Der UN-Sicherheitsrat hat seine Besorgnis über ein "Wiederaufflammen des Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste" geäußert. Das Gremium verurteilte am Donnerstag "Drohungen, Zerstörungen und sinnlose Gewalt" und rief alle Parteien zur Zurückhaltung auf. Der Rat äußerte sich "zutiefst beunruhigt" über die jüngste Eskalation der Gewalt in der Wirtschaftsmetropole Abidjan, bei der nach UN-Angaben dutzende Zivilisten getötet wurden.
Der UN-Sicherheitsrat rufe "alle Parteien zur größten Zurückhaltung" auf, um einen neuen Bürgerkrieg zu verhindern, sagte der chinesische UN-Botschafter Li Baodong, der derzeit die Präsidentschaft des Gremiums inne hat. Zugleich erneuerte der Rat seinen Aufruf an den international nicht anerkannten Präsidenten Laurent Gbagbo, die Belagerung des Hotels aufzuheben, in dem sein Rivale Alassane Ouattara seinen Regierungssitz eingerichtet hat.
Nach Angaben der UN-Mission in der Elfenbeinküste (UNOCI) wurden in den vergangenen sieben Tagen bei Kämpfen landesweit 50 Menschen getötet. Allein in dem umkämpften Viertel Abobo in Abidjan seien 26 Zivilisten ums Leben gekommen, sagte der Vize-Direktor der UNOCI, Guillaume Ngefa, der Nachrichtenagentur AFP.
Wie Augenzeugen berichteten, feuerten Gbagbo-treue Einheiten am Donnerstag aus einem gepanzerten Fahrzeug auf eine Demonstration von Frauen auf einem Platz in Abobo. Mindestens sechs der Frauen, die den Rückzug Gbagbos forderten, wurden demnach getötet. Der für Friedenseinsätze zuständige UN-Vizegeneralsekretär Alain Le Roy sagte in New York, bis zu acht Frauen seien durch "schwere Maschinengewehre" getötet worden. "Wir sind am Rande des Bürgerkriegs, es ist sehr deutlich, die Gewalt nimmt zu", sagte Le Roy.
Das dichtbesiedelte Viertel war bereits in den vergangenen Tagen Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Anhängern beider Seiten. Die Kämpfe lösten nach UN-Angaben Ende Februar eine Massenflucht von mehr als 200.000 Menschen aus. Die USA verurteilten Gbagbo als "moralisch bankrott".
Der Präsident des Tschad, Idriss Deby, rief Gbagbo und Ouattara zu einem Waffenstillstand auf. Deby gehört einer Vermittlergruppe von fünf westafrikanischen Staatschefs an, die sich am Freitag in der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott treffen wollen, bevor sie weiter nach Abidjan reisen.
Seit der Präsidentschaftswahl Ende November ringen der bisherige Amtsinhaber Gbagbo und sein Herausforderer Ouattara um die Macht in der Elfenbeinküste. Beide beanspruchen den Sieg für sich und ließen sich bereits als Präsidenten vereidigen, die Staatengemeinschaft erkannte aber Ouattara als Wahlsieger an.