Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die Jany Tempel und Patricia Thielemann im "Zeit"-Magazin erheben. Beide schildern separat voneinander Vorfälle, die sich 1996 und 1991 abgespielt haben sollen. Jany Tempel war 27, als sie Dieter Wedel im Münchner Hotel "Vier Jahreszeiten" für ein Vorsprechen getroffen haben soll. Wie sie dem aktuellen Magazin der Wochenzeitung "Die Zeit" schildert, soll Wedel die junge Schauspielerin damals zum Sex genötigt haben. Wedel bestreitet die Vorwürfe und legte dem "Zeit"-Magazin eine eidesstattliche Versicherung ab. Er gibt unter anderem an, "Frau Tempel gegenüber war ich definitiv nie gewalttätig" und ergänzt: "Ein solches Verhalten ist mir gänzlich fremd, und ich finde jegliche Form von sexueller Gewalt abstoßend."
Davor hatte die Deutsch-Türkin, die bei Adoptiveltern in Bayern aufwuchs, von 1991 bis 1993 als Moderatorin für das Jugendmagazin "Telewischen" des DFF gearbeitet und in vielen kleineren und manch größeren Produktionen im Fernsehen mitgewirkt. Nach dem mutmaßlichen Vorfall, von dem sie im "Zeit"-Magazin sehr detailliert erzählt, hatte Tempel einen Drehtag für Wedels TV-Reihe "Der König von St. Pauli".
Nach einem Suizid-Versuch beendete Tempel ihre Schauspielkarriere
2000 und 2001 ermittelte Jany Tempel dann als Kriminalassistentin Alice Bothe im Frankfurter "Tatort" an der Seite von Karl-Heinz von Hassel. Allerdings spielte die heute 48-Jährige nur in zwei Filmen der Reihe mit, nachdem sie am Set einen psychischen Zusammenbruch erlitten hatte. Nach einem Suizidversuch kehrte Tempel der Schauspielerei als Hauptberuf den Rücken und spielte nur noch ab und an in kleineren Produktionen mit. Dem "Zeit"-Magazin erzählte die ehemalige Schauspielerin, dass sie schon im Kindesalter Missbrauchserfahrungen gemacht hätte und unter anderem deshalb, aber auch wegen des angeblichen Vorfalles mit Dieter Wedel, lange Zeit in therapeutischer Behandlung war. Heute lebt Tempel in Berlin und feiert hinter der Kamera Erfolge. Für ihren ersten Film als Regisseurin gewann die Autorin und Fotografin beim Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken 2007 den Preis der Jugendjury für ihren Film "Große Lügen". Tempel hat zwei erwachsene Kinder.

Die zweite Frau, die Dieter Wedel beschuldigt und dazu dem "Zeit"-Magazin eine eidesstattliche Versicherung abgab, ist Patricia Thielemann. Die 50-Jährige spielte schon im Jugendalter in diversen Produktionen mit, unter anderem mit 13 am Hamburger Thalia Theater. Dort verkörperte Thielemann die Rolle eines Geistes in einer Produktion von Goethes "Faust". 1991 traf sich Thielemann angeblich mit Wedel in einem Bremer Hotel, wo dieser ihr gegenüber zudringlich geworden sein soll. Dieter Wedel bestreitet auch Thielemanns Vorwürfe.
Patricia Thielemann lebt heute als Yoga-Lehrerin in Berlin
1997 zog Thielemann in die USA und übernahm in Los Angeles wieder kleinere TV-Rollen.
Heute lebt sie in Berlin. Die Schauspielerei hat sie aufgegeben, auch, weil sie in den USA eine andere Leidenschaft für sich entdeckte: Yoga. Mit ihren drei "Spirit Yoga"-Studios und ihrem Buch "Spirit Yoga: Aufrecht, stark und klar im Leben" ist sie extrem erfolgreich. Über das Ende ihrer Schauspielkarriere sagt Thielemann dem "Zeit"-Magazin: "Die Begegnung mit Wedel war eines der Erlebnisse, die mitverantwortlich dafür sind, dass ich aus dieser kranken Branche raus bin."
Wedel selber schreibt in seiner Erklärung dem "Zeit"-Magazin gegenüber über einen Vorfall, der sich vor etwa 35 Jahren ereignet haben soll: "Damals hatte eine Schauspielerin unzutreffend - allerdings halb scherzhaft - über mich verbreitet, ich hätte sie im Bademantel im Hotelzimmer empfangen und sie hätte anschließend eine Rolle in einem meiner Filme nur deshalb nicht bekommen, weil sie nicht auf meine Avancen eingegangen sei", sagt er. "Von da an war regelmäßig immer entweder der Regieassistent, ein Vertreter der Produktion oder die Casting-Beraterin Sabine Schroth bei Probeaufnahmen für eine Rolle in einer meiner Produktionen bzw. unter meiner Regie anwesend", so Wedel in seiner Erklärung.
Auf Nachfrage des stern war Wedels Anwalt für eine Stellungnahme nicht erreichbar.