Protest gegen Ukraine-Krieg Filmfestival Cannes verbietet die diesjährige Teilnahme russischer Delegierter

Prominente und Jury der Filmfestspiele Cannes
Zahlreiche Prominente werden auch in diesem Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes erwartet
© Thibault Camus/DPA
Das internationale Filmfestival in Cannes beschließt Konsequenzen für russische Delegierte. In einem offiziellen Statement wurde die Ausladung verkündet.

Vom 17. bis 28. Mai findet in diesem Jahr das 75. Filmfestival in Cannes statt. Nicht so für russische Delegierte. Mit einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem an den Ursprung des Film-Events erinnert wird, stellen die Veranstalter sich hinter die Opfer der Ukraine. 

"Da die Welt von einer schweren Krise heimgesucht wird, in der sich ein Teil Europas in einem Kriegszustand befindet, möchte das Festival de Cannes seine ganze Unterstützung für die Menschen in der Ukraine und alle, die sich auf ihrem Territorium befinden, ausdrücken. So bescheiden es auch sein mag, wir schließen unserer Stimme denen an, die sich dieser inakzeptablen Situation widersetzen und die die Haltung Russlands und seiner Führer anprangern. Unsere Gedanken gelten insbesondere den ukrainischen Künstlern und Fachleuten der Filmindustrie sowie ihren Familien, deren Leben jetzt in Gefahr sind. Es gibt diejenigen, die wir nie getroffen haben, und diejenigen, die wir kennengelernt und in Cannes willkommen geheißen haben, die mit Werken gekommen sind, die viel über die Geschichte und Gegenwart der Ukraine aussagen", teilte das Festival-Komitee am Dienstagnachmittag auf ihrer Homepage mit. 

An dem Filmpreis in Cannes nehmen in jedem Jahr viele hochrangige Prominente teil. Abgesehen von der Solidarität der Ukraine gegenüber sicherlich auch ein notwendiger Schritt, damit die Schauspieler ihre Teilnahme an der Verleihung nicht absagen werden, da russische Delegierte teilgenommen hätten. Weiterhin heißt es in dem Statement, dass die Vorbereitungen zu dem Festival de Cannes und der Marché du Film schon begonnen haben. Die Leitung des Filmfestivals hat eine klare Erwartungshaltung an Russland: "Sofern der Angriffskrieg nicht unter Bedingungen endet, die das ukrainische Volk zufriedenstellen, wurde beschlossen, dass wir weder offizielle russische Delegationen willkommen heißen noch die Anwesenheit von Personen akzeptieren werden, die mit der russischen Regierung in Verbindung stehen."

Filmfestival Cannes betont Anerkennung russischer Filmschaffender, die gegen die Regierung sind

Weiterhin stellen die Veranstalter klar, dass unter dieser Entscheidung nicht diejenigen leiden sollen, die sich gegen das russische Regime einsetzen: "Wir möchten jedoch den Mut all jener in Russland würdigen, die Risiken eingegangen sind, um gegen den Angriff und die Invasion der Ukraine zu protestieren. Unter ihnen sind Künstler und Filmschaffende, die nie aufgehört haben, gegen das derzeitige Regime zu kämpfen. Menschen, die mit diesen unerträglichen Aktionen nicht in Verbindung gebracht werden können, wie diejenigen, die die Ukraine bombardieren."

Das erste Filmfestival in Cannes sollte am 1. September 1939 beginnen und wurde wegen des Einmarschs von Nazi-Deutschland in Polen abgesagt. "Wir bleiben unserer Geschichte treu, die 1939 mit dem Widerstand gegen die faschistische Nazi-Diktatur begann", betonte das Festival.

Nach Angaben des Festival-Direktors Thierry Frémaux hat die Auswahl der Filme gerade erst begonnen. Bislang seien noch keine russischen oder ukrainischen Filme gesichtet worden. Zu den häufig eingeladenen Filmemachern zählt auch der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa, der im vergangenen Jahr einen Dokumentarfilm über das Massaker von Babyn Jar gemacht hat. SS-Kommandos hatten dort bis zu 100.000 Menschen getötet. In der Nähe der Gedenkstätte schlugen in dieser Woche russische Bomben ein.

Quelle: festival-cannes.com, dpa

ckl

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