Nach Geschenken im Wert von fast einer Milliarde Euro an einen Künstler will die Tochter von L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt ihre Mutter wegen Unzurechnungsfähigkeit unter Vormundschaft stellen lassen. Françoise Bettencourt-Meyers habe bei einem Richter beantragt, ihrer Mutter "juristischen Schutz" zu gewähren, sagte der Anwalt der Tochter. Die 87-Jährige sei offenbar nicht mehr in der Lage, ihr Vermögen zu verwalten.
Liliane Bettencourt ist laut dem US-Magazin "Forbes" mit einem geschätzten Vermögen von 13,4 Milliarden Dollar (rund 8,9 Milliarden Euro) die drittreichste Frau der Welt. Sie hatte dem befreundeten Promi-Fotografen und Schriftsteller François-Marie Banier über Jahre Geschenke in Form von Kunstwerken, Lebensversicherungen und Geld im Wert von fast einer Milliarde Euro gemacht. Ihre Tochter reichte darauf Klage gegen Banier ein. Sie wirft ihm vor, die körperliche und geistige "Verletzlichkeit" ihrer Mutter ausgenutzt zu haben, um sich das Geld zu erschleichen.
"Unanständige Ungeduld" der Tochter
Dass die Tochter nun auch noch ein Vormundschaftsverfahren anstrenge, sei "ein Tiefschlag", sagte der Anwalt der Mutter, Georges Kiejman. Seine Mandantin brauche "keinerlei Betreuer oder Vormund". Der Versuch zeige die "unanständige Ungeduld" der Tochter, die Macht im L'Oréal-Imperium vollständig zu übernehmen. Der Anwalt drohte, Liliane Bettencourt könne nun ihrerseits Schenkungen an ihre Tochter "wegen Undankbarkeit" rückgängig machen. Die Mutter als Hauptaktionärin von L'Oréal hat ihrer Tochter bereits formal Aktien an dem weltgrößten Kosmetikkonzern überschrieben, die Stimmrechte aber behielt sie für sich.
Während des bisherigen Verfahrens gegen Banier hat sich Liliane Bettencourt geweigert, einem medizinischen Gutachten über ihren Gesundheitszustand zuzustimmen. Die Berichte über ihre angebliche Unzurechnungsfähigkeit seien "idiotisch", sagte sie vergangenes Jahr - gemessen an ihrem Vermögen seien die Geschenke an Banier "nicht sehr teuer". Mit der Tochter hat Bettencourt nach eigenen Angaben keinen Kontakt mehr. Ein Gericht in Nanterre bei Paris will nach einer Anhörung am 11. Dezember entscheiden, ob der Klage der Tochter gegen Banier stattgegeben wird. Die Staatsanwaltschaft hatte jüngst mitgeteilt, sie selbst werde sich der Klage nach einer Prüfung nicht anschließen. Es gebe keine Belege dafür, dass Bettencourt nicht im Vollbesitz "ihrer körperlichen und geistigen Kräfte" sei.