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  • Party-Typen im Test: Von VIP bis Scheunendisko

Zur Galerie Party-Typen im Test: Von VIP bis Scheunendisko
(Symbolbild)  3. Mottoparty, Hanoi Club, München   Typischer Satz: "Und was willst du sein?"   Typischer Drink: Erdbeerlimes (bei der Schlager-Motto-Party)  Dresscode: It depends       Um halb zwei in der Nacht tanze ich mit einem Mädchen, das sich aufführt, als trainierte sie für das Casting eines Hip-Hop-Videos. Sie stützt ihre Hände gegen einen großen Spiegel, geht ins Hohlkreuz, schwenkt die Hüften nach links und rechts und drückt ihren Hintern gegen meinen, nun ja, Bauch. An sich tue ich so etwas nicht. Ein kleines Stück Plastik macht es möglich, und nein, es ist nicht meine Kreditkarte.      Im Spiegel sehe ich das hübsche Gesicht des Pornomädchens und dahinter mich. Ich trage eine weiße Eishockeymaske, genau wie der Killer Jason aus dem Horrorfilm "Freitag der 13.". Meine Tanzpartnerin hat am engen Top surreale Stacheln und Stofffetzen angebracht, die sie aussehen lassen, als wäre sie eine fleischfressende Pflanze. "Friday 13th, Best of Horror" lautet das Motto der Party im Hanoi Club in München. Best of Horror - lass dein inneres Monster frei, soll das wohl heißen, darum geht es ja bei Partys.      Die Eishockeymaske habe ich mir am Nachmittag im Kostümladen gekauft und es mir damit einfach gemacht. Mein Freund Jakob hat sich mehr Mühe gegeben und den Kleiderschrank seiner Medizinerfrau geplündert. Mit OP-Kittel, Einwegskalpell, Blutspritzern und dunklen Augenringen hat er sich in den "verrückten Doktor " verwandelt. In der U-Bahn auf dem Weg zur Party erntet Jakob beunruhigte Blicke der Passanten: Die OP ist wohl nicht so gut gelaufen? Im Club aber wird er vom Freak zum Star.      Mottoparty ist Kurzzeitkarneval und temporäres Tollhaus. Eine Art postmoderne Variante der antiken Saturnalien, bei denen Sklaven und Herrscher die Rollen tauschten, oder des venezianischen Karnevals, bei dem im 16. und 17. Jahrhundert Bürger, Bauern und Fürsten aus ganz Europa Masken aufzogen und im Gewühl der Menge ihre Standesidentität abstreiften.      Der Thrill der Verwandlung vom Alltags-Ich in ein Party-Ich wirkt auch in der Gegenwart. Anonymität fördert Ausgelassenheit. Unter meiner Maske schäme ich mich für nichts. In einem venezianischen Liedchen aus dem 16. Jahrhundert hieß es recht deutlich: "Der Karneval macht mich potent." Die Mottoparty ist ein Konzept mit integriertem Eisbrecher: Unangenehme Stille und peinlich berührtes Schweigen muss man nicht fürchten, kann immer sagen: "Das ist aber ein tolles Kostüm!" Oder: "Und was bitte willst du darstellen?"       Und das Beste ist: Weil man aussieht wie der letzte Idiot, kann man auf einer Mottoparty nach einer kurzen Hitflaute oder einem Müdigkeitsanfall nicht einfach der albernen Versuchung nachgeben zu schauen, "was in dem nächsten Laden so los ist". Feste sind immer nur dann gut, wenn man auf alle Optionen verzichtet und den Exzess hier und jetzt sucht. Die Mottoparty ist ein Käfig mit Diskokugel.
(Symbolbild)
3. Mottoparty, Hanoi Club, München 
Typischer Satz: "Und was willst du sein?" 
Typischer Drink: Erdbeerlimes (bei der Schlager-Motto-Party)
Dresscode: It depends 


Um halb zwei in der Nacht tanze ich mit einem Mädchen, das sich aufführt, als trainierte sie für das Casting eines Hip-Hop-Videos. Sie stützt ihre Hände gegen einen großen Spiegel, geht ins Hohlkreuz, schwenkt die Hüften nach links und rechts und drückt ihren Hintern gegen meinen, nun ja, Bauch. An sich tue ich so etwas nicht. Ein kleines Stück Plastik macht es möglich, und nein, es ist nicht meine Kreditkarte.


Im Spiegel sehe ich das hübsche Gesicht des Pornomädchens und dahinter mich. Ich trage eine weiße Eishockeymaske, genau wie der Killer Jason aus dem Horrorfilm "Freitag der 13.". Meine Tanzpartnerin hat am engen Top surreale Stacheln und Stofffetzen angebracht, die sie aussehen lassen, als wäre sie eine fleischfressende Pflanze. "Friday 13th, Best of Horror" lautet das Motto der Party im Hanoi Club in München. Best of Horror - lass dein inneres Monster frei, soll das wohl heißen, darum geht es ja bei Partys.


Die Eishockeymaske habe ich mir am Nachmittag im Kostümladen gekauft und es mir damit einfach gemacht. Mein Freund Jakob hat sich mehr Mühe gegeben und den Kleiderschrank seiner Medizinerfrau geplündert. Mit OP-Kittel, Einwegskalpell, Blutspritzern und dunklen Augenringen hat er sich in den "verrückten Doktor " verwandelt. In der U-Bahn auf dem Weg zur Party erntet Jakob beunruhigte Blicke der Passanten: Die OP ist wohl nicht so gut gelaufen? Im Club aber wird er vom Freak zum Star.


Mottoparty ist Kurzzeitkarneval und temporäres Tollhaus. Eine Art postmoderne Variante der antiken Saturnalien, bei denen Sklaven und Herrscher die Rollen tauschten, oder des venezianischen Karnevals, bei dem im 16. und 17. Jahrhundert Bürger, Bauern und Fürsten aus ganz Europa Masken aufzogen und im Gewühl der Menge ihre Standesidentität abstreiften.


Der Thrill der Verwandlung vom Alltags-Ich in ein Party-Ich wirkt auch in der Gegenwart. Anonymität fördert Ausgelassenheit. Unter meiner Maske schäme ich mich für nichts. In einem venezianischen Liedchen aus dem 16. Jahrhundert hieß es recht deutlich: "Der Karneval macht mich potent." Die Mottoparty ist ein Konzept mit integriertem Eisbrecher: Unangenehme Stille und peinlich berührtes Schweigen muss man nicht fürchten, kann immer sagen: "Das ist aber ein tolles Kostüm!" Oder: "Und was bitte willst du darstellen?" 


Und das Beste ist: Weil man aussieht wie der letzte Idiot, kann man auf einer Mottoparty nach einer kurzen Hitflaute oder einem Müdigkeitsanfall nicht einfach der albernen Versuchung nachgeben zu schauen, "was in dem nächsten Laden so los ist". Feste sind immer nur dann gut, wenn man auf alle Optionen verzichtet und den Exzess hier und jetzt sucht. Die Mottoparty ist ein Käfig mit Diskokugel.
© istock Editorial / Getty Images
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(Symbolbild)  1. Die Massenparty, Schüttorf, Niedersachsen   Typischer Drink: Flying Hirsch (Jägermeister mit Red Bull)  Typischer Satz: "Machst du ein Foto von mir?"   Dresscode: Reality-TV-Chic       Der Landkreis Grafschaft Bentheim in Niedersachsen ist der dunkelste Ort der Welt. Zumindest kommt es einem so vor, wenn man an einem Samstag um 22.45 Uhr im Taxi die Landstraße hinunterrast. In Kleinstädten wie Ochtrup oder Salzbergen brennt nur jede dritte Straßenlampe, die Gasthöfe haben ihre Neonreklameschilder ausgeknipst, und auch die meisten Wohnzimmerfenster sind bereits schwarz. "Warten Sie, bald können Sie die Lichter sehen", sagt der Taxifahrer, als wir in das freie Land eintauchen wie in ein Tintenfass. Dann tauchen am Horizont plötzlich blaue Lichtkegel auf. Die Skybeamer, die in der hellen Großstadt immer ein wenig lächerlich wirken, machen auf dem Land tatsächlich Sinn. "Kommt zum Index", lese ich in krakeliger Leuchtschrift am Himmel.      Mit Leuchtpower kennt man sich in Schüttorf aus. Die Besitzerfamilie, sagt der Taxifahrer, habe 1988 Teile der Lichtanlage der Olympischen Spiele in Seoul gekauft. Der Olympischen Spiele! Das ist die Größenordnung, in der man hier denkt. Heute leistet sich das Index die "größte Eisbar der Welt", dazu: fünf Floors, gut dreißig Bars, zwei Restaurants. Ein Entertainment- Leuchtturm. Eine der größten Diskos Deutschlands, Platz für 6000 Menschen.      Ich treffe Geburtstagsgruppen, Abiturienten, Soldaten und Sportvereine, die bis zu drei Stunden Autofahrt auf sich genommen haben und aus fünf verschiedenen Ländern stammen. Feiern löschten den Alltag auf Zeit aus, schreibt der Soziologe Harald Homann in dem Standardwerk "Das Fest", sie "mindern den Lastcharakter des Alltags" und ermöglichten es den Menschen dadurch überhaupt erst zu funktionieren. Die labyrinthartige Innenwelt des Index ist tatsächlich das Gegenteil des öden Flachlands, das die Disko umgibt: Licht statt Dunkelheit, Lärm statt Stille, Vielfalt statt Nichts. Egal wo man ist, da gibt es immer noch eine weitere Tür, die einen zu einem neuen Barzwischengeschoss, Soundkabuff, dem nächsten Floor bringt, Schlager, Black Music, House, Monsters of Rock. Immer weiter hinein, immer weiter weg. Das Index funktioniert nach der gleichen Logik wie moderne Vergnügungsparks und Einkaufszentren.      Besonders wohl fühle ich mich mit meiner Indiesozialisation hier nicht. An drei Kassen sitzen Frauen mit Beamtenbrillen und geben Chipkarten aus. An der Bar wird der Betrag einfach auf den Chip gebucht. Hier folgt alles einem genauen Businessplan und Drehbuch.      Und auch die Gäste verhalten sich wie Schauspieler einer Soap, sie tanzen, flirten und trinken allerdings auch unermüdlich. Obwohl ich mir hier fremd vorkomme, denke ich, dass dies das erste Geheimnis einer guten Party sein könnte: dass jeder weiß, was er zu tun hat. Auch wenn es seltsam klingt, man kann den Exzess und das Chaos einer Party organisieren und so eine temporäre Parallelgesellschaft aufbauen.      Im Index leert sich die Tanzfläche bereits um vier Uhr morgens. Die Rückreise in den Alltag, nach Duisburg, Paderborn und Eindhoven, dauert lang.
(Symbolbild)  2. Die WG-Party, Glockenbachviertel, München   Typischer Satz: "Lange nicht gesehen. Wie geht's?"   Typischer Drink: Augustiner Hell, 0,5 Liter   Dresscode: Come as you are       Vor der Eingangstür der Dreizimmerwohnung im Münchner Glockenbachviertel stehen mindestens 150 Paar Schuhe. Der zweite Stock sieht aus wie das Vorzimmer eines Spa oder einer Moschee - nicht unbedingt Orte, die als wilde Partylocations bekannt sind. Ist das Gebot "Schuhe aus" ein schlechtes Zeichen für die WG-Party von Anna und Lena, frage ich mich, ein Hinweis auf weitere Partykiller, sensible Nachbarsohren, zu kurze Gästeliste, zu wenig Alkohol? Im Flur kommen mir Mädchen in Strumpfhosen entgegen, die ohne ihre Heels aussehen wie traurige, hinkende Antilopen. Stolze Wesen, fundamental beschädigt. Auch meine Socken sind bald nass und klebrig. Die einzige Hoffnung ist nun, dass die Party so wild wird, dass wir die Scherben und Zigaretten am Boden vergessen.      Die WG-Party, klein, leise, intim, ist der Gegensatz zur Megadisko in Niedersachsen - LoFi statt Hightech, Freunde statt Fremde. Wenn es bei einer guten Party darum geht, den Alltag hinter sich zu lassen, wie soll man dann ausgerechnet an einem Ort ausrasten, an dem man schon "Tatort" gesehen und mit den befreundeten Bewohnern Nintendo-Wii gespielt hat?      Dann passiert etwas Seltsames: Auf dem Weg zur Küche verlaufe ich mich fast in den vertrauten Räumen. Die Wohnung ist nicht wiederzuerkennen. Zum Glück, denke ich: Eine gute Wohnungsparty muss verheimlichen, dass sie in einer Wohnung stattfindet. So wie hier, wo es dunkel ist, Stühle und Sofas verschwunden sind, die Gäste sich nicht setzen können. Könnten sie es, täten sie es ja auch - und würden über ihre Steuererklärung oder die neueste Theaterinszenierung reden. Offenbar muss man die Menschen auf den Zehenspitzen halten.      Dass wir auf Partys so viel Spaß haben, meint der US-Anthropologe Peter G. Stromberg, liege weniger an Drogen wie Alkohol, Kokain oder Dubstep. Das eigentliche Rauschmittel seien andere Menschen und die Emotionen, die sie abstrahlen. Das menschliche Gehirn, erklärt Stromberg, ist mit Spiegelneuronen ausgestattet, die uns dazu bringen, das Verhalten und die Gefühle der Umstehenden zu imitieren, das Lachen, die Aufregung, die wilden Bewegungen.      So entstehe eine Lawine der guten Laune, die alle mitreißt. Stromberg nennt es "emotionale Infektion": "Wir fühlen Dinge, die wir nicht gewohnt sind", und natürlich: "Wir tun Dinge, die man eigentlich nicht machen würde." Um zwei Uhr zieht Nick, den man selten ohne Anzug sieht, Hemd und Krawatte aus und tanzt mit nacktem Oberkörper. Fünf Leute machen sofort mit. Ich entdecke meine tief verschüttete Vorliebe zum Ausdruckstanz wieder.      Und Paare merken, dass sie es doch nicht so schlimm finden, wenn der Partner mit jemand anderem rummacht. Die Klotür ist verdächtig lange abgeschlossen. Vielleicht funktionieren Spiegelneuronen am besten, wenn sie gute Freunde spiegeln? Die Polizei wird um halb vier beinahe freudig begrüßt. Der Polizist guckt neidisch auf die Mädchen, denen ihre kaputten Strumpfhosen längst egal sind. "Macht mal halblang", sagt er. Und dann: "Wir würden ja auch lieber auf der anderen Seite der Türschwelle stehen." Die Spiegelneuronen feuern.
(Symbolbild)  3. Mottoparty, Hanoi Club, München   Typischer Satz: "Und was willst du sein?"   Typischer Drink: Erdbeerlimes (bei der Schlager-Motto-Party)  Dresscode: It depends       Um halb zwei in der Nacht tanze ich mit einem Mädchen, das sich aufführt, als trainierte sie für das Casting eines Hip-Hop-Videos. Sie stützt ihre Hände gegen einen großen Spiegel, geht ins Hohlkreuz, schwenkt die Hüften nach links und rechts und drückt ihren Hintern gegen meinen, nun ja, Bauch. An sich tue ich so etwas nicht. Ein kleines Stück Plastik macht es möglich, und nein, es ist nicht meine Kreditkarte.      Im Spiegel sehe ich das hübsche Gesicht des Pornomädchens und dahinter mich. Ich trage eine weiße Eishockeymaske, genau wie der Killer Jason aus dem Horrorfilm "Freitag der 13.". Meine Tanzpartnerin hat am engen Top surreale Stacheln und Stofffetzen angebracht, die sie aussehen lassen, als wäre sie eine fleischfressende Pflanze. "Friday 13th, Best of Horror" lautet das Motto der Party im Hanoi Club in München. Best of Horror - lass dein inneres Monster frei, soll das wohl heißen, darum geht es ja bei Partys.      Die Eishockeymaske habe ich mir am Nachmittag im Kostümladen gekauft und es mir damit einfach gemacht. Mein Freund Jakob hat sich mehr Mühe gegeben und den Kleiderschrank seiner Medizinerfrau geplündert. Mit OP-Kittel, Einwegskalpell, Blutspritzern und dunklen Augenringen hat er sich in den "verrückten Doktor " verwandelt. In der U-Bahn auf dem Weg zur Party erntet Jakob beunruhigte Blicke der Passanten: Die OP ist wohl nicht so gut gelaufen? Im Club aber wird er vom Freak zum Star.      Mottoparty ist Kurzzeitkarneval und temporäres Tollhaus. Eine Art postmoderne Variante der antiken Saturnalien, bei denen Sklaven und Herrscher die Rollen tauschten, oder des venezianischen Karnevals, bei dem im 16. und 17. Jahrhundert Bürger, Bauern und Fürsten aus ganz Europa Masken aufzogen und im Gewühl der Menge ihre Standesidentität abstreiften.      Der Thrill der Verwandlung vom Alltags-Ich in ein Party-Ich wirkt auch in der Gegenwart. Anonymität fördert Ausgelassenheit. Unter meiner Maske schäme ich mich für nichts. In einem venezianischen Liedchen aus dem 16. Jahrhundert hieß es recht deutlich: "Der Karneval macht mich potent." Die Mottoparty ist ein Konzept mit integriertem Eisbrecher: Unangenehme Stille und peinlich berührtes Schweigen muss man nicht fürchten, kann immer sagen: "Das ist aber ein tolles Kostüm!" Oder: "Und was bitte willst du darstellen?"       Und das Beste ist: Weil man aussieht wie der letzte Idiot, kann man auf einer Mottoparty nach einer kurzen Hitflaute oder einem Müdigkeitsanfall nicht einfach der albernen Versuchung nachgeben zu schauen, "was in dem nächsten Laden so los ist". Feste sind immer nur dann gut, wenn man auf alle Optionen verzichtet und den Exzess hier und jetzt sucht. Die Mottoparty ist ein Käfig mit Diskokugel.
(Symbolbild)  4. VIP-Party, leer stehendes Gebäude, Nähe Alexanderplatz, Berlin   Typischer Satz: "Wann kommt denn jetzt der Antonio?"   Typischer Drink: Moët & Chandon Champagne, Limited Edition   Dresscode: Black Tie       Der Höhepunkt der "Hugo Boss Party" auf der Berlinale ist der Morgen danach, wenn die Putzkolonnen schon da waren, der Berufsverkehr über die Straßen drängt und die Gäste beim Morgenkaffee in der Boulevardzeitung nachlesen, welche Superstars sie gestern an der Bar übersehen haben. Und nur wenn die richtigen Namen und Bilder in der Zeitung stehen, war es ein guter Abend.       Die Aura der Stars überstrahlt das Morgenlicht. Der Filmstar Thomas Kretschmann und das Supermodel Eva Padberg waren anwesend, lese ich, sowie diverse junge deutsche Schauspielerinnen und Fernsehmoderatorinnen, die auf den roten Teppichen der Hauptstadt leben. Das wichtigste Thema des Abends, erinnere ich mich, war: "Wann kommt Antonio Banderas? Steht er immer noch im Stau?" Die VIP-Party lebt davon, dass es gelingt, bei den Gästen das Gefühl hervorzurufen, sie befänden sich an einem besonderen Ort und in besonderer Gesellschaft.       Als beste Party des 20. Jahrhunderts gilt die Black & White-Party, die der Schriftsteller Truman Capote im Jahr 1966 im Plaza Hotel in New York gab. Mit den einfachen Sätzen "Well maybe you'll be invited. And maybe you won't" hatte Capote die New Yorker High Society monatelang unter Strom gehalten und die potenziellen Gäste so zu Figuren seiner Fiktion gemacht, die auf ein Abenteuer und ein Happy End hofften. Am Ende kamen Robert F. Kennedy, Frank Sinatra, Greta Garbo. Die Party gilt heute als eines der größten Kunstwerke von Capote - spannender als seine Romane. Ein Gastgeber muss also nicht nur für Location und Drinks sorgen, sondern auch für eine Story.      Man kann es natürlich kindisch finden, auf Stars zu gucken, vielleicht auch unsympathisch, dass man Leute gezielt einlädt, weil sie Schlagzeilen bringen, aber ein bisschen was kann Otto Normalgastgeber auch hier lernen: Eine Party zu veranstalten, bedeutet, den richtigen Menschenmix zu kreieren. Klar, Filmstars und Fußballprofis gehen eher selten auf Privatpartys. Aber jeder kennt einen Menschen mit coolen Hobbys oder besonderer Biografie.      Oder diesen einen Typen, der so verrückt tanzt, dass alle anderen ebenfalls ihre lästigen Schamgrenzen vergessen. Starpower im Kleinen. Antonio Banderas, das habe ich in Berlin gemerkt, kommt eh nicht.
(Symbolbild)  5. Sexparty, Nasty Love Club, Dresden   Typischer Satz: "Und?"   Typischer Drink: Tequila Shots   Dresscode: Less is more       Von Türstehern ist man ja einiges gewohnt. Zurückweisung. Ignoranz. Hohn. Aber das? "Hose aus", sagt der 1,65 Meter große Mann, der einen Fuchspelzmantel trägt und den Einlass zu einem kleinen Kellerclub in der Dresdner Neustadt bewacht. Später erfahre ich, dass der Mann an diesem Abend seinen Geburtstag feiert und "die Zunge" genannt wird. Ich erfahre nicht genau warum.       "Nasty, sexy, fetish" lautet der Dresscode des "Nasty Love Clubs". Und die Zunge ist die Ein-Mann-Modejury. Er lässt die Jungs und Mädchen aus der langen Schlange einzeln vortreten, ihre Wintermäntel aufklappen, als wollten sie im Stadtpark ihren Exhibitionismus ausleben, er beurteilt Qualität und vor allem Quantität des Outfits und knurrt: "Okay, das ist geil", oder, viel häufiger: "Das ziehst du noch aus, oder?"       Ich hatte gehofft, auf der Sexparty mit Jeans und Tanktop durchzukommen, aber die Zunge sagt, Hemden und Jeans sind verboten, und so gebe ich wenig später zusammen mit den meisten anderen Gästen an der Garderobe nicht nur Tasche und Mantel ab, sondern auch die Hose, und stecke mir ein paar Geldscheine in den Bund der Boxershorts. Mädchen haben es an diesem Abend einfacher, Strapse, Korsagen, Miniminiröcke oder durchsichtige Blusen. Die meisten Männer aber tragen Unterhosen und Schuhe und sehen damit aus, als wären sie auf dem Weg zur Badewanne falsch abgebogen.      Zwischen all den nackten Männerrücken und Frauennacken fühle ich mich nicht wie auf der glamourösen Pornoparty aus "Eyes Wide Shut", sondern wie in der Schlange am Freibadkiosk. Ein Mädchen lächelt mich an, spricht dann aber nur über die Studienplatzsituation in Greifswald. Strapse und Small Talk passen nicht zusammen.       "Ficken fürs Volk" lautet das Motto der Partyreihe, die ausdrücklich kein Swinger-Event sein will, sondern ein Ort, an dem "Liebe und elektronische Musik" sich treffen: "Alles kann, nichts muss." Überall stehen Glasschüsseln, die mit Kondomen gefüllt sind. HD-Beamer projizieren 70er-Jahre-Pornos auf die Wände.      Ein handgeschriebener DIN-A4-Zettel an der Wand weist den Weg zum Darkroom. Die Idee des "Nasty Love Clubs" leuchtet mir ein: Die abstrakte Möglichkeit, irgendwo in der Dunkelheit auf jemanden zu treffen, gehört zu einer gelungenen Party einfach dazu. Sex ist einer der wichtigsten Gründe, vielleicht der wichtigste Grund, warum wir feiern. Sex sells - weil die Nachfrage hoch ist. Es ist nur leider oft ziemlich kompliziert.      Der "Nasty Love Club" verspricht seinen Gästen, den Paarungstanz, wie er in den Diskos der Welt aufgeführt wird, diesen ewigen Blickkontaktantanzen- Drinks-spendieren-Loop, abzukürzen und aufzubrechen. Ich gehe auf die Tanzfläche.      Bikinigirls, Lederboys, Unterhosenmodels und Mädchen, die aussehen wie Prostituierte aus dem 19. Jahrhundert. Auf einem Podest fangen zwei Jungs und drei Mädchen an, miteinander rumzumachen - Gangbang meets Go-go. Kurz darauf gehen sie in den Darkroom.      Alles kann - ganz schnell gehen. Ich sehe ein blondes Mädchen in einem Surferbikini, das mir gefällt, warte auf einen guten Song, drehe mich zwei Mal im Kreis und muss dann feststellen, dass sie schon mit einem anderen rummacht. Stattdessen tanze ich mit einem Dita-Von-Teese-Lookalike mit schwarzer Perücke und Korsett. Aber wirklich wild wird es nicht, was vermutlich daran liegt, dass ich mich in dem Schlafanzugoutfit nicht besonders wohl oder attraktiv finde. So geht es offenbar auch anderen Gästen. Vielleicht haben es die Veranstalter des "Nasty Love Clubs" etwas übertrieben. Erotik braucht eben auch das Uneindeutige.      Im "Nasty Love Club" ist alles zu direkt, zu wenige Geheimnisse. Das hat immerhin den Vorteil, dass ich meine Knutschpartnerin am Ende des Abends sehr schnell loswerde und keine blöden Ausreden erfinden muss. Ich sage Tschüss und gehe nach Hause. Alles kann. Nichts muss.
(Symbolbild)  6. Supertop-Party, Kater Holzig, Berlin-Kreuzberg   Typischer Satz: "Heute Abend haben sie wieder zu viele spanische Hipster reingelassen."   Typischer Drink: Wasser plus Chemikalien   Dresscode: Anything goes (außer Perlenohrringe)      Der Weg zur Bar ist ein echter Trip. Auf dem Innenhof des "Kater Holzig" stehen brennende Mülltonnen. Die Backsteinmauer ist mit einem riesigen Skelett verziert. Baumstämme, Planen und Metallabfälle bilden eine gefährliche Landschaft, halb Ruine, halb Spielplatz. Die Outdoordekoration macht das "Kater Holzig" zum 80er-Jahre-Filmset, auf dem Kurt Russell, Mel Gibson oder ein anderer Vokuhilakrieger gegen die Apokalypse kämpft. Die Flammen und der hübsche Müll erzeugen eine gute Stimmung: Wenn die Welt jetzt also wirklich ihrem Ende entgegengeht - gelten dann auch so lästige Regeln wie Sperrstunde oder Dispokredit nicht mehr?      Das "Kater Holzig" steht auf dem Gelände einer alten Seifenfabrik direkt an der Spree und gilt aktuell als einer der besten Clubs der Welt. Eigentlich, denke ich, unterscheidet sich der Laden gar nicht so sehr von der Partyfabrik Index. Das ist kein Club mehr, schrieb der Autor Tobias Rapp bereits über den Kater-Holzig-Vorgänger "Club 25", sondern "Kommune, Restaurant, Wellnessinsel, Wagenburg, Hostel, Kino, Theater und Laufsteg".      Aber die Gastgeber können sich so viel Mühe geben, wie sie wollen - sie sind auf die Mitarbeit der Gäste angewiesen, die nicht an das Meeting am Montag oder an die Spaßspätfolgen denken dürfen. Auch wenn es nach Arbeit klingt: Eine gute Party braucht Menschen, die Ausdauer, Geduld und Disziplin haben. Im "Kater Holzig" hat man damit kein Problem.      Hier kommen um sieben Uhr morgens noch neue Leute an. Der Clubstempel weist an jedem Wochentag einen anderen Buchstaben auf - am Donnerstag ist ein "K" auf dem Stempel, am Freitag ein "A", am Samstag ein "T" und so weiter. Nicht selten sehe ich Leute, die Kat, Kate oder Kater auf dem Arm stehen haben und den Stempel tragen wie ein Tattoo.      Kein Wunder, denke ich, dass das "Kater Holzig" als Supertop-Party gilt. Es stimmt. Ich finde hier viele Zutaten wieder, die ich von meinen bisherigen Stationen kenne. Es gibt einen guten Plan (Massenparty), illustre Gäste (VIP) und dunkle Orte (Sex). Im Flur stehen ausrangierte Beichtstühle, in die sich die Menschen zurückziehen können, um das zu tun, was sie lieber alleine oder zu zweit tun. Viele Menschen sind sogar verkleidet (Motto). Ein Mädchen sitzt auf einer Lautsprecherbox und malt ihren Freunden mit Kajalstift schwarze Nasen und Schnurrbarthaare ins Gesicht. Eine gute Party ist die Fusion aus widerstrebenden Elementen, ist bigger than life und hat doch ein paar gemütliche Ecken (WG), ist exklusiv und doch zugänglich, vereint den Schutz der Dunkelheit mit dem Glanz der Scheinwerfer.      Dabei verändert die perfekte Party permanent Form und Stil. In den Sechzigerjahren brauchten die Hippies zum Feiern nur eine Wiese und ein bisschen Musik. In den Siebzigern gab es Disko und das "Studio 54" in New York. Heute wird die perfekte Party im Berliner Techno-Nimmerland gefeiert. Und übermorgen ganz woanders. Für uns bedeutet das auch, dass wir nie bequem werden dürfen. Nie aufhören dürfen, nach dem Moment zu suchen, der eine ganze Nacht dauern kann. Manche Dinge aber bleiben immer gleich, denke ich, als ich um acht Uhr morgens ins Freie trete. Egal, ob man einen Betonbunker, eine Altbauwohnung oder ein Nightlife-Multiplex verlässt: Wenn die Party gut war, klebt der Boden. Und draußen ist es hell.
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Am ukrainischen Ex-Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, schieden sich in der Berliner Politik die Geister. Der 50-Jährige hat keine Angst, unbequeme Wahrheiten auszusprechen

Ex-Botschafter der Ukraine "Ich kämpfe jeden Tag gegen diese Gefühlstaubheit"

07. September 2025,08:17
In Las Vegas aufgewachsen: Raul Salas lehnt an ein Gebäude mit Spiegeln, im Hintergrund spiegeln sich die Palmen

Reise Wunder in der Wüste: Was Las Vegas für viele zum Sehnsuchtsort macht

06. September 2025,17:06
11 Bilder
Die großzügige Terrasse bietet einen wundervollen Blick auf den Hudson River

New York Für mehr als 3 Millionen Dollar: Calvin Kleins Penthouse in Manhattan verkauft

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