Es ist der schmutzigste Rosenkrieg zwischen zwei Prominenten seit Jahren. Und er hat noch lange kein Ende. Seit zwei Wochen bekriegen sich Johnny Depp und Amber Heard vor Gericht. Neben einigen Zeugen war bisher nur Depp selbst im Zeugenstand, Heard wird erst noch befragt werden. Insgesamt soll der Prozess sechs Wochen lang andauern. Wir haben die bisher wichtigsten Aussagen gesammelt.
Johnny Depp gegen Amber Heard: Sie wirft ihm sexualisierte Gewalt vor
Gleich zu Beginn des Prozesses fuhren die jeweiligen Verteidiger harte Geschütze auf. War bis jetzt schon bekannt, dass Heard Depp Gewalt vorwirft, erweiterten ihre Anwälte die Anschuldigungen. So soll der Schauspieler seine Ex-Frau auch sexuell missbraucht haben.
Depps Verteidiger schossen jedoch direkt zurück, sagten, die Strategie sei, die Geschworenen zu beeinflussen "für den Zweck des Hollywood-Schockwerts, den Amber beherrscht und benutzt hat, um eine ernsthafte soziale Bewegung auszunutzen."
Sein Tontechniker wirft Heard schlechtes Verhalten vor
Im Zeugenstand sagte Johnny Depps Tontechniker Keenan Wyatt aus und berichtete von einem Vorfall, der sich an Bord eines Privatjets abgespielt haben soll. Er sei 2014 mit unter anderem dem Ex-Paar von Boston nach Los Angeles gereist. Heard habe ihn ignoriert und als er sie ansprach soll sie geschrien haben. "Plötzlich rastete sie aus und begann mich anzuschreien. 'Wie kannst du es wagen, mit mir zu reden? Geh weg von mir.' Also ging ich zurück zu meinem Platz und kümmerte mich um meine eigenen Angelegenheiten", sagte er im Zeugenstand. "Sie war plötzlich laut. Es war ein ruhiges Flugzeug - auf einmal wurde es sehr laut."
Wyatt sagte außerdem aus, er habe noch nie mitbekommen, wie Johnny Depp einen anderen Menschen beschimpft habe.
Amber Heard und Johnny Depp: Von der Filmliebe zur Schlammschlacht

Johnny Depp spricht über seine traumatische Kindheit
Der "Fluch der Karibik"-Star wurde im Zeugenstand emotional, als er von seiner Kindheit erzählte. Dabei nannte er seine eigene Mutter, Betty Sue Palmer, "ziemlich grausam" und schilderte, wie sie ihm gegenüber gewalttätig war. Parallelen sehe er zwischen sich und seinem Vater, der trotz der Gewaltausbrüche von Palmer immer stoisch blieb.
Seine Schwester, Christi Dembrowski, bestätigte seine Erzählungen im Zeugenstand und berichtete davon, dass sie und ihr Bruder sich früher geschworen hätte, die Gewalt in ihrer Familie nie fortzusetzen. "Als wir älter wurden, haben wir beschlossen, dass wir, sobald wir unser eigenes Zuhause haben, niemals etwas Ähnliches wie in unserer Kindheit wiederholen würden", sagte Dembrowski.
Seine Kinder konnten Heard nie leiden
Interessant auch Depps Aussagen hinsichtlich seiner zwei Kinder mit Vanessa Paradis, Lily-Rose Depp und Jack Depp. Was bislang nicht bekannt war: Lily-Rose Depp schwänzte sogar die Hochzeit ihres Vaters. "Meine Tochter Lily-Rose ist nicht zu der Hochzeit gekommen. Sie und Frau Heard haben sich aus verschiedenen Gründen nicht besonders gut verstanden", sagte der Schauspieler. Seine Kinder seien um einiges schlauer als er und hätten die "Aquaman"-Darstellerin nicht gemocht, klärte er außerdem auf.
Auf der Hochzeit der beiden hätte Heard gemeinsam mit Freunden angeblich Drogen zu sich genommen. Depp selbst hätte bloß Marijuana geraucht, sagte er.
Drogen-Beichte von Johnny Depp
Ein wichtiges Thema der bisherigen Befragungen war Johnny Depps Drogenvergangenheit. Und der Schauspieler nahm kein Blatt vor den Mund. Er erzählte unter anderem, dass er mit seinen Kollegen Paul Bettany und Marilyn Manson konsumiert habe. Letzterem habe er Subtanzen gegeben, damit er endlich aufhöre, so viel zu reden.
Er berichtete außerdem, dass er auf seiner Privatinsel in den Bahamas versucht habe, von den Drogen runterzukommen und beschuldigte Amber Heard, ihm hilfreiche Medikamente vorenthalten zu haben. Sichtlich angefasst beschrieb der Hollywood-Star die schlimmen Schmerzen, die seinen Körper plagten und gegen die er Medikamente bekam. Mittel, über die Amber Heard verfügte. "Die Entzugserscheinungen machten sich bemerkbar und ich sagte zu Frau Heard: 'Ich brauche jetzt die Medikamente.' Sie schaute auf die Uhr und sagte: 'Es ist noch nicht so weit'", erklärte Depp im Zeugenstand.
Immer wieder soll Heard ihm die schmerzstillenden und beruhigenden Medikamente verwehrt haben, weil es ihrer Aussage nach zu früh sei. Er habe ihr versucht, zu erklären, dass es nicht um Zeitpunkte ginge, dass er die Mittel brauche, um die Entzugserscheinungen zu überstehen. Für ihn soll das Erlebnis der Tiefpunkt seines Lebens gewesen sein.
Abgeschnittene Fingerkuppe
Über die Gewalt in der toxischen Ehe sagten unter anderem Angestellte des Ex-Paares aus. Nur einen Monat nach ihrer Hochzeit kam es offenbar zu einem blutigen Zwischenfall. Johnny Depp und Amber Heard hielten sich mit dem persönlichen Leibarzt Dr. David Kipper und der Krankenschwester Debbie Lloyd in Australien auf. Dort drehte Depp damals den Film "Fluch der Karibik 5".
Depp habe Kipper eine SMS geschrieben und ihn um Hilfe gebeten, weil er sich seine Fingerkuppe abgeschnitten habe. "Was soll ich tun? Außer natürlich in ein Krankenhaus gehen. Es ist mir so peinlich, dass ich mich auf was mit ihr eingelassen habe", schrieb er ihm. Über den Tathergang konnte Kipper keine Aussage treffen, Debbie Lloyd allerdings schon.

Als sie in das Haus gekommen sei, sei es verwüstet gewesen. Ein Fernseher war kaputt, die Wände in Mitleidenschaft gezogen und besonders kurios: Depps Hände waren laut Lloyds Aussage voll mit Farbe und Schmutz und es fehlte die Fingerkuppe des rechten Mittelfingers. Doch keiner schien zu wissen, wo diese abgeblieben war. "Ich erinnere mich, wie ich im Erdgeschoss nach dem Finger gesucht habe. Alles war ein einziges Durcheinander", so die Krankenschwester. Am Ende fand ein Angestellter Depps Fingerkuppe auf dem Küchenfußboden, dadurch konnte sie im Krankenhaus wieder angenäht werden.
Wie es zu der abgeschnitten Fingerkuppe kam, wurde vor Gericht nicht endgültig aufgeklärt. Während Heard behauptet, Depp habe sie gegen eine Tischtennisplatte und den Kühlschrank gestoßen, sagte Lloyd: "Ich hörte, dass Amber eine Wodka-Flasche auf ihn geworfen haben sollte, aber auch, dass er mit der Hand auf ein Handy eingeschlagen haben soll."
Tonbandaufnahmen und Videos
In einer Tonbandaufnahme, die vor Gericht gespielt wurde, sprechen die Ex-Eheleute über die Gewalt in ihrer Beziehung. Amber Heard gibt dabei zu, ihren Ex-Mann geschlagen zu haben. "Ich sitze nicht hier und meckere darüber, oder? Du schon. Das ist der Unterschied zwischen dir und mir. Du bist ein f*****g Baby. Du bist so ein Baby. Werd' verdammt noch mal erwachsen, Johnny", sagt sie darin.
Auch eine bereits bekannte Videoaufnahme von Johnny Depp wurde thematisiert. Darin ist zu sehen, wie der Schauspieler betrunken die Türen seiner Küchenschränke zuschlägt. Seine Ex-Frau habe er jedoch nicht geschlagen, betonte Depp im Zeugenstand.
Fäkalien im Bett
Depp machte Heard im Zeugenstand derweil für Fäkalien verantwortlich, die in seinem Bett gefunden wurden. Nachdem ein Bodyguard ihm ein Foto seines Bettes gezeigt hatte, soll er schockiert gewesen sein. "Meine erste Reaktion darauf war, dass ich gelacht habe", sagte Depp. "Es war so abwegig. Es war so bizarr und so grotesk, dass ich nur lachen konnte." Amber Heard schob den Kot im Bett auf die zwei Hunde der beiden. Eine für Depp abwegige Erklärung, immerhin handele es sich bei Pistol und Boo um Teacup Yorkies.
"Sie wiegen jeweils etwa vier Pfund. Ich habe mit diesen Hunden gelebt. Ich habe ihr Geschäft aufgesammelt. Es lag nicht an den Hunden", sagte er.
Mordgelüste in Textnachrichten
Pikant waren die Text-Nachrichten zwischen Johnny Depp und anderen Männern, die von Heards Anwalt Ben Rottenborn als Beweise mitgebracht wurden. Erneut kam auch eine Textnachricht an Schauspielkollegen Paul Bettany zur Sprache, in der Depp angeblich davon sprach, Heard ertränken und ihren Leichnam verbrennen zu wollen. Es seien "beschämende" Aussagen, gab Depp zu Protokoll, er habe aber die Angewohnheit, mit "schwarzem Humor" zu reagieren.
Vielmehr beteuerte Depp zum wiederholten Male und unter Eid: "Ich habe nie den Punkt erreicht, an dem ich Frau Heard auf irgendeine Weise geschlagen habe. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Frau geschlagen."
Dieser Aussage stellte Rottenborn eine Tonaufnahme gegenüber, in der Depp vermeintlich zugibt, seiner Ex-Frau einen Kopfstoß zugefügt zu haben. Depps Erklärung: Er habe lediglich versucht, "Frau Heard zu bändigen. Wenn sie versucht hat, sich loszureißen und nach mir zu treten, jede Form der Bewegung, dann ist es bei so einer Nähe nicht unmöglich, dass [unsere Köpfe] aneinandergestoßen sind". Dies als Kopfstoß zu bezeichnen, sei jedoch "ziemlich extrem", so Depp.
Der Prozess in Fairfax, Virginia, läuft noch ungefähr vier Wochen. Amber Heard wird selbst in den Zeugenstand treten und im Kreuzverhör aussagen.