"Die Boss – Macht ist weiblich" Carola Rackete: "Wir sind meilenweit von effektivem Klimaschutz entfernt"

Carola Rackete
Aktivistin und Politikerin Carola Rackete spricht über ihre Beweggründer bei der Europawahl 2024 als Kandidatin für die Linke anzutreten. 
© Martin Heinlein
Carola Rackete, die Kapitänin, die 2019 mit 52 Geflüchteten an Bord illegal in den Hafen von Lampedusa einlief. Das ist ein Label, auf das die Aktivistin nicht reduziert werden möchte. Bei der Europawahl 2024 tritt Carola Rackete für die Linke an. Im Podcast "Die Boss" erzählt sie, was sie bewegen möchte, warum sie keinen festen Wohnsitz hat und wie sie heute zur Seenotrettung steht.

Carola Rackete kandidiert in der Europawahl 2024 für die Linke – aber wird nicht in die Partei eintreten. So will sie die Brücke zwischen Aktivismus und Politik schlagen. Im Gespräch mit Multiaufsichtsrätin Simone Menne im stern-Podcast "Die Boss – Macht ist weiblich" sagt sie, der Rechtsruck in Europa habe sie zur Kandidatur bewegt. "In diesem Moment ist es wichtig, linke Institutionen zu schützen."

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Vor allem aber ist Carola Rackete Ökologin. Nach ihrem Nautikstudium reist sie mehrmals in die Arktis und Antarktis. "Einmal selbst zu sehen, wie wenig Meereis da noch da ist, war erschreckend." Von den Wissenschaftler:innen zu hören, dass sie seit mehr als 30 Jahren Forschungsergebnisse dazu publizieren und ihre Frustration zu erleben, weil nichts passiert, habe Carola Rackete zur Aktivistin gemacht.  

Seenotrettung bleibt ein Thema

Über Greenpeace rutscht sie in die Seenotrettung. 2019 richten sich alle Augen der Welt auf sie, als sie mit der Sea Watch 3 Geflüchtete rettet und illegal in den Hafen von Lampedusa einläuft. In den Medien wird sie zur Heldin stilisiert und zum Hassobjekt des damaligen italienischen Innenministers Matteo Salvini. "Matteo Salvini hat diesen Personenkult um mich befeuert, beziehungsweise letztlich auch erst erschaffen", sagt Carola Rackete heute darüber.

Und auch wenn sie den Personenkult über sich verabscheut, das Thema der Seenotrettung bewegt sie weiter. "Es hat mich schockiert und auch wirklich verändert, zu verstehen, dass diese Leute nicht einfach nur durch Unfälle sterben, sondern weil wir uns politisch entscheiden in Europa, keine Seenotrettungsmissionen vom Staat dorthin zu schicken." Die Klimakrise werde immer mehr Menschen zur Flucht zwingen. "Wir müssen es möglich machen, für die Menschen, Sicherheit zu finden."

Es ist auch die Dringlichkeit der Klimakrise, die sie bewogen hat, in die Politik einzutreten. "Wir sind meilenweit von effektivem Klimaschutz entfernt." Es sei vor allem der Lobbyismus in den Parlamenten, auch in der "Lobbyhochburg Brüssel", der aus Sicht der 35-Jährigen dem Allgemeinwohl entgegenstehe. "Wenn wir uns nicht selbst einsetzen, wird es auch sonst niemand für uns machen." Deshalb müsse man sich engagieren. "Da haben wir keine Wahl", sagt sie.

Bei "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft  Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de und dem Youtube-Kanal des stern  sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen. 

Hinweis der Redaktion: Der stern gehört zu RTL Deutschland.

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