Fast ein bisschen gruselig fühlt sich der Moment an, in dem man feststellt: Oh Gott, mein Mann – oder meine Frau – hat genau die gleichen Eigenschaften wie eins meiner Elternteile. Und doch geht es gar nicht wenigen Leuten so. Mehrere Studien haben bewiesen, dass viele Menschen sich durch frühkindliche Prägung auch noch im Erwachsenenalter Partner suchen, die ihren Eltern ähneln. Das kann durchaus positiv sein, wenn man in gesunden familiären Verhältnissen aufgewachsen ist, interessant ist aber auch der negative Aspekt.
Tests an Tieren zur Bindung auch beim Menschen bestätigt
Der Therapeut Christian Hemschemeier erklärte dieses Phänomen der frühkindlichen Bindung dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mittels einer Forschung des Zoologen Konrad Lorenz zu Graugänsen. Damals wurde getestet, wie die Bindung der Küken zu der Person ist, die sie als Erstes nach ihrer Geburt zu Gesicht bekamen. In diesem Fall war das Konrad Lorenz. Das Ergebnis der Untersuchung war spannend, denn die Gänse, die Lorenz als erstes Lebewesen erblickt hatten, interessierten sich kaum für Artgenossen und reagierten ihr Leben lang besonders auf ältere Männer mit weißem Bart, so wie Lorenz einen trug. Wesentlich später in der Forschung konnte man ein ähnliches Phänomen auch beim Menschen ausmachen. Da man in Kindheitstagen in der Regel viel Zeit mit den Eltern verbringt und eine enge Bindung hat, sucht man nach ähnlichen, gewohnten Verhaltensmustern im Erwachsenenleben weiter.
Wenn man in seiner Kindheit ausschließlich positive Erfahrungen mit seinen Eltern oder deren Umgang miteinander sammeln konnte, spiegelt man das oftmals auch in seiner eigenen Beziehung wider. Kompliziert wird es aber bei negativen Erfahrungen. Ein Beispiel: Wenn der Vater das Kind immer wieder ignoriert hat, ihm wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteilwerden ließ, kann das bei Erwachsenen in den eigenen Beziehungsmustern in zwei verschiedene Richtungen ausschlagen: Entweder man sucht sich einen Partner, der einem über die Maßen viel Aufmerksamkeit schenkt und versucht, das Kindheits-Defizit mit dem eventuell auch eingeforderten Interesse zu kompensieren. Oder aber man findet einen Partner, der sich exakt wie einst der Vater verhält – einen ignoriert und bei dem man um Aufmerksamkeit betteln muss. Dabei erkennt man meist nicht, dass das ungesund für einen selbst ist. Der einfache Grund: Man ist dieses Verhalten von klein auf gewohnt und nimmt es daher oftmals nicht auf Anhieb als inakzeptabel wahr.
Ein wichtiges Regulativ um derartige Muster zu erkennen sind übrigens Freunde. "Um gesundes Verhalten zu lernen, brauchen Menschen verschiedene Perspektiven in ihrem Leben", sagt die Psychologin Hung Yuan Lo, die ebenfalls schon Studien auf diesem Themengebiet durchführen konnte, dem "Business Insider".
Quellen: RND, "Business Insider"