Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik würde nach eigener Aussage seine Anschläge im Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt und auf der Insel Utöya noch einmal begehen. Breivik verlas am zweiten Verhandlungstag vor dem Gericht in Olso eine Erklärung, in der er sagte, bei den Opfern auf Utöya habe es sich nicht um "unschuldige Kinder" gehandelt. Dort waren 69 Teilnehmer eines Ferienlagers der regierenden Arbeiterpartei getötet worden. Breivik macht die Partei für die seiner Ansicht nach voranschreitende Islamisierung Norwegens mitverantwortlich.
Es sei für ihn die "größte Ehre", sein Leben im Gefängnis zu verbringen oder für sein Volk zu sterben, hieß es in der Erklärung weiter, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP aus dem Gerichtssaal berichtete. Daraufhin unterbrach ein Richter seine Rede und forderte ihn auf, diese abzukürzen.
Das Gericht hatte es dem 33-Jährigen zu Beginn des zweiten Prozesstages erlaubt, eine 30-minütige Erklärung zu verlesen. Dieser sagte daraufhin, dass er angesichts der Opfer seine Rhetorik abgeschwächt habe.
Für die Anhörung Breiviks sind insgesamt fünfeinhalb Tage angesetzt. Es wird befürchtet, dass er das Verfahren nutzt, um seine islamfeindliche Ideologie zu verbreiten. Anders als der Prozessauftakt am Montag werden seine Aussagen jedoch nicht im Fernsehen übertragen.
Breivik steht seit Montag in Oslo wegen "Terrorakten" vor Gericht. Er bekannte sich bereits zu den Anschlägen, sieht in ihnen aber kein strafrechtlich zu verfolgendes Delikt, da er wegen der aus seiner Sicht drohenden Islamisierung Norwegens aus "Notwehr" gehandelt haben will.
Die Fortsetzung des Verfahrens hatte sich am Dienstag wegen eines Befangenheitsantrags gegen einen Schöffen verzögert. Das Gericht wechselte den Laienrichter aus, weil dieser nach dem Doppelanschlag in einem Internetforum die Todesstrafe für den Attentäter gefordert hatte.
Dies war durch einen Bericht der Zeitschrift "Vepsen" bekannt geworden. Der Schöffe räumte daraufhin ein, den Kommentar selbst geschrieben zu haben.Trotz der Auswechslung des Laienrichters konnte der Prozess fortgesetzt werden, da für solch einen Fall zwei Ersatzschöffen dem Verfahren beiwohnten. Einer von ihnen ersetzt nun den betroffenen Schöffen.
Der rechtsextreme Breivik hatte bei einem Doppelanschlag am 22. Juli 2011 mit einer Autobombe im Osloer Regierungsviertel zunächst acht Menschen getötet und dann auf der Insel Utöya 69 weitere Menschen erschossen, vor allem Teenager. Er muss sich seit Montag vor Gericht verantworten. Allerdings sieht er in den Taten kein strafrechtlich zu verfolgendes Delikt, da er wegen der aus seiner Sicht drohenden Islamisierung Norwegens aus "Notwehr" gehandelt haben will. Er steht wegen "Terrorakten" vor Gericht und muss mit einer langen Haftstrafe oder einer Einweisung in die Psychiatrie rechnen. Zahlreiche Medien schenkten dem Fall große Aufmerksamkeit und übertrugen aus dem Gerichtssaal.
Die Innenexperten der Bundestagsfraktionen von Union und SPD verteidigten grundsätzlich die ausführliche Berichterstattung über den Prozess gegen Behring Breivik. "In einer freien Gesellschaft ist es so, dass Medien frei entscheiden", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Michael Hartmann, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Es handle sich dabei um einen wichtigen Fall.
"Der gute Geschmack wird allerdings verletzt, wenn man so jemandem eine Bühne für seine Selbstdarstellung bietet", sagte Hartmann weiter und fügte hinzu: "In den USA ist derlei gang und gäbe". Dies sei jedoch "kein Grund, das nachzumachen". "Nicht die Berichterstattung scheint im Vordergrund zu stehen, sondern die Suche nach der Sensation", kritisierte Hartmann.
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), sagte der Zeitung, er halte "die Berichterstattung dem Grunde nach für richtig". "Denn das ist eine ganz außergewöhnliche Tat, über die berichtet werden muss - auch mehrere Stunden", ergänzte er. Ob dies Grenzen überschreite, lasse sich nur im Einzelfall beurteilen.