Nach Polizeiangaben erlag der 54-jährige Abgeordnete "noch am Tatort seinen Verletzungen". Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar, es werde nach dem geflüchteten Schützen gefahndet.
Fotos des mutmaßlichen Tatorts, die in ukrainischen Medien veröffentlicht wurden, zeigten einen am Boden liegenden Mann mit blutüberströmtem Gesicht. Der Verdächtige sei als Lieferant gekleidet gewesen und habe ein Elektrofahrrad gefahren, meldete der ukrainische Sender Suspilne.
Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben eine Untersuchung wegen "vorsätzlichen Mordes an Andrij Parubij" ein.
Selenskyj kündigte an, "alle notwendigen Kräfte und Mittel" für die Aufklärung der Tat bereitzustellen. "Leider war das Verbrechen genauestens geplant", erklärte er in Onlinemedien. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, schrieb auf Telegram, Parubij sei "durch feindliche Kugeln getötet worden", ohne dies näher zu erläutern.
Die Ermittler machten bislang keine Angaben zu einer möglichen Verwicklung Russlands in den Anschlag. Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 haben beide Länder einander mehrfach die Ermordung von Politikern und ranghohen Militärvertretern vorgeworfen. Russische Staatsmedien berichteten, dass Parubij seit 2023 auf einer Fahndungsliste der Behörden in Russland stand.
Parubij war von 2016 bis 2019 Parlamentspräsident der Ukraine und diente zuvor als Vorsitzender des Sicherheitsrats. Schon zu Sowjetzeiten hatte sich Parubij für die Unabhängigkeit der Ukraine eingesetzt.
Er galt als eine der Leitfiguren bei den großen pro-europäischen Bewegungen der jüngeren ukrainischen Geschichte: der Maidan-Revolution von 2014 sowie der orangefarbenen Revolution im Jahr 2004.
Parubij befehligte Verteidigungsgruppen während der Maidan-Proteste, die blutig niedergeschlagen wurden. Die pro-europäischen Proteste stürzten 2014 den vom Kreml unterstützten damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Im Jahr 2014 überlebte Parubij einen versuchten Mordanschlag mit einer Kampfgranate.
Die ukrainische Regierungschefin Julia Swyrydenko würdigte Parubij als "Patrioten", der "einen großen Beitrag zur Gründung unseres Staates geleistet hat".