Pariser Herrenmode Mädchenhafte Jungs

Dior beschließt die Pariser Herrenmodenschauen mit fedrigen Stoffrosetten und schillernden Paillettenblousons. Die passende Bekleidung für schmale, feminine Männer.

Jung, blass, mit Topfhaarschnitt und noch schmaler als sonst. So sehen die Männermodels aus, die in Paris Hedi Slimanes Dior-Herrenkollektion für das kommende Frühjahr vorstellen. Die mit Kristallen bestickten Smokingjacken oder weiß schillernden Paillettenblousons verstärkten den mädchenhaften Eindruck noch.

Der in der Szene fast kultisch verehrte Designer setzte zum Abschluss der Schauen auf messerscharfe Schnitte und feinste Verarbeitung bei schwarzen Anzugwesten, Leder-Röhrenhosen und Frackjacken mit geometrisch anmutenden Schößen. Rockstar Mick Jagger saß mit leicht angespannter Miene in der ersten Reihe. Über die Passform sollte er sich allerdings nicht den Kopf zerbrechen - der Mager-Rolling-Stone ist einer der wenigen Männer, die diese Kleidung tragen könnten.

Einige Details erinnerten an die Damenmode von Designerlegende Yves Saint Laurent, etwa die eleganten Safarijacken oder die fedrigen Stoffrosetten. Das heizte die Pariser Gerüchteküche an: Hauptgesprächsthema der Schauen war ein möglicher Wechsel bei Dior. Einige sehen Slimane als neuen Chefdesigner von Saint Laurent.

Bei Dior fehlt ihm angeblich eins zu seinem Glück: die eigene Frauenlinie. Die entwirft seit Jahren Modestar John Galliano, und das soll wohl so bleiben. Den Saint-Laurent-Designer Stefano Pilati führen solche Gedankenspiele zu Armani. Andere Mode-Experten glauben nicht an den Wechsel. Sie möchten Slimane später bei Chanel als Lagerfeld-Nachfolger sehen. Immerhin sind beide Designer befreundet, und Karl Lagerfeld schaute sich wie üblich die Schau von Hedi an.

Dior tanzt aus der Reihe

Dior tanzte mit dieser aus Schneiderkunst und schräger Allüre gemixten Präsentation etwas aus der Reihe der "adretten" Lässigkeit, die ansonsten die Herrenmode des kommenden Sommers dominiert. Perfekt wirkt diese bei Louis Vuitton: Hier inspiriert ein Kontrast aus Hawaiis Heiterkeit und viktorianischer Korrektheit die Kollektion. Luxuriöse Lederjacken, bleiche Blütenhemden, schmale, weiße Hosen und tiefgrüne Jacken sind wichtige Elemente. Lederbroschen und silberfarbene Schuhe sorgen für Kitzel.

Überall ist Silber als Hingucker gefragt. Bei Ozwald Boatengs Entwürfen für Givenchy gab es sogar mit Silber beschichtete Smokings. Boateng bleibt seinem Bild des Mannes als Gentleman treu - geschult in Londons Maßschneider-Ateliers. Diesmal wirkten die Models, als ob sie in ihren feinen, crèmefarbenen Leinenanzügen, schwarz-weißen Kombinationen mit schmaler Passform und Polohemden zu einer aristokratischen Gartenparty unterwegs seien.

Das Label "Vier5" setzte auf jugendliche Streetwear mit weiten Bluejeans oder Sweatshirts mit typografischen Aufdrucken in Neonfarben. Als Accessoires wirkten dicke, goldene Panzerketten, die mit Buttons in Herzform kontrastieren.

Pierre Cardin zeigte luftigen Freizeitlook. Doch mehr als seine Kollektion interessierte hier schlicht die Tatsache, dass der "Dinosaurier" der Pariser Designer mit 84 Jahren nach einer langen Pause überhaupt wieder seine Entwürfe vorstellte.

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Stefanie Schütte/DPA

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