Prinz Harry steht mit den britischen Medien seit Jahren auf Kriegsfuß. Offenbar nicht zu Unrecht, denn nun bestätigte ein ehemaliger Angestellter und enger Vertrauter der Sussexes, Omid Scobie, dass er es selbst miterleben musste in seiner damaligen Tätigkeit für den Verlag, wie Prominente abgehört wurden. Scobie sagt auch, dass der ehemalige "Mirror"-Chef Piers Morgan, der von 1995 bis 2004 das Blatt leitete, davon gewusst habe.
In der ersten Mai-Woche begann der Prozess gegen das britische Verlagshaus "Mirror Group Newspapers", zu dem die Boulevardzeitschriften "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "Sunday People" gehören. Die Klage, die eine Sammelklage von über 100 Menschen darstellt, zu denen unter anderem Prinz Harry und anderen Prominenten zählen, soll vor allem den unbekannteren Opfern helfen, sie zielt auf Schmerzensgeld ab.
Hauptanklagepunkt der Verhandlung lautet, dass der Verlag sich zwischen 1991 und 2011 illegaler Methoden bedient haben soll, um an pikante Informationen heranzukommen. Darunter das Engagieren von Privatdetektiven, das Erschleichen medizinischer Unterlagen und das Hacken von Handys. Am Montag der zweiten Woche trat Omid Scobie vor den Obersten Gerichtshof in London und bbestätigte in seiner Aussage, dass Prominente illegal abgehört wurden.
Prinz Harry und viele andere scheinen Opfer eines Abhör-Skandals zu sein
Scobie selbst hat im Jahr 2002 als Praktikant für den Verlag unter Piers Morgan als Chefredakteur gearbeitet. Zur damaligen Zeit ging es um eine Geschichte über die Sängerin Kylie Minogue. Scobie berichtet, dass Morgan "beruhigt" gewesen sei, als er hörte, dass die Quelle der Boulevardstory das Abhören von Voicemails der Sängerin gewesen sei.
Morgan, heute ein bekannter Moderator, der für Rupert Murdochs News Corp arbeitet, hat stets bestritten, an Telefon-Hacking oder anderen illegalen Aktivitäten beteiligt gewesen zu sein oder Kenntnis davon gehabt zu haben.
Piers Morgan ist heutzutage ebenfalls bekannt dafür, sich in den Medien gegen Prinz Harry und Herzogin Meghans Handlungen auszusprechen. "Ich werde keine Vorträge über die Verletzung der Privatsphäre von Prinz Harry halten, jemandem, der die letzten drei Jahre damit verbracht hat, aus großen kommerziellen Gründen rücksichtslos und zynisch die Privatsphäre der königlichen Familie zu verbreiten und eine Menge Lügen über sie erzählt hat", sagte Morgan zuletzt gegenüber ITV News.
Omid Scobie hatte selbst den Auftrag Telefonnummern zu hacken
Doch Omid Scobie äußert vor dem Gericht noch weitere belastende Details, wie dass ihm eine Liste mit Mobiltelefonnummern zum Hacken gegeben worden war, als er einige Monate zuvor als Journalismusstudent bei "Sunday People" gearbeitet hatte. Dies bestätigte bereits der ehemalige Angestellte Dan Evans, der 2014 sogar wegen Telefon-Hackings verurteilt wurde. Auch er soll in seiner Zeit bei der Zeitschrift "Sunday Mirror" von Führungskräften dazu gedrängt worden sein, für Geschichten in die Privatsphäre der Promi-Handys einzutauchen.
Der Anwalt des Verlages MGN bestritt die Vorwürfe vehement. Warf Scobie vor, dass seine Erinnerungen falsch seien und seine freundschaftliche Nähe zu Prinz Harry seine Erinnerungen verfälschen könnten.
Der Prozess, der etwa sieben Wochen dauern soll, konzentriert sich zunächst auf allgemeine Ansprüche gegen MGN, bevor er sich später den spezifischen Ansprüchen von Harry und drei weiteren Opfern zuwendet. Prinz Harry soll Anfang Juni persönlich aussagen, er wäre damit erste britische Royal seit dem 19. Jahrhundert, der vor Gericht aussagt.