Eine Beziehung, die durch gegenseitige Liebe entstanden ist, stellt häufig eine der höchsten Formen menschlicher Empfindungen dar und so fällt es auch schwerer als in anderen Konfliktsituationen sachlich und ruhig zu argumentieren.
Vor allem, wenn das Intro "Wir müssen reden" gewählt wird, schnellt das Adrenalin bei dem Partner nach oben und man versprüht Angst, weil dieser Satz zu viel Raum für Interpretationen bietet. Besser: Man sagt gleich dazu, worüber man reden möchte. Wenn dieser Satz ohne Aufhänger gewählt wird, bekommt der unvorbereitete Gesprächspartner bei dieser typischen Formulierung, die zumeist bei Beziehungskonflikten verwendet wird, Gefühle von Beklemmung, Unsicherheit, Nervosität und Angst. Schließlich ahnt man nicht, was der andere bereits vorbereitet hat. Könnte es das Ende der Partnerschaft sein oder wird das klärende Gespräch zu einem größeren Konflikt führen?
Auf ein Konfliktgespräch in einer Beziehung sollte man sich vorbereiten
Auch die Person, die das Gespräch in diesem Moment anzettelt, hat oftmals Bedenken, wie:
- Der Reaktion der anderen Person
- Situationen, die die Beziehung schädigen
- Die Kontrolle über die Diskussion zu verlieren
- Selbst überzureagieren
- Die Gefühle des anderen Menschen zu verletzen
- Als klagender, unglücklicher, negativer Mensch wahrgenommen zu werden
Ein Feedback-Gespräch zu führen, ist weder auf der Arbeit, noch im Freundeskreis, jedoch schon gar nicht in einer emotionalen Beziehung, leicht. Viele kennen das "Burger-Prinzip", dass in Lehrgängen vermittelt wird. Dieses setzt sich aus der Kombination einer positiven Botschaft, gefolgt von der negativen Message und beendend wieder positiven Nachricht zusammen. Doch viele Menschen durchschauen dies heutzutage und fühlen sich schnell auf den Arm genommen, wenn nach einem lobenden Gesprächseinstieg der eigentliche Kern kommt, auf den vielfach schon gewartet wurde.
Um ein konstruktives Kritikgespräch zu führen, gilt es auch folgende Rahmenbedingungen zu beachten:
- Emotionen kontrollieren, keine Schnellschüsse
- Das Gespräch in einer privaten Atmosphäre führen
- Die eigentliche Botschaft nicht zu lange hinauszögern
- Vorab sollte klar sein, warum das Feedback erfolgen muss und ob der Zeitpunkt richtig gewählt ist
- Es ist hilfreich im Kopf schon das best und worst case Szenario der Reaktion des anderen durchgespielt zu haben
- Dem anderen Zeit geben, die Information zu verbreiten und nicht nahtlos und ohne Pausen weiterreden
- Keine Formulierungen wie "Du machst immer..." oder "Nie tust du..." wählen, besser Ich-bezogene Sätze wählen, wie: "Ich empfinde, dass du..."
Ich bekomme das Feedback meines Partners – was tue ich?
Doch auch der Empfänger der Nachricht kann einiges dazu beitragen, damit es bei einem ruhigen und sachlichen Gespräch bleibt und nicht emotional ausartet:
- Offen sein für Feedback – man bedenke, reden ist immer besser als schweigen, wenn es um Probleme geht
- Die Körpersprache macht viel aus, verschränkte Arme suggerieren Ablehnung
- Bevor es laut wird oder unsachlich: Nachfragen, wie das Gegenüber eine Formulierung gemeint hat
- Ruhig und sachlich bleiben und primär auf die Fragen antworten, die auch gestellt wurden, nicht zu sehr abdriften
- Lieber einmal mehr schweigen und nachdenken, als sich verbal direkt zu wehren – es ist auch möglich, im Nachgang noch etwas zum Thema zu äußern, oder nachdem man darüber geschlafen hat
- Immer wieder daran denken: Ein Beziehungskonflikt ist kein Krieg, es gibt keinen Gewinner und Verlierer
Konflikte innerhalb einer Partnerschaft gehen an die Substanz, lösen ungeahnte Emotionen aus, die die Situation jedoch noch verschlimmern können. In einem Konfliktgespräch ist es das A und O ruhig und sachlich zu bleiben. Lieber einmal kurz um eine Auszeit bitten und den Raum verlassen als sich zu einer emotionalen Kurzschlussreaktion hinreißen zu lassen. Für beide Parteien, sofern ein Fortbestand der Beziehung erwünscht ist, sollte ein Résumé des Gespräches gezogen werden wie: "Ich nehme jetzt für mich mit, dass ich...". So fasst man noch einmal zusammen, was der andere sich wünscht oder woran man selbst arbeiten könnte und es gibt keine Missverständnisse. Die abschließende Zusammenfassung des Gesprächsinhaltes entlastet auch den eigene n Kopf, weil das Problem so als abgeschlossen besprochen wahrgenommen wird.
Quellen: Psychology Today, Ard Alpha
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