Von Heidelberg nach Hollywood – klingt nach einer unglaublichen Geschichte. Wie kam es dazu?
Das war tatsächlich ziemlich kurios, denn ich hatte die Rolle gewonnen. Es ging so los, dass eine Zeitschrift einen Wettbewerb ausgeschrieben hatte: Suchen neues deutsches Bond-Girl! Damals modelte ich ein bisschen und schickte einfach ein paar Bilder hin. Ein Volltreffer: Von etwa 900 Bewerberinnen kam ich unter die letzten zehn.
Und dann wurden Sie zum Vorsprechen eingeladen?
Genau. Ich sollte vor der Kamera improvisieren: lachen, schreien, weinen, mal traurig schauen, dann wieder lachen. Zum Glück hatte ich seit Kindertagen Ballett gemacht und war es gewohnt, auf der Bühne zu stehen. Das kam mir zugute. Ich gewann das Casting.
"Golden Eye" war der erste Film von Pierce Brosnan als James Bond. Die Welt wurde von einer gefährlichen Satellitenwaffe bedroht. Was war Ihr Job?
Ich hatte natürlich nur eine kleine Rolle. Eine Szene spielte im Casino von Monte-Carlo. Pierce Brosnan stand am Roulettetisch. Ich trug ein verführerisches kaki-grün meliertes Abendkleid und High Heels und sollte ihn anschmachten.
Simone Bechtel
Simone Bechtel, 1968 in Mannheim geboren, studierte zunächst Englisch und Französisch und besuchte dann die Fachhochschule für Musik und Tanz in Mannheim und Frankfurt. 1995 hatte sie einen kleinen Auftritt in "Golden Eye" (Foto: Bechtel hinter Pierce Brosnan). Später spielte sie im "Tatort" mit oder in Fernsehfilmen wie "Großer Mann ganz klein!". Als Model stand sie unter anderem für Valentino, Louis Féraud und L’Oréal vor der Kamera. Sie ist mit dem Unternehmer Ahmet Pekkip verheiratet, mit dem sie einen Sohn hat.
Vermutlich keine allzu schwere Aufgabe.
Das war ein Selbstläufer!
Was blieb sonst vom Set in Erinnerung?
Da die Szene nicht im Casino von Monte-Carlo gedreht werden durfte, war dieses originalgetreu im Studio in London nachgebaut worden. Die Atmosphäre war überwältigend.
Pierce Brosnan ist ein Weltstar. Sitzt so einer beim Mittagessen mit der Crew zusammen?
Ja, letztendlich wirkte er relativ normal. In den Drehpausen quatschten wir auch mehrmals. Netter Typ!
Wie hat die Rolle Ihr Leben verändert?
Von einem Tag auf den anderen war ich total gefragt und nur noch unterwegs. Ich kam auf das "Playboy"-Cover, wurde als Model für Shootings oder Werbefilme gebucht, arbeitete mit Fotografen wie Herb Ritts oder Gunter Sachs zusammen. Plötzlich wurde ich in Talkshows eingeladen, saß bei Thomas Gottschalk in seiner damaligen "Late Night"-Show auf dem Sofa.
Ihr witzigstes Erlebnis?
Einmal spielte ich den Lockvogel in der TV-Sendung "Vorsicht Kamera!" Dazu wurde eine Zeitungsannonce geschaltet: Das neue Bond-Girl spielt die Hauptrolle in der Fortsetzung von "Saturday Night Fever" und sucht noch einen männlichen Hauptdarsteller. Unglaublich, aber da meldeten sich tatsächlich richtig viele Männer. Im Studio sollten sie dann für Probeaufnahmen um mich herumtänzeln. Manche rissen sich sogar das Hemd vom Oberkörper, nur um die Rolle zu bekommen.
Sie haben den großen Durchbruch als Schauspielerin nicht geschafft. Traurig?
Damals vielleicht. Nach "Golden Eye" bekam ich kleinere TV-Rollen, spielte etwa im "Tatort". Um richtig Karriere zu machen, hätte ich aber wahrscheinlich ins Ausland gehen oder zumindest mal nach München ziehen müssen. Aber ich lebe in Heidelberg und wollte hier nicht weg.
Sind Sie noch als Schauspielerin tätig?
Hin und wieder, ich arbeite auch noch als Model. Derzeit bin ich dabei, mit meinem Mann ein Ökomodelabel aufzubauen.
Abseits von Film und Modelbusiness: Welcher Traum hat sich erfüllt?
Ich bin Mutter geworden! Mein Sohn Cem-Perry ist jetzt elf Jahre alt. Ein wunderbarer Junge. Ich bin sehr stolz auf ihn.