Pariser Modewoche Sie entwarf Kates Hochzeitskleid. Jetzt verlässt Designerin Sarah Burton die Marke Alexander McQueen

Prinz William und Herzogin Kate bei ihrer Hochzeit am 29. April 2011
Prinz William und Herzogin Kate bei ihrer Hochzeit am 29. April 2011
Im Dienst der Krone: Sarah Burton schneiderte einst das Hochzeitskleid von Herzogin Kate. Nun verlässt sie die Marke Alexander McQueen. Was sollen Fans wie Lady Gaga, Cate Blanchett und die royale Kundschaft nun tragen?

Die Modenschauen in Mailand und Paris sind in dieser Saison geprägt von großen Abschieden. Bei Chloé geht Chefdesignerin Gabriela Hearst, bei Prada ist es Fabio Zambernardi. Auch bei Alexander McQueen gibt es einen Wechsel: Sarah Burton, seit 2010 Kreativchefin der Marke, tritt von ihrem Designposten zurück.

Bei ihrer letzten Show am Samstagabend zeigte die Designerin noch einmal die ganze Bandbreite ihrer Schneiderkunst. Man sah scharf geschnittene Anzüge, rüstungsartige Korsetts, ebenso Kleider und Mäntel mit Fransen-Applikationen. Sie waren inspiriert von der verstorbenen, polnischen Künstlerin Magdalena Abakanowicz, deren gewebte Skulpturen als Teil des Laufsteg-Sets ausgestellt waren. Auch zeigte Burton Elemente vorheriger Kollektionen, wie etwa die Rose als Motiv auf handbemalten Slipdresses. Sie brachte auch ihre offene Herzstickerei auf dem geformten silbernen Perlenkleid zurück, das Naomi Campbell am Ende der Show trug.



13 Jahre verantwortete die Britin den Stil des Luxushauses. Eine Ewigkeit in der schnelllebigen Modewelt. Burton, die zuvor die rechte Hand von Firmengründer Alexander McQueen war, übernahm nach dessen Selbstmord 2010 die kreative Leitung der Marke. Ein Mammutprojekt, immerhin schlüpfte sie damals in die Fußstapfen des Enfants terribles der Modewelt. Seine Mode war futuristisch, martialisch, manchmal auch nahezu frauenfeindlich. Einst entwarf er futuristische Schuhen ohne Absatz, in denen einzig und allein die britische Millionenerbin Daphne Guinness zu laufen können schien. Dennoch liebte die Modewelt seine Shows. Sie waren stets große Spektakel.

Ein Kleid, das alles veränderte 

Burton fiel die Entscheidung damals nicht leicht, nach McQueens Tod die Kreativleitung der Marke zu übernehmen. Sie waren eng befreundet. "Ich war so ratlos, er war ein so großer Teil meines Lebens, mein Alltag. Ich konnte seine Sätze beenden, aber ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte", sagte sie einst in einem Interview mit der Vogue. Doch kurz darauf wandte sich Kate Middelton an sie mit der Bitte, ihre Hochzeitsrobe zu entwerfen. Das Kleid war der Lichtblick, der alles veränderte.

Es war mit feiner Spitze versehen und entstand in Handwerksateliers in Großbritannien. So stammten die Spitzenapplikationen für Oberteil und Rock von der Royal School of Needlework im Hampton Court Palace. In sie waren feine Blüten eingearbeitet, die für die vier Länder Großbritanniens standen: die Rose für England, die Distel für Schottland, die Narzisse für Wales, das Kleeblatt für Irland.

Prinzessin Kate soll bei der Hochzeit von Tom Parker Bowles, dem Sohn von Königin Camilla, auf die Designerin aufmerksam geworden sein. Bis heute trägt sie Burtons Kostüme bei vielen wichtigen Anlässen ihres royalen Alltags: bei der Hochzeit von Harry und Meghan, der Taufe von Tochter Charlotte, ebenso bei traurigen Anlässen wie der Beerdigung der Queen. Damals trug sie ein schwarzes, tailliert geschnittenes Mantelkleid.

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Doch nicht nur Prinzessin Kate gilt als großer Fan, auch Stars zeigen sich gerne in Alexander McQueen auf dem roten Teppich. 2019 erschien etwa Lady Gaga in einer schwarzen Korsagen-Robe bei der Oscar-Verleihung, bei der sie für "A Star Is Born" mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Auch Cate Blanchett, die bei der letzten Show von Sarah Burton in der ersten Reihe saß, ist ein Fan ihrer McQueen-Kleider. Die Schauspielerin engagiert sich seit einiger Zeit für mehr Nachhaltigkeit auf dem roten Teppich. Sie trägt keine neuen Kleider mehr, sondern holt aus ihrem Kleiderschrank, was sie schon einmal getragen hat. So wie 2020 bei den Filmfestspielen von Cannes. Damals trug sie ein schwarzes Kleid mit aufwendig besticktem Blumenmuster, das sie vier Jahre zuvor bei einem anderen Filmfest getragen hatte.

Sarah Burton engagiert sich auch sozial

Doch Burton hat nicht nur Stars im Blick. Die Britin, die als zurückhaltend gilt und nie den Drang verspürte, in die Öffentlichkeit zu stehen, engagiert sich auch für den Nachwuchs. Sie organisiert Workshops für Schulkinder und Modestudenten, ebenso für junge Leute aus benachteiligten Regionen in Wales. Zudem verteilt sie überschüssige Stoffe an Schulen, Gemeindegruppen und Modehochschulen im ganzen Vereinigten Königreich. Ein Teil davon ermöglichte es dem jungen Designer Steven Stokey-Daley, einem Arbeiterschüler aus Liverpool, seine Abschlusskollektion zu entwerfen. Das Besondere: Harry Styles trug sie in seinem Musikvideo zu "Golden".



Zu ihrem Leben nach McQueen äußerte sich Burton noch nicht. Wohin sie aber auch gehen wird: Ein Tross an Stars wird ihr folgen. In britischen Medien wird – mehr im Spaß als ernst gemeint – gemunkelt, Burton könnte zu Prinzessin Kates offizieller Hofschneiderin werden. Von McQueen zum Dienst für die Krone – es wäre nicht der schlechteste Wechsel.

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