Zeugenaussage Willy Wonka, Marlon Brando und der wohl bizarrste Moment im Depp-Heard-Prozess

Johnny Depp Gericht
Johnny Depp am Montag vor Gericht
© Steve Helber / POOL / AFP
Das Kreuzverhör von Amber Heards Zeugen Dr. David Spiegel wurde am Montag teilweise hitzig. So sehr, dass sich Johnny Depp ungläubig die Hand vors Gesicht hielt. 

Dr. David Spiegel war von Amber Heards Anwaltsteam beauftragt worden, sich mit dem Konsumverhalten von Johnny Depp zu beschäftigen und über die möglichen physischen Folgen seiner Drogensucht auszusagen. Spiegel ist erfahrener Psychiater und Verhaltenstherapeut und gab im Zeugenstand an, 75 Prozent seiner Patienten hätten mit Drogenproblemen zu kämpfen. 

Johnny Depp: Aussage von Dr. David Spiegel

Depp habe er persönlich nicht getroffen, evaluierte jedoch Aussagen und Aufnahmen des "Fluch der Karibik"-Stars. Und er kam zu dem Schluss, dass Depps Sucht bereits Einfluss auf seine Aufnahmefähigkeit habe. Grund für seine Annahme war unter anderem die Tatsache, dass Johnny Depp gelegentlich einen Knopf im Ohr trägt, wenn er bei der Arbeit ist. "Haben sie die Aussage von Mr. White gelesen, als er erzählt hat, was er über den Knopf im Ohr hört?", wollte Depps Anwalt Wayne Dennison im Kreuzverhör von Spiegel wissen, der bejahte. Es sei Musik, erklärte der Anwalt, nicht etwa die Zeilen aus dem Drehbuch. "Wenn Mr. Depp Musik auf die Ohren bekommen hat statt seiner Drehbuchzeilen, ändert das Ihre Meinung bezüglich seiner kognitiven Fähigkeiten?", forderte der Verteidiger den Psychiater heraus. 

Spiegel beharrte darauf, er wisse, dass Depp auch seine Zeilen zugespielt bekomme, lenkte aber trotzdem ein wenig ein. Was folgte war ein Austausch über Praktiken unter Schauspielern, woraufhin der Psychiater betonte, er wisse rein gar nichts darüber, wie Schauspieler vorgehen. "Wissen Sie, ob Marlon Brando einen Knopf im Ohr getragen hat?", fragte Dennison. "Ist er nicht tot?", antwortete Spiegel verblüfft und erstaunte damit nicht nur Johnny Depp, der sich die Hand vors Gesicht schlug. "Ich habe die Vergangenheitsform benutzt", erklärte der Anwalt. 

Kreuzverhör von Amber Heards Zeugen

Dennison nagelte den Psychiater außerdem darauf fest, dass er aussagte, Depp auch anhand seiner Performance in den "Fluch der Karibik"-Filmen beurteilt zu haben. Diese habe er mit den Aussagen des Schauspielers vor Gericht verglichen. Spiegel entschuldigte sich für den Vergleich, doch der Anwalt ließ nicht locker. "Haben irgendwelche anderen Darstellungen von Mr. Depp in Filmen ihre Evaluation seiner kognitiven Fähigkeiten beeinflusst?", forderte er Spiegel heraus. "Willy Wonka kümmert Sie nicht?", fragte er und wollte wissen, ob er "Charlie und die Schokoladenfabrik" gesehen habe. 

Es folgte eine kurze Stille, in der Spiegel den Mund weit öffnete und seine sich bewegende Zunge zum Vorschein kam. Auch Johnny Depp sah verdutzt aus und guckte genauer hin. "Muss ich die Frage beantworten?", fragte Spiegel Richterin Penny Azcarate. "Ja, Sie müssen Fragen beantworten", antwortete sie. "Sie werden froh sein, zu hören, dass ich Willy Wonka nicht gesehen habe und auch '21 Jump Street' habe ich nicht geguckt", sagte er.

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Es war einer der denkbar bizarrsten Momente des laufenden Verleumdungsprozesses. Depp hat Amber Heard, mit der er von 2015 bis 2017 verheiratet war, auf 50 Millionen Dollar (knapp 48 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Der "Fluch der Karibik"-Star wirft der 36-Jährigen vor, seiner Karriere mit falschen Anschuldigungen der häuslichen Gewalt schwer geschadet zu haben. Hintergrund ist ein Beitrag für die "Washington Post" aus dem Jahr 2018, in dem sich Heard als Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt bezeichnete, ohne Depp dabei namentlich zu nennen. 

Heard hat mit einer Gegenklage gegen den 58-Jährigen reagiert und verlangt 100 Millionen Dollar Schadenersatz. Sie hatte Depp vorgeworfen, sie berauscht mit einer Flasche vergewaltigt zu haben. Depp bestritt hingegen, ihr gegenüber jemals Gewalt angewendet zu haben. Der Prozess geht noch bis zum 27. Mai. 

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