Italien Nach Schiffsunglück vor Lampedusa: Schicksal von mehr als 40 Migranten ungeklärt

Mitarbeiter der Küstenwache warten auf Lampedusa auf ein Boot, das Leichen von Bootsflüchtlingen an Land bringen soll. Bei einem Einsatz im Februar konnten jene acht Menschen nicht gerettet werden.
Mitarbeiter der Küstenwache warten auf Lampedusa auf ein Boot, das Leichen von Bootsflüchtlingen an Land bringen soll. Bei einem Einsatz im Februar konnten jene acht Menschen nicht gerettet werden.
© Zuma Press
Auf der Insel Lampedusa, 145 Kilometer vor dem afrikanischen Kontinent, kommen immer wieder Schiffe mit Migranten an. Doch die Überfahrt ist gefährlich. Nach einer Havarie werden nun Dutzende Menschen vermisst.

Nachdem vor Lampedusa jüngst ein Schiff gekentert war, werden derzeit rund 40 Menschen vermisst. Das Schiffsunglück ereignete sich bereits am Donnerstag. Unter den Vermissten befinde sich mindestens ein Neugeborenes, teilte Chiara Cardoletti vom UN-Flüchtlingshilsfwerk (UNHCR) am Samstag mit. Nach Angaben der UN-Migrationsbehörde (IOM) hatte das Boot in Sfax in Tunesien abgelegt und 46 Flüchtlinge aus Kamerun, Burkina Faso und der Elfenbeinküste an Bord. 

Das Boot sei bei starkem Wind und hohen Wellen gekentert, einige Überlebende wurden nach Lampedusa gebracht, andere zurück nach Tunesien, sagte IOM-Sprecher Flavio Di Giacomo am Freitag. "Unter den Vermissten sind sieben Frauen und ein Kind. Alle Überlebenden sind erwachsene Männer", fügte er hinzu. 

Derzeit versuchen viele Menschen, nach Lampedusa zu gelangen

Seit November kämen mehr Subsahara-Afrikaner über die Tunesien-Route nach Europa als Tunesier, sagte Di Giacomo. Dies sei auch auf die Diskriminierung von Menschen aus dem südlichen Teil Afrikas in Tunesien zurückzuführen.

"Es ist inakzeptabel, weiterhin die Toten vor den Toren Europas zu zählen", schrieb Cardoletti auf Twitter und bezog sich auf die zahlreichen tödlichen Unglücke von Migrantenbooten vor Italien, Spanien und Griechenland in den vergangenen Jahren. "Ein koordinierter gemeinsamer Rettungsmechanismus der Staaten (...) ist jetzt auch eine Frage des Gewissens", fügte sie hinzu.

Die etwa 145 Kilometer vor der tunesischen Küste im Mittelmeer gelegene Insel Lampedusa ist eines der wichtigsten Ziele, das Migranten ansteuern, die nach Europa möchten. Die kleine Insel liegt zwischen dem afrikanischen Festland und Malta. Im vergangenen Jahr kamen dort laut UNHCR mehr als 46.000 Migranten an – in ganz Italien wurden 105.000 Ankünfte registriert. 

Erst vergangene Woche war ein aus Libyen kommendes überladenes Fischerboot vor der griechischen Küste gesunken. 82 Tote konnten geborgen werden, 104 Menschen wurden gerettet. Nach Aussagen von Überlebenden sollen hunderte Menschen an Bord gewesen sein.

Sehen Sie in der Fotostrecke: Wenn Menschen vor Konflikten, Naturkatastrophen oder Verfolgung fliehen müssen, suchen sie häufig im eigenen Land Schutz. Von den Geflüchteten, die in andere Länder geflohen sind, ist rund die Hälfte in diesen Ländern untergekommen.

AFP
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