Obwohl sie erfolgreicher war als Medienliebling Franziska van Almsick, stand die Weltklasseschwimmerin aus Magdeburg während ihrer ganzen Karriere immer im Schatten der Konkurrentin STERN: Sie haben zahllose Medaillen gewonnen. Schwimmen Sie im Geld?
HASE: Dann müsste ich schon Franzi van Almsick heißen. Wenn ich mir angucke, wer das große Geld verdient, stelle ich fest, die Leistung zählt nicht immer. Fehlen die richtige Ausstrahlung und Kontakte, geht man leer aus.
STERN: Würden Sie mit Franzi essen gehen, obwohl Sie immer in ihrem Schatten standen?
HASE: Klar. Unser Verhältnis war nie so angespannt, wie es dargestellt wurde. Natürlich waren wir keine dicken Freundinnen. Schon wegen der neun Jahre Altersunterschied.
STERN: Sie waren eine der besten Schwimmerinnen Deutschlands. Richtig Schlagzeilen haben Sie aber als 'Heulsuse' gemacht. Wurmt Sie das?
HASE: Sie meinen, als ich 1992 die DSV-Funktionäre öffentlich kritisierte. Die Tränen habe ich nicht bereut. Nur, dass dadurch der Olympiasieg in den Hintergrund getreten ist. Ich habe eben nah am Wasser gebaut. Mir ging es damals um die Gerechtigkeit, und da kann ich meine Gefühle nicht abstellen. Aber aus solchen Situationen lernt man auch.
STERN: Bei der WM 94 in Rom wurden Sie dann als 'Pechmarie' abgestempelt, weil Sie für Franzi im Finale Platz machten - selbst am nächsten Tag aber kein Glück hatten.
HASE: Ich hätte eben auch den Platz einer Kollegin gebraucht, für meine Paradedisziplin 400-Meter-Freistil. Aber dass jemand für einen anderen zurücksteckt, gibt es nicht noch mal. Drum habe ich damals gesagt: 'Ich bin der Depp der Nation.'
STERN: Immerhin haben Sie einen Fairplay-Pokal bekommen ...
HASE: ... der mich aber nicht getröstet hat. Mein Ziel, Weltmeisterin zu werden, habe ich nicht erreicht. Damit war die Saison umsonst.
STERN: Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie etwas anders machen?
HASE: Sicher. Ich würde wieder schwimmen, es war eine schöne Zeit. Aber meine Einstellung zu Wettkämpfen ändern: mehr Rennen bestreiten, mich nicht nur auf ein bestimmtes konzentrieren. Dadurch wäre ich lockerer gewesen.
STERN: Sie haben Reisekauffrau gelernt. Verdienen Sie heute mit Urlaubsreisen Ihr Geld?
HASE: Ich arbeite zur Zeit in einer Werbeagentur, habe gerade meinen Kommunikationswirt gemacht. Doch den Traumjob habe ich noch nicht gefunden.
STERN: Obwohl Sie Werbeprofi sind, bekommen Sie keine Werbeverträge. Keine Chance, Ihre Popularität zu nutzen?
HASE: Vielleicht liegt es daran, dass ich nie Klinken putzen gegangen bin, mich nie angebiedert habe. Die Leute hätten auf mich zukommen müssen. Aber das war eben nicht so. Heute befasse ich mich nicht mehr damit.
STERN: Macht Schwimmen eigentlich noch Spaß?
HASE: Jetzt wieder. Ich spiele beim SC Magdeburg Wasserball. Ein Sport, der mich schon immer faszinierte. Wir sind ein junges Team und sogar in der Ersten Bundesliga.
STERN: Also leben Sie heute weniger diszipliniert?
HASE: Von wegen, nach so vielen Jahren schleift sich das ein. Ich treibe immer noch viel Sport, skate, fahre Ski und Mountainbike und gehe regelmäßig in den Kraftraum.
STERN: Dann könnten Sie sich jetzt für den 'Playboy' ausziehen - so wie andere Sportlerinnen? Was halten Sie davon, das Bankkonto auf diese Weise aufzubessern?
HASE: Egal, was man mir bieten würde, ich möchte das nie tun. Wenn man durch gute Leistung von den Medien und Werbeleuten nicht wahrgenommen wird, nützen einem Nacktaufnahmen auch nichts. Dieser Erfolg ist doch nur kurzfristig.