Kuss-Skandal "Wir Rubiales stehen hinter Jenni": Nun attackiert sein eigener Onkel den spanischen Fußball-Chef

Luis Rubiales während der außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes
Luis Rubiales während der außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes, bei der er ankündigte, nicht zurücktreten zu wollen
© RFEF/Europa Press/AP / DPA
Seit dem spanischen WM-Sieg diskuttiert die Welt vor allem über Verbandschef Luis Rubiales und den Kuss, den er Spielerin Jennifer Hermoso aufzwang. Nun meldet sich sein Onkel und ehemaliger Büroleiter zu Wort. Und geht hart mit ihm ins Gericht.

Die Debatte überschattet den Sieg: Seit das spanische Team die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen souverän gewann, reden alle nur über einen Mann. Luis Rubiales, Chef des spanischen Fußballverbandes RFEF, küsste im Siegestaumel ungefragt Spielerin Jennifer Hermoso. Und löste damit eine Debatte über Machismo und übergriffiges Verhalten aus. Nun meldet sich der Onkel des nach wie vor uneinsichtigen Rubiales zu Wort. Und der stellt sich im Namen der Familie hinter Hermoso.

Im Gespräch mit der Zeitung "El Confidencial" lässt er wenig Zweifel, was er vom Verhalten seines Neffen hält. "Wir Rubiales stehen für die Idee der Würde ein. Und das heißt, sich hinter Jenni zu stellen, sie zu verteidigen. Und das beschämende Verhalten dieses Verbandspräsidenten abzulehnen", erklärt er.

Abrechnung mit dem Neffen

Ganz allgemein scheint Rubiales nur noch wenig vom Sohn seines Bruders zu halten. "Ich hatte keine Zweifel, dass er scheitert", gesteht er. "Ich hätte aber nie gedacht, dass es so grotesk wird." Dabei hatte er ihn am Anfang seiner Präsidentschaft noch unterstützt: Als Luis Rubiales 2018 den Posten übernahm, beendete sein Onkel seine Karriere als Journalist, um dessen Bürochef zu werden. Vor zwei Jahren warf er dann allerdings das Handtuch. Wegen unzähliger Fehltritte seines Neffen, wie er nun betont.

Schon ab dem ersten Tag sei der regelrecht machtbesoffen gewesen. "Er rief mich ins Büro und sprach mich mit Juan an. Vorher hatte er mich immer Onkel genannt", erinnert er sich. "Dann sagt er mir, dass ich ihn nicht mehr Luis nennen könne. Ich sollte ihn als Präsident ansprechen." Im Laufe der Zeit sei das Verhalten nur schlimmer geworden. Luis Rubiales hätte eine Atmosphöre der Angst unter den Angestellten erzeugt, auf einen Schlag fast 30 Leute ohne Grund entlassen.

Auch vor kurzem bekannt gewordene Vorwürfe einer als Geschäftsreise getarnten Privatreise nach New York bestätigt Juan Rubiales. Er sei mitgereist. Seinem Neffen sei es nur darum gegangen, Zeit mit der mexikanischen Malerin Roberta Lobeira zu verbringen. "Es gab nicht mal ein einziges Meeting. Nur ein Essen mit einem ehemaligen Spieler, das er als Arbeitsessen verkaufen wollte", wirft er Luis vor. "Die Aber das stimmte nicht. Er verbrachte fünf oder sechs Tage nur mit ihr."

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Offene Rechnungen

Er sehe die aktuelle Situation als Gelegenheit, reinen Tisch zu machen, gibt Juan Rubiales offen zu. Ihm seien in der Vergangenheit schwere Vorwürfe gemacht worden, er habe sich verkauft. "Ich arbeite seit eineinhalb Jahren nicht, lebe zur Miete. Ich scheine mich nicht besonders gut verkauft zu haben", witzelt er nun darüber.

Dafür, dass seine Schwägerin und Luis Mutter nun in Hungerstreik getreten sei, habe er aber trotz der Verfehlungen ihres Sohnes Verständnis. "Ich respektiere seine Mutter. Alle Mütter haben Rechte. Ich weiß, dass sie leidet. Aber auch meine Mutter leidet. Und die Mütter der 25 von ihm ohne Fehlverhalten gefeuerten Angestellten." Am Ende gebe es nur einen, der für das Scheitern verantwortlich sei, glaubt Juan Rubiales: "Sein größter Feind ist er selbst. Seine Arroganz, seine autoritäre Attitüde."

Quelle: El Confidencial

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