Doch trotz vieler löblicher Vorschläge, wie Essstörungen unter Models in den Griff zu bekommen seien, schlichen auch am Samstag bei der Eröffnung der Fashion Week wieder Models über den Laufsteg, die wie der Schatten ihrer selbst wirkten.
Neben unterernährten Models spielte der Umweltschutz eine große Rolle. "Grün ist das neue Schwarz" beschrieb die Zeitung "Daily Telegraph" den neuesten Modetrend. Schicke Mode, die unter fairen Bedingungen und aus natürlichen Materialien hergestellt wurde, ist für viele kein Widerspruch mehr. Auch der Designer Philip Stephens bemüht sich, für sein Label "Unconditional" meist natürliche Stoffe wie Baumwolle, Seide und Kaschmir zu verwenden und mit natürlichen Farben zu arbeiten. Seine Show war denn auch sehr grün: Bevor es los ging, hallte Vogelgezwitscher durch den Raum und der Anfang des Laufsteges, mit Moosen und Farnen geschmückt, schimmerte in grünem Licht.
Grün zog sich als Farbtupfer durch seine gesamte Kollektion - sei es als knallgrüner Lidschatten, Schuh oder Gürtel. Stephens, der Stars wie Madonna, Cameron Diaz, Brad Pitt und David Beckham zu seinen Fans zählt, schickte einige Models sogar mit Holzforke und Gießkanne, aus der Pflanzen ragten, los. Das Publikum war begeistert und dankte mit großem Applaus.
Zuvor hatten die Designer Paul Costelloe und Gavin Douglas als erste ihre Entwürfe präsentiert. Costelloes meist pastellfarbenen Kreationen bestanden aus fließenden Stoffen und waren durchweg sportlich. Mehr Mut zur Exzentrik erfordert dagegen Douglas’ Mode: Die Entwürfe waren barock-opulent und kombinierten mit Lack, Leder, Tüll und Strass verschiedene Materialien.
Keine Drogen, keine Models unter 16
Um die Models besser zu schützen, durfte dieses Mal kein Designer Mädchen unter 16 Jahren engagieren. Die Organisatoren ordneten zudem an, dass "hinter der Bühne eine gesunde Umgebung» geschaffen werde, die 'ganz bewusst drogen- und rauchfrei'" sei und "qualitativ hochwertiges Essen" biete. Auf die Brownies, die es hinter der Bühne einer Show gab, hätten sich aber eher die Stylisten als die Models gestürzt, frotzelte die Zeitung "Independent".
23 Stücke aus der Kollektion vermisst
Das Gros der Modewelt war sich einig, dass essgestörte Models weder auf den Laufsteg gehörten, noch ein gutes Vorbild seien. Doch über die Lösung des Problems war man sich uneins: Statt hastig Verbote zu verhängen, sei es effektiver, das Bewusstsein im Modegeschäft zu ändern, schrieb die Zeitung "Times". Als "unfair" bezeichnete Topmodel Naomi Campbell, die schon als 15-Jährige modelte, das Laufverbot für unter 16-Jährige im "Sunday Telegraph".
Am Montag steht mit dem Schotten Christopher Kane wieder ein Jung-Designer im Mittelpunkt - nicht nur wegen seiner Show. Wenige Tage vor der Modewoche wurde Kanes Atelier in London ausgeraubt. Der Schreck beim zum Liebling der britischen Modeszene avancierten Kane war groß. Neben einem Laptop fehlten 23 Stücke für die Show. "Ich bin verzweifelt, aber nach dem ersten Schock und blinder Panik merkte ich, dass ich nur noch einmal von vorn anfangen muss", sagte Kane. Derzeit arbeite er die Nächte durch. In Kanes Umfeld wird Sabotage nicht ausgeschlossen. Die London Fashion Week hat ihren ersten Krimi.