Angeblicher Promi-Bonus Zwischenstopp für Böhmermann? Dafür sollten wir die Bahn endlich mal feiern!

stern Logo
stern Logo
1. Im Bett mit Peter Altmaier, Frauke Petry, Joachim Gauck, Angela Merkel, Günther Jauch, Vera Int-Veen und Stefan Raab – die Idee zu dieser provozierenden Promi-Fotomontage hat Jan Böhmermann aus dem Video „Famous“ des US-Rappers Kanye West geklaut.
2. Vor „Neo Magazin Royale“ läuft öfter Werbung für die Alkoholcola Glump, die wach und betrunken gleichzeitig machen soll. Das Getränk existiert aber gar nicht. Es ist eine Scherzidee von Böhmermanns Redaktion.
3. Sein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan sorgt nicht nur für Medienwirbel. Weil seine persönliche Sicherheit bedroht ist, taucht Böhmermann für mehrere Wochen ab.
4. Als ihm 2014
der Grimme-Preis verliehen wird, wünscht sich Jan Böhmermann auf der Bühne ein Foto mit dem Bundespräsidenten – und schafft es tatsächlich danach, Joachim Gauck zu überreden. Mit dem GAUCKIE, wie er das Selfie nennt, grüßt er seine Mutter.
5. Erste Schlagzeilen macht Böhmermann 2009 mit seiner RTL-Show „TV Helden“. Unter türkischem Namen lädt er zur Vorstellung des ersten türkischen Karnevalvereins ein. Und macht sich dann über die Medien lustig, die nicht erkannt haben, dass das Ganze nur ein Witz war.
6. Auch wenn er heute in Köln lebt: Dem Bremer Chinarestaurant „Aumunder Garten“ im Norden seiner Heimatstadt Bremen hält Böhmermann seit 
21 Jahren die Treue. Sein Lieblingsessen: Pekingsuppe und Rindfleisch mit Karotten. Das Lokal entdeckte er mit 14 Jahren, als er auf einem nahen Wochenmarkt sein erstes Geld verdiente.
7. Für die Rap-Parodie „ich hab Polizei“ verpasst er sich den schrägen Künstlernamen „Pol1z1stens0hn“. Das Besondere: Sein Vater war Polizist. Er starb an Blutkrebs, als sein Sohn 17 Jahre alt war. Zu Lebzeiten hatte er seinem Sohn geraten: „Achte die Rechte derer, mit denen du nicht einer Meinung bist.“ Dass Böhmermann den Appell seines Vaters beherzigt, lässt sich nicht immer erkennen.
8. Böhmermann sucht bereits früh das Rampenlicht. Mit sechs Jahren tritt er als Clown im Kinderzirkus auf. Später spielt er im Schülerkabarett mit. Nach dem Abitur bewirbt er sich an Schauspielschulen. Schließlich entscheidet er sich aber für den Journalismus – weil er befürchtet, als Schauspieler nicht genug Geld zu verdienen.
9. Bei der WM 2006 lehnte Nationalspieler Lukas Podolski alle Interview-Wünsche der ARD ab, so wütend war der Fußball-Star über Böhmermanns Comedy-Format „Lukas’ Tagebuch“ auf dem ARD- Radiosender 1Live. Darin wurden Poldi Sätze wie „Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel“ in den Mund gelegt.
10. Geht bei seiner Arbeit etwas schief, flucht Jan Böhmermann gern „Charlotte“ – eine Spitze gegen seine Lieblings-Feindin Charlotte Roche. Streit zwischen den beiden sorgte 2012 fürs vorzeitige Aus ihrer Talkshow „Roche & Böhmermann“. 
Die Bahn lässt Jan Böhmermann auf freier Strecke aussteigen und feiert sich dafür in den sozialen Medien – und zwar zu Recht! Denn während manche noch über die vermeintliche Vorzugsbehandlung des Moderators meckern, sollten wir die Bahn an dieser Stelle ausdrücklich loben.

Jetzt ist es offiziell: Die Deutsche Bahn kann es uns nicht recht machen. Falls es noch eines Beweises bedurfte – Jan Böhmermann hat ihn erbracht. Der Moderator hat in seinem Spotify-Podcast "Fest & Flauschig" verraten, dass ein IC für ihn außerplanmäßig gehalten hat. Und wie fällt die allgemeine Reaktion aus? Es wird kräftig gemeckert über Böhmermanns vermeintlichen Promi-Bonus und die Unverschämtheit der Bahn, den Zwischenstopp auf Kosten aller anderen Passagiere eingelegt zu haben.

Dabei ist dies nun wirklich einer der seltenen Momente, in denen wir einmal kurz tief durchatmen sollten, weil wir es vielleicht selbst nicht fassen können, bevor wir uns eingestehen: Ja, in diesem Fall hat die Bahn ausnahmsweise wirklich alles richtig gemacht! Damit macht sie vielleicht nicht die unzähligen Verspätungen, Zugausfälle und anderen Unannehmlichkeiten wett, die wir im Laufe unseres Lebens wegen ihr erleiden mussten. Aber sie zeigt sich doch von einer ungewohnten, nämlich menschlichen Seite.

Jan Böhmermann und der Notfallplan der Bahn

Böhmermann hat es in "Fest & Flauschig" ganz charmant nacherzählt: wie der Zugführer zunächst keine Möglichkeit sah, ihm zu helfen, dann aber doch noch ein paar Telefonate führte, bevor er den Satiriker beiseite nahm, um ihm den verschwörerischen Notfallplan, den er hektisch mit der Netzzentrale in Berlin ausgeheckt hatte, zu erörtern: Halt in Lauenbrück, auf freier Strecke zwischen Hamburg und Bremen – nur damit der Moderator pünktlich zu seinem Termin mit dem "Weser-Kurier" in Bremen gelangen konnte.

Absgesehen davon, dass die Wichtigkeit des Anlasses hier sicher diskutabel ist: So wollen wir unsere Bahn doch sehen! Spontanes Krisenmanagement, höchstpersönlicher Service, nicht alles zu genau nehmen – wie soll der Zugführer sinngemäß zu Böhmermann gesagt haben: Wir haben eh schon Verspätung, da kommt es auf die Minute auch nicht an.

Genau! Das ist das Mindeste, was die Bahn und ihre Mitarbeiter uns im besten Fall immer garantieren sollten, wenn es schon mit der pünktlichen und angemessen klimatisierten Beförderung so selten funktioniert: ein offenes Ohr und ein bisschen Selbstironie. Das wirkt noch auf den wutschnaubendsten Passagier einigermaßen blutdrucksenkend.

Deutsche Bahn: "Dein Freund in der Not"

Natürlich sollten Zugbegleiter- und führer aber nicht nur im Angesicht einer landesweiten Berühmtheit in den lässigen Service-Modus verfallen. Aber mit diesem Vorurteil sollte angesichts der Causa Böhmermann an dieser Stelle ohnehin aufgeräumt werden: Ich habe seit gestern mehrere Berichte aus dem Bekanntenkreis erhalten, die mir ähnliche Situationen aus eigener Erfahrung schilderten. Situationen, in denen Schnellzüge nur für sie höchstpersönlich an einem verlassenen Bahnsteig hielten, um sie aussteigen zu lassen. Oder in denen ihnen als Falschfahrer wider Willen zumindest im Rahmen der Möglichkeiten schnell und unkonventionell geholfen wurde.

Auch auf Twitter finden sich ähnliche Erlebnisse:

Und offenbar scheint das mit der Selbstironie bei der Bahn auch am Tag nach dem großen Medienecho rund um die Böhmermann-Aktion geradezu Schule zu machen:

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Wir sollten also aufhören, die Bahn für ihren vermeintlichen Promi-Bonus zu verurteilen. Wir sollten sie wenigstens dieses eine Mal feiern für ihre Spontaneität und ihre Unkompliziertheit. Oder in Böhmermanns Worten: