Hollywood-Skandal Der "Sex-Designer"

  • von Frank Siering
Hollywood hat einen neuen Skandal: Anand Jon, Modeprinz der Promis und Juror bei "America's Next Topmodel, soll mehr als 15 Frauen sexuell belästigt haben. Schon haben sich alle prominenten Freunde wie Paris Hilton von ihm abgewandt.

Es sollte eine ganz große Woche für ihn werden. "Celebrity-Designer" Anand Jon wollte bei der Fashion Week in Los Angeles seine neue Jeans-Kollektion "Atomize" präsentieren. Aber mit dem Auftritt unter den grellen Scheinwerfern auf dem Laufsteg wurde es nichts. Anand wurde vorübergehend festgenommen. Er muss sich wegen sexueller Nötigung, versuchter Vergewaltigung in mehreren Fällen und diversen mutmaßlichen sexuellen Vergehen an Minderjährigen vor Gericht verantworten. Der Celebrity-Designer, 2003 ob einer ähnlichen Anklage schon einmal zu 52 Wochen Sextherapie verdonnert, beteuert seine Unschuld. Es ist die Geschichte eines Jungen aus Indien, der es in Amerika schaffen wollte. Anand Jon, mit bürgerlichem Namen heißt er Anand Jon Alexander, tauchte zum ersten Mal in den 90er Jahren in Miami auf. Dort traf er - so sagt er zumindest - auf Gianni Versace. "Er hat mich inspiriert, ins Modegeschäft einzusteigen", so der heute 33-jährige Jon.

Feiern mit Paris Hilton

Von Miami ging es nach Los Angeles. Weniger für seine Mode, dafür aber umso mehr für sein Bemühen, in den Promi-Kreisen von Hollywood Fuß zu fassen, wurde der gutaussehende Jon, den sogar das Nachrichtenmagazin Newsweek auf seine "People to watch in 2007"-Liste setzte, schnell bekannt. Paris Hilton zog mit ihm um die Häuser, Mary J.Blige und auch Michele Rodriguez streiften mal die ein- oder andere Jeans über, die Jon entwickelt hatte. "Anand ist so ein Typ, der sich gerne ins Foto drängelt, wenn ein Promi fotografiert wird", sagt ein Celebrity, der mit Jon dieser Tage lieber nicht in Kontakt gebracht werden möchte.

Am Wochenende dann ging die Bombe hoch in Hollywood. Gleich sieben Frauen beschuldigten Jon, dass er sie in einem Zeitraum über drei Jahre sexuell belästigt habe. Jane Robinson ist die Sprecherin des Los Angeles County District Attorneys Office: "Das ist eine andauernde Untersuchung. Wir gehen davon aus, dass es nicht bei sieben Frauen bleibt." Und tatsächlich, nur einen Tag später traten 15 weitere Frauen an die Öffentlichkeit und beschuldigen den Inder, der laut Los Angeles Times in seinem Heimatland den Status eines Rockstars innehält, sie sexuell belästigt zu haben, darunter auch ein 15-jähriges Mädchen. Die Promi-Freunde haben sich schnell verdrückt. Weder Hilton noch Blige und schon gar nicht die selbst mit dem Gesetz in Konflikt geratene Rodriguez, wollten sich zu der Festnahme Jon äußern. Über ihre Sprachrohre lassen sie hinter den Kulissen von Hollywood allerdings schnell verbreiten, dass die Bekanntschaften nur "flüchtig" waren und sie Jon ja eigentlich nur "ab und zu auf Partys" gesehen hatten. Selbst Ivanka Trump, die nachweislich den Modeschöpfer in höchsten Tönen lobte, will ihn plötzlich gar nicht kennen.

Jon beteuert Unschuld

Der "Sex-Designer", wie er nur 24 Stunden nach den Vorwürfen von der Regenbogenpresse in Amerika getauft wurde, beißt nun zurück. Über seinen Anwalt Ronald Richards lässt er seine Unschuld beteuern. Vielmehr glaubt Richards, dass es sich bei den anklagenden Frauen "um enttäuschte Models handelt, die keinen Job bekommen haben von meinem Klienten". Sexklage als Rachemotiv? Die angesammelten Fakten scheinen dagegen zu sprechen. Mitch McCann ist der leitende Polizeikommissar in der Untersuchung. Er sagt, dass "die meisten sexuellen Vergehen im Appartement von Mr. Jon in Beverly Hills stattgefunden haben sollen." Und weiter: "Wir bekommen recht detaillierte Beschreibungen von den mutmaßlichen Attacken. Die meisten Frauen waren Anfang 20, teilweise sogar jünger." Jon, der in der Vergangenheit in der US-Reality-Show "America's Next Top Model" als Juror fungierte, scheint viele Frauen im Internet kennengelernt zu haben. Von zumindest einem mutmaßlichen Opfer weiß die Polizei, dass sie eigens aus dem Nordwesten der USA nach Hollywood ins Appartement von Jon gekommen sein soll, um mit ihm über mögliche Model-Jobs zu sprechen. "Es ist doch ganz klar, dass viele Frauen den Celebrity-Status meines Mandanten ausnutzen wollen", verteidigt Anwalt Richards den Sex-Designer.

Der Promi-Faktor verblasst

"Was für einen Promi-Status?", fragt sich derweil der New Yorker Fashion Stylist und Fotograf Phyllis Leibowitz. In einem Interview mit der "L.A. Times" wird Leibowitz wie folgt zitiert: "Kein Mensch in der Modewelt hat Jon wirklich ernsthaft Aufmerksamkeit geschenkt. Er ist halt jemand, der weiß, wie man mit einflussreichen Menschen feiert, mehr nicht." Anand Jon muss sich am 4.April zur Anhörung vor dem L.A. Bezirksgericht einfinden. Bis dahin darf der Sex-Designer weiterhin seine Mode promoten. Mit einem solchen Ballast auf dem Rücken dürfte im Moment allerdings wenig Geld zu verdienen sein. Und in New York wird darüber nachgedacht, ebenfalls eine Untersuchung gegen Jon einzuleiten.

PRODUKTE & TIPPS