Eigentlich hätte Matt Damon schon in der vergangenen Woche seine Lektion gelernt haben können. Der Schauspieler kommentierte im Gespräch mit "ABC News" den Weinstein-Skandal und seine Folgen - und zwar dermaßen unreflektiert und taktlos, dass ihm die Worte hinterher im Netz nur so um die Ohren flogen. Sogar seine Ex-Freundin Minnie Driver konnte es nicht fassen und verurteilte Damons Kommentare öffentlich.
"Oh Gott, ernsthaft?", twitterte sie. Tatsächlich sind Matt Damons Aussagen ein klassisches Beispiel für die Verharmlosung von systematischer Frauenfeindlichkeit in der Gesellschaft. "Es ist ein Unterschied, ob man jemandem auf den Hintern haut oder Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch begeht", sagte Damon. Beides müsse bekämpft werden - aber man dürfe es nicht vermischen.
Typisch für diese Argumentation ist, dass Damon den Zusammenhang zwischen der verbreiteten Klaps-auf-den-Po-Mentalität und sexueller Gewalt nicht erkennt. Genau das macht ihn zum Teil des Problems in Hollywood. Doch das scheint er nicht zu verstehen. Auf Twitter half unter anderem die Schauspielerin Alyssa Milano mit deutlichen Worten nach: "Es gibt verschiedene Arten von Krebs. Manche kann man besser heilen als andere. Aber es ist immer noch Krebs", schrieb sie.
Louis C.K.? Alles vergeben und vergessen! Weinstein? Matt Damon wusste von nichts!
Es war nicht Damons einziger unsensibler Kommentar. Bei ABC sprach er davon, dass man dem Komiker Louis C.K. jetzt vergeben könne, er würde es sicherlich nicht noch einmal tun, schließlich habe er alles zugegeben. "Damit kann man arbeiten!" Er behauptete außerdem, dass er jederzeit Schweigegeld zahlen würde, wenn eine Frau ihn der Belästigung bezichtigte - auch wenn er nichts getan hätte. Ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen, denen ihre Gewalterlebnisse nicht geglaubt wurden. Von Harvey Weinstein hätte er nichts gewusst - na gut, diese eine Sache mit Gwyneth Paltrow, davon schon. Aber sonst!
In einem aktuellen Interview mit "Business Insider" gehen die haarsträubenden Kommentare weiter. Man spreche viel zu wenig über den Großteil der Männer, die sich anständig verhalten, klagte Matt Damon dort. Natürlich platzten die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken fast vor Ironie nach dieser Steilvorlage. "Entschuldige bitte, dass wir in der Eile vergessen haben, uns bei dir zu bedanken, weil du uns nicht vergewaltigt hast, Matt!", heißt es beim "Guardian" zum Beispiel. Oder:"Will er ernsthaft eine Medaille dafür?".
Eigentlich gilt Matt Damon als Saubermann in Hollywood: Solide Karriere mit Blockbuster-Garantie, seit über vierzehn Jahren mit seiner Frau verheiratet, vier Töchter. Wenn er dieses Bild beibehalten möchte, sollte er schleunigst eines tun: Einfach mal die Klappe halten.
