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Franziska Henke NEON-Traumjob: Wie wird man eigentlich ... Komponistin für Filmmusik?

Filmkomponistin Franziska Henke
"Weihnachten hab ich abgesagt!" Franziska Henke liebt ihren Job als Filmkomponistin
© NEON.de
Traumjob gefunden: Franziska schreibt Filmmusik. Aber wie wird man Komponistin? Was macht man den ganzen Tag? Und wie ist die Bezahlung? Mit NEON hat sie über ihren Beruf gesprochen.

Um wen geht's?

Franziska Henke ist 29 Jahre alt, lebt in Dresden und arbeitet als Filmkomponistin. Sie hat unter anderem die Musik für den Kinofilm "Nellys Abenteuer" (2016) geschrieben und den Deutschen Filmmusikpreis gewonnen.

Was machst du den ganzen Tag?

Einen typischen Arbeitstag gibt es als Filmkomponistin nicht. Ein Projekt dauert meist zwei bis drei Monate und am Anfang beschäftige ich mich ganz intensiv mit den Figuren und dem Umfeld im Film. Ich lese und recherchiere dann viel, um richtig in die Thematik einzutauchen. Das Wichtigste beim Komponieren ist eigentlich, eine Art psychologisches Verständnis zu haben von dem, was da vor sich geht.

Die Musik formt die Emotionen des Filmes noch stark mit. Manchmal darf es nicht zu viel sein, damit man den Zuschauer nicht zu sehr beeinflusst. Manchmal ist das aber auch erwünscht, zum Beispiel bei Kinderfilmen. Da zeigt die Musik ganz klar an, wer böse und wer gut ist. Dieses Konzept erst einmal zu finden, ist ein sehr aufregender Teil. Wenn ich dann anfange zu komponieren und genau weiß, wie es werden soll, dann arbeite ich nonstop durch. Meistens ist damit sehr viel Zeitdruck verbunden, weil der Film in der Postproduktion ist und fertig werden muss. Deshalb muss man auf den Punkt kreativ sein können. Ich arbeite viel am Rechner mit vielen Musikinstrumenten um mich herum.

Franziska Henke
Franziska Henke bei der Arbeit: Sie spielt mehrere Musikinstrumente - trotzdem komponiert sie viel am Computer
© Juliana Socher

Wie wird man das?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Bei mir war es eine universitäre Ausbildung. Ich hab Komposition studiert und meinen Master in Filmscoring gemacht. Früher wusste ich gar nicht, dass es so etwas gibt! Ich komme auch nicht aus einer besonders musikalischen Familie. Aber immer, wenn ich Musik gehört habe, habe ich noch viel mehr gehört als eigentlich da war. Schon als Kind war ich sehr gut in der Musikschule und habe Wettbewerbe gewonnen. Irgendwann war klar, dass es auf etwas Musikalisches hinausläuft.

Welchen Satz kannst du nicht mehr hören?

Es sind eher nonverbale Dinge. Ich mag es nicht, wenn ich als Frau nicht ernst genommen werde in der Branche. Auf professionellen Veranstaltungen zum Beispiel, wenn Kollegen untereinander Visitenkarten austauschen, du dabei stehst und von sich aus niemand nach deiner Karte fragt, weil er dich für die Begleitung von jemandem hält. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich vergleichsweise jung bin. Who knows? Ich habe mir angewöhnt, ohne Aufforderung meine Karte zu geben – dann gibt es staunende Augen.

Wie ist die Bezahlung?

Das hängt vom Format ab. Kino ist besser bezahlt als TV. Allerdings bekommt man für Kinofilme nicht so viele GEMA-Einnahmen. Und Komponisten sind abhängig von der GEMA, ohne die Tantiemen könnte man gar nicht leben. Meistens liegt die Bezahlung im fünfstelligen Bereich für ein Projekt. Davon müssen aber auch Musiker, Aufnahme und Musikmischung bezahlt werden. Das Schwierige ist, dass man am Anfang des Jahres nie weiß, wie viel man das Jahr über verdienen wird. Urlaub zu planen ist auch ein Balanceakt, da man vorher nicht abschätzen kann, wann die Arbeitsphasen sind. Letztes Jahr habe ich tatsächlich den gesamten Sommer durchgearbeitet, jeden Tag zwölf Stunden im Studio gesessen und sogar meinen Urlaub abgesagt für ein Projekt ... Weihnachten habe ich ebenfalls für den Job ausfallen lassen. Aber ich liebe das, was ich mache und nehme mir lieber viel Zeit dafür.

Was ist das Beste am Job?

Dass man dem Film ein Herz, eine Aura geben kann. Wenn man das schafft, dann ist es toll.

Was nervt?

Die Deadlines! Der Zeitdruck nervt manchmal wirklich.

Dein Tipp für Newcomer?

Es ist nicht so leicht, in der Branche Fuß zu fassen. Ich hatte Glück, weil ich direkt nach meinem Studium den deutschen Filmmusikpreis gewonnen habe. Das war wie eine Eintrittskarte ins Berufsleben. Aber es dauert sonst länger, weil man die Kontakte sammeln muss. Und als Komponistin ist man gleich Head of Department, viele fangen deshalb als Assistenten an und hoffen, so Credits zu bekommen. Guckt auf jeden Fall viele Filme! Man braucht nicht nur eine perfekte Musikausbildung, sondern muss auch filmisch gebildet sein. Und man muss sich gut in jemanden einfühlen können und verstehen, was die anderen von dir wollen. Kommunikation ist eigentlich meine wichtigste Aufgabe.

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