Etwa 103 Millionen Menschen waren bis Oktober 2022 auf der Flucht, schätzt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Mehr als die Hälfte davon sind Binnenflüchtlinge im eigenen Land. Doch etwa 32,5 Millionen Menschen fliehen auch in andere Länder – besonders häufig in die hier aufgeführten. Eine große Rolle in den weltweiten Fluchtbewegungen spielt der Krieg in der Ukraine, doch auch andere Konflikte und Naturkatastrophen berauben Millionen Menschen ihrer Heimat.
Deshalb hat die Zahl der fliehenden Menschen auch zugenommen, bestätigt Marius Tünte von der UNO-Flüchtlingshilfe dem stern: "Weltweit steigen die Zahlen, da Langzeitkonflikte wie Jemen und Syrien ohne Aussicht auf Lösungen weiter existieren und der menschengemachte Klimawandel mehr Menschen vertreibt und bestehende Konflikte verstärkt." Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahl der Geflüchteten deshalb verdoppelt.
Auch in Deutschland steigt die Zahl der Asylbewerberinnen und -bewerber seit etwa einem Jahr wieder deutlich an. In den ersten vier Monaten dieses Jahres hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 101.981 Asylerstanträge entgegengenommen – rund 78 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zudem kümmern sich die Kommunen um mehr als eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Im weltweiten Vergleich hat Deutschland die meisten Geflüchteten aus der Ukraine aufgenommen. Dennoch haben andere Länder ingesamt mehr Asylbewerberinnen und -bewerber – vor allem deshalb, weil mit 69 Prozent die meisten Menschen in ihre Nachbarländer flüchten.
Diskussionen über Flüchtlinge nach dem Migrationsgipfel
In Deutschland geht nach dem Migrationsgipfel von Bund und Ländern am Mittwoch die Diskussion weiter, wie mit den aktuell etwa 2,2 Millionen Geflüchteten umzugehen ist – und wer für deren Unterbringung, Verpflegung und weitere Kosten bezahlt. Im Vorfeld wollte der Bund kein weiteres Geld bereitstellen, nun wurde den Ländern doch eine weitere Milliarde zugesagt, um Geflüchtete zu versorgen, zusätzlich zu den bestehenden Mitteln. Nicht eingeladen zu dem Gipfel waren allerdings die Kommunen, die immer wieder darüber klagen, mit der Unterbringung, der Integration und den Kosten von Geflüchteten alleingelassen zu werden. Für November sind erneute Beratungen geplant. Die Opposition kritisierte die Ergebnisse.
Quellen: UNO-Flüchtlingshilfe, UNHCR, mit Informationen der Nachrichtenagentur DPA