(Symbolbild)
6. Supertop-Party, Kater Holzig, Berlin-Kreuzberg
Typischer Satz: "Heute Abend haben sie wieder zu viele spanische Hipster reingelassen."
Typischer Drink: Wasser plus Chemikalien
Dresscode: Anything goes (außer Perlenohrringe)
Der Weg zur Bar ist ein echter Trip. Auf dem Innenhof des "Kater Holzig" stehen brennende Mülltonnen. Die Backsteinmauer ist mit einem riesigen Skelett verziert. Baumstämme, Planen und Metallabfälle bilden eine gefährliche Landschaft, halb Ruine, halb Spielplatz. Die Outdoordekoration macht das "Kater Holzig" zum 80er-Jahre-Filmset, auf dem Kurt Russell, Mel Gibson oder ein anderer Vokuhilakrieger gegen die Apokalypse kämpft. Die Flammen und der hübsche Müll erzeugen eine gute Stimmung: Wenn die Welt jetzt also wirklich ihrem Ende entgegengeht - gelten dann auch so lästige Regeln wie Sperrstunde oder Dispokredit nicht mehr?
Das "Kater Holzig" steht auf dem Gelände einer alten Seifenfabrik direkt an der Spree und gilt aktuell als einer der besten Clubs der Welt. Eigentlich, denke ich, unterscheidet sich der Laden gar nicht so sehr von der Partyfabrik Index. Das ist kein Club mehr, schrieb der Autor Tobias Rapp bereits über den Kater-Holzig-Vorgänger "Club 25", sondern "Kommune, Restaurant, Wellnessinsel, Wagenburg, Hostel, Kino, Theater und Laufsteg".
Aber die Gastgeber können sich so viel Mühe geben, wie sie wollen - sie sind auf die Mitarbeit der Gäste angewiesen, die nicht an das Meeting am Montag oder an die Spaßspätfolgen denken dürfen. Auch wenn es nach Arbeit klingt: Eine gute Party braucht Menschen, die Ausdauer, Geduld und Disziplin haben. Im "Kater Holzig" hat man damit kein Problem.
Hier kommen um sieben Uhr morgens noch neue Leute an. Der Clubstempel weist an jedem Wochentag einen anderen Buchstaben auf - am Donnerstag ist ein "K" auf dem Stempel, am Freitag ein "A", am Samstag ein "T" und so weiter. Nicht selten sehe ich Leute, die Kat, Kate oder Kater auf dem Arm stehen haben und den Stempel tragen wie ein Tattoo.
Kein Wunder, denke ich, dass das "Kater Holzig" als Supertop-Party gilt. Es stimmt. Ich finde hier viele Zutaten wieder, die ich von meinen bisherigen Stationen kenne. Es gibt einen guten Plan (Massenparty), illustre Gäste (VIP) und dunkle Orte (Sex). Im Flur stehen ausrangierte Beichtstühle, in die sich die Menschen zurückziehen können, um das zu tun, was sie lieber alleine oder zu zweit tun. Viele Menschen sind sogar verkleidet (Motto). Ein Mädchen sitzt auf einer Lautsprecherbox und malt ihren Freunden mit Kajalstift schwarze Nasen und Schnurrbarthaare ins Gesicht. Eine gute Party ist die Fusion aus widerstrebenden Elementen, ist bigger than life und hat doch ein paar gemütliche Ecken (WG), ist exklusiv und doch zugänglich, vereint den Schutz der Dunkelheit mit dem Glanz der Scheinwerfer.
Dabei verändert die perfekte Party permanent Form und Stil. In den Sechzigerjahren brauchten die Hippies zum Feiern nur eine Wiese und ein bisschen Musik. In den Siebzigern gab es Disko und das "Studio 54" in New York. Heute wird die perfekte Party im Berliner Techno-Nimmerland gefeiert. Und übermorgen ganz woanders. Für uns bedeutet das auch, dass wir nie bequem werden dürfen. Nie aufhören dürfen, nach dem Moment zu suchen, der eine ganze Nacht dauern kann. Manche Dinge aber bleiben immer gleich, denke ich, als ich um acht Uhr morgens ins Freie trete. Egal, ob man einen Betonbunker, eine Altbauwohnung oder ein Nightlife-Multiplex verlässt: Wenn die Party gut war, klebt der Boden. Und draußen ist es hell.
6. Supertop-Party, Kater Holzig, Berlin-Kreuzberg
Typischer Satz: "Heute Abend haben sie wieder zu viele spanische Hipster reingelassen."
Typischer Drink: Wasser plus Chemikalien
Dresscode: Anything goes (außer Perlenohrringe)
Der Weg zur Bar ist ein echter Trip. Auf dem Innenhof des "Kater Holzig" stehen brennende Mülltonnen. Die Backsteinmauer ist mit einem riesigen Skelett verziert. Baumstämme, Planen und Metallabfälle bilden eine gefährliche Landschaft, halb Ruine, halb Spielplatz. Die Outdoordekoration macht das "Kater Holzig" zum 80er-Jahre-Filmset, auf dem Kurt Russell, Mel Gibson oder ein anderer Vokuhilakrieger gegen die Apokalypse kämpft. Die Flammen und der hübsche Müll erzeugen eine gute Stimmung: Wenn die Welt jetzt also wirklich ihrem Ende entgegengeht - gelten dann auch so lästige Regeln wie Sperrstunde oder Dispokredit nicht mehr?
Das "Kater Holzig" steht auf dem Gelände einer alten Seifenfabrik direkt an der Spree und gilt aktuell als einer der besten Clubs der Welt. Eigentlich, denke ich, unterscheidet sich der Laden gar nicht so sehr von der Partyfabrik Index. Das ist kein Club mehr, schrieb der Autor Tobias Rapp bereits über den Kater-Holzig-Vorgänger "Club 25", sondern "Kommune, Restaurant, Wellnessinsel, Wagenburg, Hostel, Kino, Theater und Laufsteg".
Aber die Gastgeber können sich so viel Mühe geben, wie sie wollen - sie sind auf die Mitarbeit der Gäste angewiesen, die nicht an das Meeting am Montag oder an die Spaßspätfolgen denken dürfen. Auch wenn es nach Arbeit klingt: Eine gute Party braucht Menschen, die Ausdauer, Geduld und Disziplin haben. Im "Kater Holzig" hat man damit kein Problem.
Hier kommen um sieben Uhr morgens noch neue Leute an. Der Clubstempel weist an jedem Wochentag einen anderen Buchstaben auf - am Donnerstag ist ein "K" auf dem Stempel, am Freitag ein "A", am Samstag ein "T" und so weiter. Nicht selten sehe ich Leute, die Kat, Kate oder Kater auf dem Arm stehen haben und den Stempel tragen wie ein Tattoo.
Kein Wunder, denke ich, dass das "Kater Holzig" als Supertop-Party gilt. Es stimmt. Ich finde hier viele Zutaten wieder, die ich von meinen bisherigen Stationen kenne. Es gibt einen guten Plan (Massenparty), illustre Gäste (VIP) und dunkle Orte (Sex). Im Flur stehen ausrangierte Beichtstühle, in die sich die Menschen zurückziehen können, um das zu tun, was sie lieber alleine oder zu zweit tun. Viele Menschen sind sogar verkleidet (Motto). Ein Mädchen sitzt auf einer Lautsprecherbox und malt ihren Freunden mit Kajalstift schwarze Nasen und Schnurrbarthaare ins Gesicht. Eine gute Party ist die Fusion aus widerstrebenden Elementen, ist bigger than life und hat doch ein paar gemütliche Ecken (WG), ist exklusiv und doch zugänglich, vereint den Schutz der Dunkelheit mit dem Glanz der Scheinwerfer.
Dabei verändert die perfekte Party permanent Form und Stil. In den Sechzigerjahren brauchten die Hippies zum Feiern nur eine Wiese und ein bisschen Musik. In den Siebzigern gab es Disko und das "Studio 54" in New York. Heute wird die perfekte Party im Berliner Techno-Nimmerland gefeiert. Und übermorgen ganz woanders. Für uns bedeutet das auch, dass wir nie bequem werden dürfen. Nie aufhören dürfen, nach dem Moment zu suchen, der eine ganze Nacht dauern kann. Manche Dinge aber bleiben immer gleich, denke ich, als ich um acht Uhr morgens ins Freie trete. Egal, ob man einen Betonbunker, eine Altbauwohnung oder ein Nightlife-Multiplex verlässt: Wenn die Party gut war, klebt der Boden. Und draußen ist es hell.
© shironosov / Getty Images