zeugen vorladen, sogar die Queen soll kommen und bestätigen, dass sie einem Butler von "bösen Mächten" erzählt hat, vor denen er sich hüten solle. Das wird nach aller Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Aber so streut das Anwalts-Team al-Fayeds schon von Anfang an die ersten Zweifel an der Vollständigkeit dieses ganzen Vorhabens. Noch am ersten Tag, als der vorsitzende Richter Lord Justice Scott Baker den Geschworenen erklärte, dass Diana die Pille genommen habe und ein Bild von ihr mit einem Bäuchlein vor dem Beginn der Liebesaffäre mit Dodi al-Fayed aufgenommen worden sei, noch an diesem ersten Tag ließ al-Fayed verlauten, dass ihm der Richter voreingenommen erscheint. Darauf wird er später, so ist anzunehmen, zurückkommen.

Schöner Schein der Neutralität

Die Geschworenen sollen beeindruckt gewesen sein von ihrem Ausflug nach Paris, sie sollen lange vor dem 13. Pfeiler im Tunnel gestanden haben, bevor sie wieder in ihren Bus stiegen und weiterfuhren. Was dies zur Wahrheitsfindung beiträgt, bleibt abzuwarten. Sie werden jetzt für sechs Monate jeden Tag von der Polizei zum Gericht gefahren und wieder abgeholt, niemand soll ihren Namen wissen und abgebildet werden dürfen sie auf Pressefotos auch nicht. So soll zumindest der Anschein gewahrt bleiben, dass sie nicht beeinflusst werden von außen, sondern allein von den Fakten und Aussagen, die ihnen vorgelegt werden.

Woher hatte der Fahrer Henri Paul 1200 Pfund Bargeld in den Taschen? Wurde er von Paparazzi bezahlt, denen er die Abfahrtszeit des Mercedes steckte? Oder vom Geheimdienst, wie al-Fayed sagt? Warum nahm er den Weg durch den Tunnel? War die Prinzessin schwanger? Warum wurde ihr Körper einbalsamiert? Und schließlich: Starb sie, weil die königliche Familie, insbesondere Prinz Philipp, sie beseitigen wollte, wie Mohammed al-Fayed nicht müde wird zu wiederholen?

Eines hat seine unermüdliche Suche nach immer neuen Wahrheiten dann auch für die Öffentlichkeit gebracht: Jede Sitzung der Untersuchung wird als Abschrift ins Internet gestellt. Unter www.scottbaker-inquests.gov.uk kann für jeden Tag bis April 2008 nachgelesen werden, wer genau was ausgesagt hat.

PRODUKTE & TIPPS