Hochzeit von William und Kate Was trägt der Royal "obenrum"?

Am 29. April sagen William und Kate "Ja". Neben Designern bereiten sich auch Hutmacher auf das Großereignis vor. So manche der farbenprächtigen Blüten für ihre Kreationen bestellen sie bei Tin Kho und ihrem Mann Peter in München.

In den deckenhohen Regalen stapeln sich Kisten, auf den Arbeitstischen stehen hunderte Zangen, Scheren und Pinsel in Kästchen. Inmitten des bunten Durcheinanders im spärlich beleuchteten Keller eines Münchner Wohnhauses sitzt Tin Kho. Die Indonesierin ist eine Federblütenmacherin. Das chinesische Handwerk üben nur noch wenige Werkstätten aus.

Mit ruhiger Hand fertigt die 69-Jährige hier Blüten aus Federn von Pfauen, Gänsen, Straußen, Reihern oder auch Hühnern. Stundenlang färbt sie die Federn, drapiert die rund 100 verschiedenen Sorten mit Draht und lässt so filigrane Kunstwerke entstehen. In einem Nebenraum des Kellers präsentiert Tin Kho die Ergebnisse ihrer Arbeit. Auf hunderten kleinen Ständern sind ihre Blüten ausgestellt.

Auf royalen Häuptern entfalten die filigranen Gebilde im Blitzlichtgewitter regelmäßig ihre Pracht - etwa bei der Hochzeit von Prinz Charles und Camilla im April 2005. Bei der standesamtlichen Trauung trug die Herzogin von Cornwall eine weiße Federblüte aus 60 Straußenfedern, gefertigt von Tin Kho. Der bekannte irische Hutmacher Philip Treacy hatte die Blüte von einem Vertreter der Khos gekauft und den weißen Spitzen-Hut von Camilla dazu kreiert. "Camilla durfte keine Krone tragen, deswegen hatte sie die Blüte", erklärt Kho.

Von der Ehre, Camilla bei ihrer Hochzeit schmücken zu dürfen, erfuhr Tin Kho erst bei der Fernsehübertragung. Noch immer liegt ein Zeitungsartikel mit Camilla und dem Hut auf einem der Arbeitstische unter einer Plexiglasscheibe. Neben Tin Kho arbeitet auch ihr Ehemann Peter im Keller des Einfamilienhauses - er ist für die Buchhaltung und den Vertrieb der Firma "Royal Federblumen" zuständig.

Die beiden kennen sich seit 1963 - damals waren sie unabhängig voneinander aus dem indonesischen Malang nach München zum Studieren gekommen und trafen sich in einem Studentenwohnheim. Tin wurde Innenarchitekt, Peter Bauingenieur. "Wir kommen aus der gleichen Stadt, der gleichen Schule und hatten uns dennoch nie zuvor gesehen", erzählt die zierliche 69-Jährige. Die beiden gründeten eine Familie und hatten die Idee, mit künstlichen Blumen Geld zu verdienen.

Mit der chinesischen Handwerkskunst konnte Kho ihre drei Kinder und die Arbeit unter einen Hut bringen. Anfangs kreierte sie keine Blüten für Hüte, sondern für Wohnzimmer. Ihre Federblumen-Gestecke verkaufte sie an Kauf- und Einrichtungshäuser und machte sich über die Grenzen Münchens hinaus einen Namen. Vor zwölf Jahren fing sie mit den Kreationen für Hüte an.

Für jede der aufwendigen Blüten, die bis zu 150 Euro kosten, braucht Tin Kho etwa zwei Stunden. Die Federn bezieht sie aus Indien und China, früher auch aus Schlachthöfen in Deutschland. Allerdings werde heute oft automatisiert geschlachtet, erzählt die 69-Jährige. Die Federn seien dann häufig gebrochen und nicht mehr zu verwenden.

Rund 1000 Federblüten stellt Tin Kho pro Jahr her. Besonders vor Großereignissen wie der Hochzeit von William und Kate am 29. April oder auch dem legendären Pferderennen in Ascot im Juni nimmt die Zahl der Aufträge stark zu - insgesamt verkaufen Peter und Tin Kho rund rund 80 Prozent ihrer Blüten nach England. Dort arbeiten die Hutmacher sie in ihre extravaganten Kreationen ein.

Auch bei der Hochzeit des Thronfolgers werden ihre Blütenkreationen deshalb wohl wieder zu bestaunen sein, da ist sich Tin Kho sicher. Wenn nicht bei der Braut, dann bei einigen der Gäste auf den Bänken von Westminster Abbey.

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Katja Rathsfeld, DPA

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