Schulterpolster und Bundfalten: Einflüsse der 80er Jahre sind bei der Berliner Modewoche nicht zu übersehen. Am deutlichsten zitierte am Mittwoch der Designer Michael Michalsky das Jahrzehnt. Ins Auge fielen breitschultrige Blazer, zweireihige Sakkos und Radlerhosen unter langen durchsichtigen Röcken.
Er sei ein Kind der 80er, sagt Michalsky der Deutschen Presse-Agentur. Der 52-Jährige verwies auf Musikstile des Jahrzehnts, auf Punk, New Wave, Pop und Rave. "Aus diesen 80er Jahren kann man unglaublich viel Kreativität schöpfen. Für die meisten Leute ist das etwas komplett Neues, weil sie es nicht erlebt haben."
Michael Michalsky: "Viele Trends verglühen schnell"
Unter dem Motto "Brothers and Sisters" rief Michalsky mit seiner Schau zu mehr Zusammenarbeit statt Gegeneinander auf, auch politisch. Er kritisierte etwa die America-First-Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Dessen Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, saß in der ersten Reihe. Der Diplomat nahm die Kritik regungslos hin.
Auf dem Laufsteg bekam er neben Overalls mit Schulterklappen und Leggins auch eine indische Reithose (Jodhpur) zu sehen – nach Jogginghose und Turnschuhen ein weiterer Sportartikel, der zur Alltagskleidung werden könnte, wie Michalsky meint. "In Reiterhose zur Party – ich kann mir das schon vorstellen." Präsentiert werden in Berlin die Trends für Frühjahr und Sommer 2020. Internet und soziale Medien hätten die Mode kurzlebiger gemacht, meint Michalsky. Früher habe es einen oder zwei Trends gegeben, die eine Zeit lang angehalten hätten. "Heute gibt es parallel ein paar hundert Trends und viele von denen verglühen relativ schnell."
Nur ein Trend verglüht nicht: Sneakers. Die Turnschuhe halten sich seit langem auf den Laufstegen und in den Geschäften. "Dieser Trend wird nie verglühen", prophezeit Michael Michalsky. "Vielleicht haben wir ja bald auch einen Bundeskanzler in Sneakers – you never know." Auch Guido Maria Kretschmer weiß: "Die Zeit ist sneakerreif. Die Leute wollen schnell, sie wollen bequem."