USA-Besuch Queen erfüllt sich ihren Lebenstraum

Königliches Vergnügen mit Spannung pur: Die britische Königin Elizabeth II. hat sich am dritten Tag ihres Besuches in den Vereinigten Staaten einen Lebenstraum erfüllt. Die pferdebegeisterte Queen verfolgte am Samstagabend mit Ehemann Philip das 133. Kentucky Derby.

Im Amerika der Superlative ist das Derby nicht nur das "größte Pferderennen der Welt", sondern jeder Besucher durchlebt auch "die zwei aufregendsten Minuten seines Lebens" - damit jetzt auch die 81 Jahre alte Königin. "Die Queen muss ihren Spaß gehabt haben", war sich der Sportkommentator vom US-Fernsehsender NBC sicher. Zwar dauerte das gesamte Rennen nur 2 Minuten und 2 Sekunden, aber die Dramaturgie hätte nicht besser sein können. Das Siegerpferd Street Sense und Jockey Calvin Borel rollten das Feld von ganz hinten auf, galoppierten vom 19 und damit vorletzten Platz nach dem Start bis an die Spitze und gewannen am Ende sicher mit zweieinhalb Längen Vorsprung. Das Publikum war aus dem Häuschen.

Pferd und Reiter wurden dann vor den Augen einer richtigen Monarchin als Sieger gekrönt - beide zum ersten Mal. Jockey Borel trieb mit seinen Freudentränen auch anderen die Feuchtigkeit in die Augen. Etwas Schöneres als einen Derby-Sieg gibt es schließlich nicht - zumindest nicht im US-Bundesstaat Kentucky. "Es ist der größte Moment im Leben, das Kentucky Derby zu gewinnen. Das bedeutet alles in der Welt", sagte Borel. Er bekam den traditionellen Rosensattel, geflochten aus 554 Rosen. Der Besitzer von Street Sense kassierte 1,45 Millionen Dollar (gut eine Million Euro).

Während der Fernsehübertragung vom Derby war von der Queen nicht viel zu sehen. Das Königspaar kam rund zweieinhalb Stunden vor dem Rennen, ließ sich kurz am Rand der Rennbahn sehen und zog sich dann in eine der Privatlogen zurück. Mit ihrem mintgrünen Kostüm und dem farblich passenden Hut mit großer rosa Schleife war Elizabeth II. zweifelsohne einer der schönsten Farbtupfer in der Zuschauermenge von 156 635 Besuchern. Nur im Vorjahr und zum 100. Derby 1974 kamen mehr.

Das Kentucky Derby, das an jedem ersten Samstag im Mai ausgetragen wird, ist keineswegs nur eine Oase der Reichen, Schönen und Bekannten aus der A-, B- und C-Liga der US-Stars. Insbesondere auf den Stehplätzen im Innenraum geht es rauflustig und chaotisch zu. US-Autor Hunter Thompson hat den alkoholisierten Pferdenarren mit seinem Artikel. "Das Kentucky-Derby ist dekadent und degeneriert" ein literarisches Denkmal gesetzt. Aber selbst mit vernebeltem Blick ließ sich die Queen im Innenraum ausmachen - wenn auch nur als Double. Judith Gundy hatte 1991 den Wettbewerb "Queen Elizabeth Two" der Tageszeitung "Miami Herald" gewonnen.

Die wahre Königin dinierte derweil in ihrer Loge. Sie bestellte nach US-Medienberichten zwar Essen, das auch die Einheimischen essen. Doch erstmals in der Geschichte aller Rennbahnen in den USA sei dann am Samstag Hummer-Sandwich gereicht worden, schrieb die "Washington Post" süffisant. Küchenchef Gil Logan habe der Queen außerdem seine Spezialvariante von Barbecue-Shrimps gereicht, dazu einen Salat mit Erdbeeren und andere Köstlichkeiten.

Schon 1970 empfand Autor Thompson, dass das Derby irgendwie auch dekadente Züge trägt. In diesem Jahr kostete der Mint Julep, der offizielle Cocktail des Derbys, bis zu 1000 Dollar (735) pro Glas. Das Eis kam aus Bayern, die Minze aus Irland, der Zucker aus Australien - und zum Glück wenigstens der Bourbon-Whiskey aus Kentucky.

DPA
Hans Dahne/DPA

PRODUKTE & TIPPS