Nach Preisvergabe in Venedig Jury-Vorsitzender weist Kritik zurück

Alexander Payne leitete die Jury beim diesjährigen Filmfestival von Venedig.
Alexander Payne leitete die Jury beim diesjährigen Filmfestival von Venedig.
© imago images/ZUMA Press/Alberto Terenghi/Pool Even
Nach der Verleihung des Goldenen Löwen in Venedig musste sich der Jury-Vorsitzende Alexander Payne viele kritische Fragen gefallen lassen.

Die Preisverleihung beim 82. Filmfestival von Venedig hat in der Fachwelt für ein gewisses Erstaunen gesorgt. Denn die Jury zeichnete die Tragikomödie "Father Mother Sister Brother" mit dem Hauptpreis für den besten Film aus - und nicht den Favoriten "The Voice of Hind Rajab". Der Jury-Vorsitzende Alexander Payne (64) verteidigte diese Entscheidung während einer Pressekonferenz.

"Als Jury schätzen wir beide Filme gleichermaßen"

Der Goldene Löwe für den besten Film ging am Samstagabend an Jim Jarmuschs "Father Mother Sister Brother", in dem unter anderem Cate Blanchett und Adam Driver zu sehen sind. Viele Festivalbeobachter hatten erwartet, dass Kaouther Ben Hanias Gaza-Drama "The Voice of Hind Rajab" den Hauptpreis erhalten werde, das bei der Premiere für Tränen sorgte und 23-minütigen Applaus erntete. Die Jury vergab dem Film der Tunesierin jedoch den zweiten Platz.

In einer Pressekonferenz nach der Preisgala musste sich der griechisch-US-amerikanische Filmregisseur und Drehbuchautor Alexander Payne deshalb viele kritische Fragen der Journalisten gefallen lassen. "Das Unfaire an einem Festival ist, sagen zu müssen, dieser Film sei besser als jener. Das stimmt nicht", erklärte der Jury-Vorsitzende, wie unter anderem das Branchenportal "Variety" berichtete. "Als Jury schätzen wir beide Filme gleichermaßen, jeden aus seinen eigenen Gründen. Wir wünschen beiden Filmen ein langes und bedeutendes Leben und hoffen, dass die Unterstützung durch die heute Abend verliehenen Preise ihnen auf ihre Weise hilft."

Die Entscheidung der international besetzten Jury fiel aber offenbar denkbar knapp aus: "Sehen Sie, wenn wir am Tag zuvor oder am Tag danach abgestimmt hätten, wäre es vielleicht anders ausgefallen. Und wenn einer von ihnen den einen Preis gegenüber dem anderen erhalten musste, dann nur, weil wir zu 0,000001 Prozent irgendeine Entscheidung treffen mussten."

Payne dementiert, dass ein Jury-Mitglied mit dem Rücktritt drohte

In den sozialen Medien war sogar das Gerücht aufgetaucht, dass ein Jury-Mitglied aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Hauptpreise des Festivals mit seinem Rücktritt gedroht habe. Dies wies Payne entschieden zurück: "Einer meiner Juroren hat mit seinem Rücktritt gedroht? Nein." Er fügte noch hinzu, dass man "nicht alles glauben" sollte, "was wir online lesen".

Zur Jury beim 82. Filmfestival von Venedig gehörten unter dem Vorsitz von Alexander Payne die Oscar-nominierte brasilianische Schauspielerin und Autorin Fernanda Torres, der iranische Autorenfilmer Mohammad Rasoulof, der mit der Goldenen Palme ausgezeichnete rumänische Regisseur, Autor und Produzent Cristian Mungiu, der französische Regisseur Stéphane Brizé, die italienische Regisseurin Maura Delpero sowie der chinesische Schauspieler und Produzent Zhao Tao.

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