Vermissen Sie die gute alte Zeit, als Sie bei "Friends" eine Million Dollar pro Folge kassierten?
Geld war eigentlich nie mein Antrieb. Obwohl ich schon dankbar bin, dass ich als Schauspieler das Privileg hatte, in einer äußerst erfolgreichen TV-Serie mitwirken zu dürfen, der ich meine weitgehende finanzielle Unabhängigkeit verdanke. Ich vermisse allerdings meine Kollegen von damals.
Keinen Kontakt mehr zu den "Freunden"?
Leider nicht so oft, wie wir es uns alle wünschen würden. Nur ab und zu treffen wir uns vereinzelt noch zum Abendessen. Alle zusammen ist schwierig, weil jeder von uns ziemlich viel um die Ohren hat.
Abgesehen von Jennifer Aniston und vereinzelt von Lisa Kudrow hört man nicht mehr viel von den anderen Darstellern.
Die sind alle gut beschäftigt. David Schwimmer arbeitet oft hinter der Kamera, Lisa dreht und produziert Filme, Courteney Cox ist Mutter, und auch Matt kümmert sich viel um die Familie. Und Jennifer ist ohnehin gut dabei.
Und Sie?
Ich spielte eine Hauptrolle in der TV-Serie "Studio 60 on the Sunset Strip" sowie in einigen Filmen, zudem habe ich mich erstmals als Produzent versucht. In meinem neuen Film "17 Again" spiele ich die ältere Version von Teenstar Zac Efron. Und im Sommer startet meine neue eigene TV-Serie "The End of Steve", die ich selbst produziere und bei der ich auch mitverantwortlich für das Drehbuch bin. Eine schwarze Komödie, die sich um einen großmäuligen und frustrierten Talkmaster dreht. Ich fühle mich im Komödienfach einfach am wohlsten.
Zur Person
Matthew Langford Perry wurde am 19. August 1969 in Williamstown, Massachusetts, geboren. Nach der Scheidung der Eltern wuchs er in Ottawa auf, spielte sich als Teenager bis auf Rang 17 der kanadischen Jugend-Tennisliga. Mit 15 zog er zu seinem Vater nach Kalifornien und wurde Schauspieler. 1987 hatte Perry seine erste Hauptrolle in der TV-Serie "Second Chance". Von 1994 an gab er den Chandler Bing in der Kultserie "Friends". Perry lebt als Single in Los Angeles; er war mit den Kolleginnen Julia Roberts, Neve Campbell und Lauren Graham liiert.
Es gibt Gerüchte um eine Filmversion von "Friends". Wird es tatsächlich eine Wiedervereinigung der Truppe geben?
Ich glaube nicht. Ich fände das auch nicht so gut. Wir sollten "Friends" ruhen lassen, denn wir haben in den zehn Jahren, in denen die Serie lief, wirklich alles rausgeholt. Es war eine tolle Zeit. Seit der letzten Folge sind aber fünf Jahre vergangen, die Dynamik von einst jetzt künstlich reanimieren zu wollen, hielte ich für zu riskant.
"Friends" hat Sie nicht nur reich und berühmt gemacht, sondern auch in eine tiefe Lebenskrise gestürzt - beteiligt dabei Tabletten und zu viel Alkohol.
Der riesige Erfolg der Serie hat bei uns allen Spuren hinterlassen - beim einen mehr, beim anderen weniger. Aber ich bin da durch, habe viel daraus gelernt und mein Leben wieder geordnet. Ich werde im August 40 Jahre, für viele Männer ein Meilenstein und Anlass für die erste Midlife-Crisis. Das Gute ist: Ich habe das jetzt alles schon hinter mir, schaue daher sehr positiv in die Zukunft.
Sie wollten mal Tennisprofi werden - wäre Ihnen das rückblickend lieber gewesen?
Nein, ich bin sehr froh, dass ich Schauspieler bin. Aber ich war schon gut damals im Tennis. Sport ist noch immer eine große Leidenschaft von mir, vor allem Eishockey. Mit zunehmendem Alter bevorzuge ich jetzt allerdings eher die Variante des Sportkonsums vor dem Fernseher. Ich nehme auch so ziemlich jede Mahlzeit vor der Glotze ein, wenn ich zu Hause bin - gucke dabei Sportsendungen. Manchmal bleibe ich dafür bis tief in die Nacht wach.
Und was treiben Sie sonst noch so?
Ich bin ein großer Fan von Videospielen. Manchmal übertreibe ich das allerdings ein bisschen. Neulich musste ich sogar mal zum Arzt, weil meine Finger von dem vielen Herumspielen mit dem Joystick dick angeschwollen waren. Das tat höllisch weh. Ich bin eben keine 17 mehr.