"Mit Computern habe ich es nicht so. Ich verstehe die Dinger nicht. Manchmal google ich zwar, um zu sehen, was die Presse über mich schreibt. Oder besser: Ob sie überhaupt etwas schreibt. Aber Online-Dating? Nein danke - ich wüsste ja nicht einmal, wie ich mich selbst beschreiben sollte." John Cusack ist mittlerweile 39 und musste sich für seinen neuen Film "Frau mit Hund sucht Mann mit Herz" (Kinostart: 25.08.) notgedrungen mit der modernen Technik auseinander setzen. Es hat sich gelohnt, denn bei den Dreharbeiten ging ein Jugendtraum für den smarten Schauspieler in Erfüllung: Mit seiner Filmpartnerin Diane Lane verbindet ihn seit 25 Jahren eine besondere Beziehung.
"Ich wollte eigentlich einen Film in Europa machen, aber das Projekt zerschlug sich in der letzten Sekunde. Na toll, sagte ich mir, jetzt sitze ich also zu Hause rum und tue nichts", dachte John Cusack, bevor ihm die Rolle in "Frau mit Hund sucht Mann mit Herz" angeboten wurde. "Plötzlich bekam ich die Chance, mit Stockard Channing, Christopher Plummer und vor allem Diane Lane zusammenzuarbeiten. Das war pures Glück. Ich schwärme für Diane Lane, seit sie 13 war. Ich muss ungefähr genauso alt gewesen sein und sah sie in 'Ich liebe dich - I Love You - Je T'aime'."
"Sexskandale? Ich bin offen für Angebote"
Mehr als eine zurückhaltende Schwärmerei aus der Ferne kam dabei natürlich nicht heraus. Dafür ist Cusack viel zu artig. Er hatte zwar mit Claire Forlani, Minnie Driver und Neve Campbell durchaus Boulevard-taugliche Beziehungen - aber daran erinnert sich heute niemand mehr. Zu glatt und zu sauber scheint das Leben des ewigen Teenagers mit dem Baby-Pokerface. "Sexskandale? Hatte ich nie, bin aber offen für Angebote", sagt er schmunzelnd. Cusack weiß, dass er nicht der Typ dafür ist. "Ich war ein Teen-Star, das ist eklig genug."
Seine ersten Erfolge hatte er in den 80er-Jahren mit Teenie-Klamotten wie "Class" (1983) und "Say Anything" (1989). Unvergessen bleibt das Bild, als er auf einer Luftmatratze im Pool liegt, die Beine lässig im Wasser baumelnd, in der Hand einen Drink, am Körper eine enge Badehose und eine Lederjacke und hinter der übergroßen Sonnenbrille entstehen Traumbilder vom "Volltreffer" (1985), von einer schönen Blondine, die ihn verwöhnt.
Festgelegt auf den "netten Jungen"
Vom Teen-Star-Image hat sich Cusack mittlerweile befreit, ein "charming boy" ist er geblieben. Auch wenn er sich dagegen wehrt, nur als "romantischer Typ" wahrgenommen zu werden. Das ist nach Filmen wie "America's Sweethearts" (2001) an der Seite von Julia Roberts und Catherine Zeta-Jones und "Weil es dich gibt" (2001) mit Kate Beckinsale nicht ganz so einfach. Cusack ist und bleibt ein netter Junge. Dabei hatte er vor ein paar Jahren noch gesagt: "Ich könnte nie mehr den Charmeur spielen. Wenn eine Rolle keine dunkle Seite hat, taugt sie nicht für mich. Da kann ich mich nicht finden." Das war, nachdem er sich in Woody Allens "Bullets over Broadway" (1994), Clint Eastwoods "Mitternacht im Garten von Gut und Böse" (1997) und der von ihm selbst geschriebenen und produzierten schwarzen Killerkomödie "Ein Mann, ein Mord" ("Grosse Point Blank", 1998) als ernst zu nehmender Schauspieler etabliert hatte.
Aber es kommt meistens ganz anders. Um Filme machen zu können, die einem am Herzen liegen, muss man "manchmal auch Filme für 'Die' machen." "Die" - das sind die Hollywood-Studios, die Kommerzfilmer, die aber eine Menge Geld auch auf das eigene Konto überweisen. "Es ist eine Art Tanz, zu dem du in diesem Geschäft verpflichtet bist, um dich auf der anderen Seite künstlerisch verwirklichen zu können", analysiert Cusack, der eben auch Rollen in der Jerry-Bruckheimer-Produktion "Con Air" (1997) und in John Grishams "Das Urteil" (2003) übernahm.
Das Geld, das er damit verdient, setzt er für seine 1988 in Chicago gegründete Theatergruppe "New Criminals" ein oder produziert mit seiner Firma "New Crimes Production" in Los Angeles künstlerisch hochwertige Projekte. Die Nick-Hornby-Verfilmung "High Fidelity" (2000) war eines davon. Cusack übernahm darin nicht nur die Hauptrolle des beziehungstechnisch unbeholfenen Musikkenners Rob Gordon, sondern schrieb auch am Drehbuch mit und ko-produzierte die Komödie.