Haarpracht Schummelscheitel sind out - Glatzen in

Bruce Willis trägt seine Glatze offen zur Schau und Frauen finden ihn trotzdem sexy. Männer mit »Kahlschlag« greifen heute statt zum Toupe zum Rasierer. Die Frisur wird auch beim Mann zur Image-Frage.

Wer unter Kahlschlag leidet, hält es oft wie Actionheld Bruce Willis und trägt das Resthaar lieber etwas kürzer. Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht (»Männer«) machen es ähnlich, letzterer geht sogar in die Offensive: »Kein Mann braucht sich wegen seines Haarausfalls zu schämen.« Überhaupt scheinen Männer lockerer geworden zu sein. Träger von »Schummelscheiteln«, jenen über die Glatze gekämmten Haarsträhnen, gebe es fast überhaupt nicht mehr, hat zumindest Klaus-Dieter Kaiser, Ex-Friseur-Weltmeister, beobachtet. »Lächerlich« findet er es, wenn beim Schwimmen die Locke auf der Schulter klebt. »Wir verstecken nichts«, ist seine Devise.

Nachhilfe erlaubt

Haare sind für Männer keine Nebensache. Prinz William (19) findet schon viele Haare im Kamm und ist darüber ein »bisschen schockiert«, wie es heißt. Und Gerhard Schröder lässt auf seinen Schopf nichts kommen: Wer die Behauptung zitiert, das vitale Kastanienbraun des 58 Jahre alten Bundeskanzlers sei gefärbt, muss mit juristischem Ärger rechnen. Selbst wenn jemand nachhilft: Da sei doch nichts dabei, findet Kaiser. »Wenn?s besser aussieht, ist es doch in Ordnung.« Gab es früher beim Friseur Kabinen, in denen sich Männer Umformungen (vulgo: Dauerwellen) machen ließen oder sich beim Färben verstecken wollten, so sitzen die Kunden heute offen im Salon.

Färben, Tönen oder Dauerwelle?

Während die einen sich mit Geheimratsecken oder dem schütterem Schopf beschäftigen, liebäugeln andere mit Färben oder Tönen. »Tatsache ist, dass Männer zunehmend bereit sind, an der Farbe ihres Haares etwas ändern zu lassen«, sagt Bernd Müller, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks in Köln. Besonders junge Männer haben keine Scheu, »ein bisschen Leben« in die Haare zu bringen, zum Beispiel mit Strähnen. Beim Färben wird der Ton durch Oxidation geändert, beim Tönen ist es ein physikalischer Vorgang, die Pigmente werden quasi »angeheftet«, wie Müller erläutert.

Graue Schläfen nicht mehr gefragt

Graue Schläfen wie bei Joachim »Blacky« Fuchsberger, dem Fernsehidol der 80er Jahre, seien dagegen nicht mehr ganz so gefragt, meint Kaiser. Es herrsche auch auf den Köpfen eher der »totale Jugendwahn«: »Ein Zeichen von Alter, das wollen die Menschen nicht.« Gleichwohl gebe es auch ein paar wenige Glückliche, die im Alter wirklich gar keine weißen Haare bekämen.

Haare wichtig fürs Image

Wer glaubt, nur bei Schröder oder Angela Merkel werde auf die Frisur geachtet, hat sich getäuscht. Auch Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber sah sich schon im Urteil eines »Star-Friseurs«: »Sein jetziger Schnitt ist ein bisschen zu gebrezelt und hingeföhnt«, sagte Gerhard Meir der Illustrierten »Bunte«. Wie sich die Frisur auf die Politik auswirkt, zeigt ein Blick nach Spanien. Dort beeinflussten die Haare der Kandidaten die Stimmabgabe bei der Wahl vor zwei Jahren von 2000 um bis zu 30 Prozent, wie aus einer Umfrage hervorging. Jose Maria Aznar, Träger einer dunklen, vollen Pracht, siegte überraschend über seinen Gegenkandidaten Joaquin Almunia - einen Glatzkopf.

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