
(Symbolbild)
5. Sexparty, Nasty Love Club, Dresden
Typischer Satz: "Und?"
Typischer Drink: Tequila Shots
Dresscode: Less is more
Von Türstehern ist man ja einiges gewohnt. Zurückweisung. Ignoranz. Hohn. Aber das? "Hose aus", sagt der 1,65 Meter große Mann, der einen Fuchspelzmantel trägt und den Einlass zu einem kleinen Kellerclub in der Dresdner Neustadt bewacht. Später erfahre ich, dass der Mann an diesem Abend seinen Geburtstag feiert und "die Zunge" genannt wird. Ich erfahre nicht genau warum.
"Nasty, sexy, fetish" lautet der Dresscode des "Nasty Love Clubs". Und die Zunge ist die Ein-Mann-Modejury. Er lässt die Jungs und Mädchen aus der langen Schlange einzeln vortreten, ihre Wintermäntel aufklappen, als wollten sie im Stadtpark ihren Exhibitionismus ausleben, er beurteilt Qualität und vor allem Quantität des Outfits und knurrt: "Okay, das ist geil", oder, viel häufiger: "Das ziehst du noch aus, oder?"
Ich hatte gehofft, auf der Sexparty mit Jeans und Tanktop durchzukommen, aber die Zunge sagt, Hemden und Jeans sind verboten, und so gebe ich wenig später zusammen mit den meisten anderen Gästen an der Garderobe nicht nur Tasche und Mantel ab, sondern auch die Hose, und stecke mir ein paar Geldscheine in den Bund der Boxershorts. Mädchen haben es an diesem Abend einfacher, Strapse, Korsagen, Miniminiröcke oder durchsichtige Blusen. Die meisten Männer aber tragen Unterhosen und Schuhe und sehen damit aus, als wären sie auf dem Weg zur Badewanne falsch abgebogen.
Zwischen all den nackten Männerrücken und Frauennacken fühle ich mich nicht wie auf der glamourösen Pornoparty aus "Eyes Wide Shut", sondern wie in der Schlange am Freibadkiosk. Ein Mädchen lächelt mich an, spricht dann aber nur über die Studienplatzsituation in Greifswald. Strapse und Small Talk passen nicht zusammen.
"Ficken fürs Volk" lautet das Motto der Partyreihe, die ausdrücklich kein Swinger-Event sein will, sondern ein Ort, an dem "Liebe und elektronische Musik" sich treffen: "Alles kann, nichts muss." Überall stehen Glasschüsseln, die mit Kondomen gefüllt sind. HD-Beamer projizieren 70er-Jahre-Pornos auf die Wände.
Ein handgeschriebener DIN-A4-Zettel an der Wand weist den Weg zum Darkroom. Die Idee des "Nasty Love Clubs" leuchtet mir ein: Die abstrakte Möglichkeit, irgendwo in der Dunkelheit auf jemanden zu treffen, gehört zu einer gelungenen Party einfach dazu. Sex ist einer der wichtigsten Gründe, vielleicht der wichtigste Grund, warum wir feiern. Sex sells - weil die Nachfrage hoch ist. Es ist nur leider oft ziemlich kompliziert.
Der "Nasty Love Club" verspricht seinen Gästen, den Paarungstanz, wie er in den Diskos der Welt aufgeführt wird, diesen ewigen Blickkontaktantanzen- Drinks-spendieren-Loop, abzukürzen und aufzubrechen. Ich gehe auf die Tanzfläche.
Bikinigirls, Lederboys, Unterhosenmodels und Mädchen, die aussehen wie Prostituierte aus dem 19. Jahrhundert. Auf einem Podest fangen zwei Jungs und drei Mädchen an, miteinander rumzumachen - Gangbang meets Go-go. Kurz darauf gehen sie in den Darkroom.
Alles kann - ganz schnell gehen. Ich sehe ein blondes Mädchen in einem Surferbikini, das mir gefällt, warte auf einen guten Song, drehe mich zwei Mal im Kreis und muss dann feststellen, dass sie schon mit einem anderen rummacht. Stattdessen tanze ich mit einem Dita-Von-Teese-Lookalike mit schwarzer Perücke und Korsett. Aber wirklich wild wird es nicht, was vermutlich daran liegt, dass ich mich in dem Schlafanzugoutfit nicht besonders wohl oder attraktiv finde. So geht es offenbar auch anderen Gästen. Vielleicht haben es die Veranstalter des "Nasty Love Clubs" etwas übertrieben. Erotik braucht eben auch das Uneindeutige.
Im "Nasty Love Club" ist alles zu direkt, zu wenige Geheimnisse. Das hat immerhin den Vorteil, dass ich meine Knutschpartnerin am Ende des Abends sehr schnell loswerde und keine blöden Ausreden erfinden muss. Ich sage Tschüss und gehe nach Hause. Alles kann. Nichts muss.
5. Sexparty, Nasty Love Club, Dresden
Typischer Satz: "Und?"
Typischer Drink: Tequila Shots
Dresscode: Less is more
Von Türstehern ist man ja einiges gewohnt. Zurückweisung. Ignoranz. Hohn. Aber das? "Hose aus", sagt der 1,65 Meter große Mann, der einen Fuchspelzmantel trägt und den Einlass zu einem kleinen Kellerclub in der Dresdner Neustadt bewacht. Später erfahre ich, dass der Mann an diesem Abend seinen Geburtstag feiert und "die Zunge" genannt wird. Ich erfahre nicht genau warum.
"Nasty, sexy, fetish" lautet der Dresscode des "Nasty Love Clubs". Und die Zunge ist die Ein-Mann-Modejury. Er lässt die Jungs und Mädchen aus der langen Schlange einzeln vortreten, ihre Wintermäntel aufklappen, als wollten sie im Stadtpark ihren Exhibitionismus ausleben, er beurteilt Qualität und vor allem Quantität des Outfits und knurrt: "Okay, das ist geil", oder, viel häufiger: "Das ziehst du noch aus, oder?"
Ich hatte gehofft, auf der Sexparty mit Jeans und Tanktop durchzukommen, aber die Zunge sagt, Hemden und Jeans sind verboten, und so gebe ich wenig später zusammen mit den meisten anderen Gästen an der Garderobe nicht nur Tasche und Mantel ab, sondern auch die Hose, und stecke mir ein paar Geldscheine in den Bund der Boxershorts. Mädchen haben es an diesem Abend einfacher, Strapse, Korsagen, Miniminiröcke oder durchsichtige Blusen. Die meisten Männer aber tragen Unterhosen und Schuhe und sehen damit aus, als wären sie auf dem Weg zur Badewanne falsch abgebogen.
Zwischen all den nackten Männerrücken und Frauennacken fühle ich mich nicht wie auf der glamourösen Pornoparty aus "Eyes Wide Shut", sondern wie in der Schlange am Freibadkiosk. Ein Mädchen lächelt mich an, spricht dann aber nur über die Studienplatzsituation in Greifswald. Strapse und Small Talk passen nicht zusammen.
"Ficken fürs Volk" lautet das Motto der Partyreihe, die ausdrücklich kein Swinger-Event sein will, sondern ein Ort, an dem "Liebe und elektronische Musik" sich treffen: "Alles kann, nichts muss." Überall stehen Glasschüsseln, die mit Kondomen gefüllt sind. HD-Beamer projizieren 70er-Jahre-Pornos auf die Wände.
Ein handgeschriebener DIN-A4-Zettel an der Wand weist den Weg zum Darkroom. Die Idee des "Nasty Love Clubs" leuchtet mir ein: Die abstrakte Möglichkeit, irgendwo in der Dunkelheit auf jemanden zu treffen, gehört zu einer gelungenen Party einfach dazu. Sex ist einer der wichtigsten Gründe, vielleicht der wichtigste Grund, warum wir feiern. Sex sells - weil die Nachfrage hoch ist. Es ist nur leider oft ziemlich kompliziert.
Der "Nasty Love Club" verspricht seinen Gästen, den Paarungstanz, wie er in den Diskos der Welt aufgeführt wird, diesen ewigen Blickkontaktantanzen- Drinks-spendieren-Loop, abzukürzen und aufzubrechen. Ich gehe auf die Tanzfläche.
Bikinigirls, Lederboys, Unterhosenmodels und Mädchen, die aussehen wie Prostituierte aus dem 19. Jahrhundert. Auf einem Podest fangen zwei Jungs und drei Mädchen an, miteinander rumzumachen - Gangbang meets Go-go. Kurz darauf gehen sie in den Darkroom.
Alles kann - ganz schnell gehen. Ich sehe ein blondes Mädchen in einem Surferbikini, das mir gefällt, warte auf einen guten Song, drehe mich zwei Mal im Kreis und muss dann feststellen, dass sie schon mit einem anderen rummacht. Stattdessen tanze ich mit einem Dita-Von-Teese-Lookalike mit schwarzer Perücke und Korsett. Aber wirklich wild wird es nicht, was vermutlich daran liegt, dass ich mich in dem Schlafanzugoutfit nicht besonders wohl oder attraktiv finde. So geht es offenbar auch anderen Gästen. Vielleicht haben es die Veranstalter des "Nasty Love Clubs" etwas übertrieben. Erotik braucht eben auch das Uneindeutige.
Im "Nasty Love Club" ist alles zu direkt, zu wenige Geheimnisse. Das hat immerhin den Vorteil, dass ich meine Knutschpartnerin am Ende des Abends sehr schnell loswerde und keine blöden Ausreden erfinden muss. Ich sage Tschüss und gehe nach Hause. Alles kann. Nichts muss.
© Aldra / Getty Images