Verleumdungsprozess Verschwundene Millionen, Kratzer und Elon Musk – die Erkenntnisse aus Woche drei Depp gegen Heard

Amber Heard und Johnny Depp bekriegen sich vor Gericht
Amber Heard und Johnny Depp bekriegen sich vor Gericht
© Michael Reynolds / Picture Alliance
Vor den Augen der Öffentlichkeit bekriegen sich Johnny Depp und Amber Heard vor Gericht in Virginia. Auch Woche Drei brachte wieder schockierende Erkenntnisse ans Licht.

Es ist der schmutzigste Rosenkrieg zwischen zwei Prominenten seit Jahren. Und er hat noch lange kein Ende. Seit drei Wochen bekriegen sich Johnny Depp und Amber Heard vor Gericht. Neben einigen Zeugen war bisher nur Depp selbst im Zeugenstand, Heard wird erst noch befragt werden. Insgesamt soll der Prozess sechs Wochen lang andauern. Wir haben die bisher wichtigsten Aussagen der dritten Prozesswoche gesammelt.

Johnny Depp verlässt den Zeugenstand

Am Montag hatte Johnny Depp seinen letzten Tag im Zeugenstand. Zwei Dinge, die herausstachen: Erneut war die abgeschnittene Fingerkuppe des Schauspielers Thema. Er sagt, Amber Heard habe sie ihm abgetrennt, als sie mit einer Wodka-Flasche auf ihn einschlug. Sie wiederum behauptet in Gerichtsdokumenten, Depp habe sich die Verletzung selbst zugefügt. Eine Anschuldigung, die er vehement dementiert. "Ich würde mir auf keinen Fall selbst einen Finger abschneiden, um diese wunderbare Gelegenheit, mit dem Gitarrespielen zu beginnen, zu ruinieren", sagte er in Anspielung auf eine kurz nach dem Vorfall geplante Tournee. 

Depp kam auch auf seine Paraderolle des "Captain Jack Sparrow" in den "Fluch der Karibik"-Filmen zu sprechen. Sein Vorwurf: Mit ihrem Meinungsstück in der "Washington Post" habe Amber Heard ihm geschadet. Tatsächlich verlor er nach der Veröffentlichung seine Rolle in dem "Harry Potter"-Spin-off "Phantastische Tierwesen". Und auch die geplanten "Fluch der Karibik"-Filme wurden im Anschluss auf Eis gelegt. "Captain Jack Sparrow war eine Figur, die ich von Grund auf aufgebaut hatte und (...) man steckt viel von sich selbst in die Figuren", sagte er. "Und ich war der Meinung, dass die Figuren einen Ausweg haben sollten, um das Franchise mit einem sehr guten Ende zu beenden. Und ich hatte vor, weiterzumachen, bis es Zeit war, aufzuhören", erklärte er. 

Zweifel an Amber Heards Verletzungen

Bezeichnend waren außerdem Aussagen einiger Personen, die Zweifel schürten an Amber Heards Erzählungen, sie habe Verletzungen erlitten. Ein Polizeibeamter sagte aus, er habe keinerlei körperliche Verletzungen an Amber Heard feststellen können. 

In seiner Aussage erklärte Tyler Hadden, Heards Gesicht sei gerötet und verweint gewesen. "Nur weil ich eine Frau mit rosa Wangen und rosa Augen sehe, heißt das nicht, dass etwas passiert ist", sagte Hadden, der betonte, dass Heard nur sehr ungern mit den Beamten gesprochen habe.

Stattdessen sagte Johnny Depps Bodyguard Malcolm Connolly aus, er habe "Kratzer und Schwellungen" im Gesicht seines Chefs bemerkt. Der Jury wurde ein Foto von Depp und Heard während ihrer Flitterwochen im Orient Express von Bangkok nach Singapur gezeigt. Connolly sagte, er habe es selbst aufgenommen und bemerkt, dass Depp eine Schwellung unter seinem Auge hatte. Ironisch erklärte er im Zeugenstand, als er nach der Ursache der Verletzung gefragt wurde: "Er ist gegen eine Tür gelaufen oder eine Tür ist in ihn hineingelaufen."

Der Kot-Vorfall

Erneut zur Sprache kam der Vorwurf von Johnny Depp, Amber Heard habe auf seine Seite des Bettes gekotet. Starling Jenkins, langjährige Chauffeur von Johnny Depp, sagte aus und erklärte, Amber Heard habe ihm gegenüber die Verantwortung dafür übernommen. Heard habe von einem "schrecklichen Scherz" gesprochen. 

Außerdem erklärte er, Johnny Depps Handy in der berüchtigten "Skid Row" in Los Angeles aufgespürt zu haben. Heard habe ihm erzählt, dass sie es bei einem Streit aus dem Fenster geworfen habe. Die "Skid Row" ist bekannt für die sich dort aufhaltenden Obdachlosen und Junkies. 

Scheidung und Millionen

In den Zeugenstand trat außerdem Johnny Depps Business-Manager Edward White, der Auskunft über Amber Heards angebliche Forderungen im Zuge der Scheidung gab. Er hat Einblick in Depps Finanzen und erklärte, Heard habe zuerst vier Millionen von Johnny Depp gefordert. Dabei soll es jedoch nicht geblieben sein.

Sie habe ihre Forderung stetig erhöht, bis Depp ihr schließlich sieben Millionen Dollar steuerfrei zukommen ließ, zusätzlich 500.000 Dollar für ihre Anwälte. Eine neue Information: Laut Einigung soll Depp für "gemeinschaftlichen Verbindlichkeiten" aufgekommen sein, also Ausgaben, die während der Ehe getätigt wurden. Insgesamt soll die Scheidung Depp laut White 14,25 Millionen Dollar gekostet haben. Eine erstaunliche Summe, wenn man bedenkt, dass die beiden nur 15 Monate verheiratet waren. 

Elon Musk und Amber Heard

Ein Name, der in dieser Woche gleich mehrfach fiel, war der des Tech-Unternehmers Elon Musk. Kurz nach der Scheidung von Johnny Depp war Amber Heard mit dem Tesla-Gründer liiert. Heards ehemaliger Agent Christian Carino sagte im Zeugenstand aus und erklärte, er habe die Beziehung der beiden nicht für voll genommen. Carino erinnert sich an eine SMS, die er Heard nach der Trennung von Musk schickte. "Du warst nicht in ihn verliebt und du hast mir tausendmal gesagt, dass du nur die Lücke füllst", schrieb er damals an sie. 

Dass Musk zu einer Schlüsselfigur werden könnte, zeigte die Aussage von ACLU-Chief Operating Officer Terence Dougherty. Die American Civil Liberties Union ist eine Non-Profit-Organisation, die sich für den Erhalt der Rechte jedes einzelnen Bürgers der USA einsetzt. Nach der Scheidung von Johnny Depp kündigte Amber Heard an, dreieinhalb Millionen Dollar des Scheidungsgeldes an die Organisation zu spenden. Dougherty sagte vor Gericht jedoch aus, dass bei ihnen nur 1,3 Millionen Dollar Spenden ankamen. 500.000 Dollar davon sollen von Elon Musk überwiesen worden sein. Was mit dem Rest der Millionen passiert ist, konnte Dougherty nicht sagen.

Borderline-Diagnose

Für Aufsehen sorgte die Aussage von Rechtspsychologin Shannon Curry. Curry wurde von Johnny Depps Anwaltsteam in den Zeugenstand gerufen. Sie war von den Anwälten des Schauspielers beauftragt worden, ein Gutachten über Heard zu erstellen. Und ihre Diagnose hatte es in sich: Curry attestierte Amber Heard eine Borderline-Störung sowie eine histrionische Persönlichkeitsstörung. Ihrer Einschätzung nach neige Heard zu emotionaler Instabilität und plötzlichen Wutausbrüchen, die auch mit Gewalt einhergehen könnten.

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Erst habe sie medizinische Protokolle evaluiert und zahlreiche Dokumente eingesehen. Im Anschluss traf sich Curry an zwei unterschiedlichen Tagen mit Amber Heard, insgesamt verbrachte sie zwölf Stunden mit der Schauspielerin. Sie erklärte, dass Personen mit dieser Art Persönlichkeitsstörungen oft "dramatisch, unberechenbar und unvorhersehbar" seien und von einem "unterschwelligen Drang besessen seien, nicht verlassen zu werden, aber auch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen." 

Verleumdungsprozess: Dieses Video dient als Beweisstück: Johnny Depp randaliert in seiner Küche
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"Wenn jemand Angst hat, verlassen zu werden, von seinem Partner oder von jemand anderem in seinem Umfeld, und diese Störung hat, wird er verzweifelte Angriffe unternehmen, um das zu verhindern", sagte sie über Patienten mit Borderline-Störung. "Und diese verzweifelten Versuche können körperliche Aggression sein, sie können bedrohlich sein, sie können sich selbst verletzen, aber das sind Verhaltensweisen, die sehr extrem und sehr beunruhigend für die Menschen um sie herum sind", erklärte Curry. 

Johnny Depp, Amber Heard und die Privatinsel

Zu Currys Analyse der Verlustangst passte die Aussage von Johnny Depps Insel-Managerin Tara Roberts. Sie erinnerte sich an einen Vorfall aus dem Dezember 2015. Johnny Depp behauptet, Heard habe in dem Urlaub mit einer Dose Lösungsbenzin nach ihm geworfen. Roberts erzählte, sie und ein anderer Angestellter seien gerade im Gespräch gewesen, als ein aufgebrachter Johnny Depp den Raum betrat. Nach wenigen Minuten sei Amber Heard ebenfalls gekommen, habe sich entschuldigt und Depp gebeten, zu ihr zurückzukommen. Depp sei daraufhin rausgegangen zu seinem Auto, wollte wegfahren, doch Heard habe ihm den Weg versperrt. Die beiden seien schließlich gemeinsam weggefahren, doch Roberts habe sich gesorgt und wollte sicherstellen, dass es ihnen gutginge. 

Also fuhren sie und der andere Angestellte ebenfalls zum Haupthaus, wo sie Schreie hörte. "Amber hat geschrien und Johnny hat geantwortet, man konnte hören, was gesagt wurde. Wir standen ein paar Minuten lang da. Dann hörte man Amber, wie sie ihm sagte, er sei ein gescheiterter Schauspieler und würde als fetter, einsamer alter Mann sterben", erzählte sie. "Johnny sagte, 'du hast mich mit einer Dose (...) geschlagen'. Johnny kam die Treppe herunter, Amber war hinter ihm, sie hatte eine Flasche in der Hand. Es gab eine Pause des ersten Schocks, weder Johnny noch Amber wussten, dass wir da waren", sagte Roberts. 

Nach weiteren Streitereien habe Depp versucht, das Weite zu suchen. "Sie krallte sich fest, griff nach seiner Kleidung, packte ihn an den Haaren, wie eine Wütende – er wollte weg. Er konnte nicht mit dem Auto wegfahren, weil die Schlüssel abgezogen worden waren", erinnerte sich die Managerin. Depps Privatinsel auf den Bahamas ist ein Schlüsselort in der gescheiterten Beziehung der beiden. Dort machte Depp nicht nur einen Entzug, es war auch der Ort, wo er und Amber Heard sich 2015 das Jawort gaben. 

Kommende Woche geht es weiter in Fairfax, Virginia. Amber Heard wird selbst in den Zeugenstand gerufen, womöglich bereits am Montag. 

Quellen: "Insider" / "Deadline"

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