Der Elektroingenieur aus Middlesex, England, landete 1970 seinen größten Hit: »In the summertime« verkaufte sich bisher 30 Millionen Mal und war die erste Maxi-Single der WeltErkennen Sie die Melodie, Mr. Jerry: Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh...?
Na klar, die kennt und mag doch jeder, Hippies und Großmütter, ich bringe den Song auf jedem Konzert. Und das schon seit mehr als 30 Jahren.
Hängt der Ihnen nicht langsam zum Hals raus?
Nee, er groovt sogar ohne Schlagzeug, macht happy und hat?s in sich. Ich weiß nicht warum, sonst hätte ich mehr von der Sorte geschrieben.
Stimmt es, dass Sie die Melodie in zehn Minuten auf der Bettkante komponiert haben?
Weniger. Aber ich bin fix. Abends im Schlafzimmer fiel mir die Melodie ein. Am nächsten Morgen schrieb ich den Text dazu ? auch in ein paar Minuten.
Sie haben damals als Elektroingenieur bei der Uhrenfirma Timex gearbeitet.
Ja, wir hatten wenig Geld. Ich erinnere mich noch, weil ich gerade meine erste Fender-Stratocaster-Gitarre gekauft hatte. Meine Frau war sauer, weil das Ding teurer war als unser Sofa.
Hat sich Ihre Frau inzwischen daran gewöhnt, dass Sie hin und wieder über die Stränge schlagen?
Dass ich so flippig bin? (Fängt an zu singen:) »You got a woman on your mind, have a drink, have a drive, go out and see what you can find.« So bin ich aufgewachsen. Mit den Songs der Fünfziger und Teenie-Movies, wo coole Typen in dicken Cabrios aufkreuzen, die Musik dröhnen lassen und Girls aufreißen.
Hatten Sie ein Cabrio?
Nee, nur so einen alten Schlitten, aber lange Koteletten und eine coole Sonnenbrille. Bis mir ein großer Van hinten drauf fuhr. Da hatte ich nur noch Koteletten.
Aber nachdem Sie beim Hollywood Music Festival in England 35000 Besucher vom Hocker gerissen hatten, haben Sie sich doch ein neues Auto gekauft?
Sofort! Einen Mini für 169 Pfund.
Und dann waren Sie innerhalb von wenigen Tagen die Nummer eins in den Charts. Wie verkraftet man so was?
Ich begriff es schlagartig, als ich zu Woolworth einkaufen ging. Plötzlich war ich von hundert Mädchen eingekreist, die mir das Shirt vom Leib reißen wollten.
Warum brach auf dem Höhepunkt des Erfolgs die Band auseinander?
Auf einer Tournee in Luxemburg merkte ich, die anderen wollten mich loswerden und den Namen behalten. Mich, ha, ha, ha! Ich schrieb alle Songs, war Bandleader, Sänger und Gitarrist! Ich lachte und suchte mir neue Musiker. Nach ein paar weiteren Hits wie »Baby Jump«, »Lady Rose« und »Alright, Alright, Alright« wurde es ruhiger um Sie.
Sitzen Sie auf der faulen Haut und verpulvern das Geld, das der Hit noch immer einspielt?
O nein, ich bin kreativ und unruhig, schreibe immer noch Songs, neulich habe ich eine CD für die Eishockeymannschaft von Hannover aufgenommen. Sie sind zusammen mit Jimi Hendrix, Grateful Dead und Black Sabbath bei großen Festivals aufgetreten.
Vermissen Sie solche Konzerte?
Die Zeit ist vorbei. Dafür hab ich die vierte Version von »In The Summertime« neu eingespielt. Die gibt?s als Multi-Single zum 30jährigen Jubiläum. Und dann ist da noch Goofy! Der singt »Summertime« in einem Werbespot für Disneyland.
Sind Sie noch der Hippie von damals?
Ja, ich werde nicht erwachsen. Meine Frau Britta ist viel klüger und ver- nünftiger als ich.