was-macht-eigentlich Willie Fulgear

Der Altmetallsammler wurde vor einem Jahr vorübergehend zum Helden: Er hatte die OSCAR-STATUEN gefunden, die kurz vor der Verleihung gestohlen worden waren

Der Altmetallsammler wurde vor einem Jahr vorübergehend zum Helden: Er hatte die OSCAR-STATUEN gefunden, die kurz vor der Verleihung gestohlen worden warenZur Person:

Willie Fulgear, 62, ist arbeitslos und ziemlich pleite. Er lebt in South Central, einem der gefährlichsten Wohnviertel von Los Angeles, und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Altmetall. Rechts: Fulgear mit dem 50.000-Dollar-Scheck, den er für das Auffinden der 52 vergoldeten Oscar-Trophäen bekam. Die Figuren waren von einer Laderampe der Speditionsfirma gestohlen worden. Die Diebe hatten sich der heißen Ware entledigt, nachdem eine landesweite Großfahndung eingeleitet worden war. In den Diebstahl soll auch der Halbbruder von Willie Fulgear verwickelt gewesen sein.

Mr. Fulgear, wie haben Sie damals die Oscars gefunden?

Ich habe in Müllbehältern Kartons für einen Umzug gesucht. Dabei stieß ich auf etwas Weißes, eine Styroporrolle. Ich riss sie auf, und es war diese kleine Statue drin. Dann fand ich noch eine und noch eine. Ich ahnte nicht, dass es die Oscars waren, aber ich habe sie mitgenommen und abends meinem Sohn gezeigt. Er wusste, dass die Oscars verschwunden waren und es 50000 Dollar Finderlohn gab. Also hab ich die Fernsehstationen angerufen. Und dann die Polizei. Wer die Polizei in Los Angeles kennt, weiß, weshalb in dieser Reihenfolge.

Hat Sie der Rummel dann überrascht?

Es war total verrückt. Jeder Journalist an der Westküste campierte vor meinem Haus. Das mochte ich nicht. Sie schrieben Sachen, die ich gar nicht gesagt hatte. Die Polizei machte mit mir einen Lügendetektortest, zwei Stunden lang. Es hieß, Ihr Halbbruder hätte mit dem Diebstahl zu tun gehabt. Dazu sag ich nix

Auf jeden Fall bekamen Sie die Belohnung, was hatten Sie damit vor?

Ich wollte mir Land kaufen in meiner Heimat Mississippi. Als junger Mann war ich mal Ingenieur gewesen, besaß mehrere Häuser in L.A. Insofern war Geld jetzt für mich nichts Besonderes. Aber das Geld ist weg.

Was ist passiert?

Es wurde gestohlen. Ich habe mir für 17 000 Dollar ein goldfarbenes Auto gekauft. Den Rest wollte ich nach Mississippi mitnehmen. Aber kurz bevor ich losfuhr, dachte ich: Was, wenn du einen Unfall hast und dir das Geld geklaut wird? Also ließ ich es zu Hause in einem Safe. Als ich dann zurückkam, war es weg. Ich bin ziemlich berühmt hier. Ich habe auch einen Verdacht, wer das Geld hat. Eines Tages erwische ich ihn.

Sie sind tatsächlich berühmt?

Wenn ich einkaufen gehe, werde ich dauernd angequatscht. Schließlich war ich letztes Jahr bei den Oscars. Arnold Schwarzenegger hat mir die Hand geschüttelt und gesagt: Willie, du bist ein Star.

Haben Sie Ihren Auftritt genossen?

Sehr. Ich habe meinen Sohn mitgenommen. Eigentlich wollte ich mehr Tickets haben, aber sie gaben mir nur zwei. He, sagte ich, wenn ich nicht wäre, könntet ihr überhaupt nicht feiern! Aber es war trotzdem toll. Ich war schick angezogen und fuhr in einer Limousine vor. Ich traf sogar meinen Lieblingsschauspieler Denzel Washington. Ich saß zehn Meter von ihm weg und habe genau gesehen, wie traurig er war, als er nicht gewonnen hatte.

Waren Sie diesmal auch dabei?

Sie haben mich nicht eingeladen.

Bereuen Sie, die Oscar-Statuen zurückgegeben zu haben?

Nein, die Dinger haben mir ja nicht gehört. Trotzdem finde ich es undankbar. Ich habe die reichen Leute kennen gelernt - und sie waren nicht gut zu mir. In meinem Viertel geben dir sogar Bettler auf der Straße mal eine Zigarette oder ein Bier. In der Welt der reichen Leute gibt's nichts umsonst. Glauben Sie mir, ich war viel zufriedener mit meinem Leben, bevor das alles passiert ist.

Was machen Sie jetzt?

Ich will ein Buch schreiben über meine Erfahrungen und über meine Familiengeschichte. Jeden Monat fahre ich aber immer noch vier, fünf Tage herum und suche nach Ersatzteilen. Metall verkauft sich immer. Ich versuche, hart zu arbeiten. Meine Mutter hat gesagt, dass es im Leben immer ein bisschen Angst geben muss. Wenn man keine Angst hat, macht man alles, was man will, und das ist gefährlich.

Interview: Dominique Day

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