Griechische Insel Lesbos "Holt die Menschen da raus!": Video aus Flüchtlingslager bei Kara Tepe schockiert Beobachter

Ein Junge reibt sich die Augen nach dem Einsatz von Tränengas auf Lesbos.
© AFP / stern.de
Sehen Sie im Video: stern-Reporter berichtet aus Lesbos über die aktuelle Lage nach dem Großbrand im Flüchtlingslager Moria.
Widrige Wetterbedingungen gehen auch an den Geflüchteten im griechischen Lager bei Kara Tepe nicht vorbei, wie ein Twitter-Video zeigt. Beobachter sind sichtlich aufgewühlt und fordern Hilfe. 

Regen trübt die Kameralinse, der starke Wind rauscht im Ohr des Betrachters. Zu sehen und zu hören: Ein Zelt im Flüchtlingslager bei Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos, dessen Plastikplane heftig im Sturm flattert. "Kein Hollywoodeffekt", schreibt die ARD-Journalistin Isabel Schayani ("Weltspiegel"), "sondern echt."

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Schayani hat jenen Clip auf Twitter verbreitet, der nur 20 Sekunden kurz ist, aber vielen lange im Gedächtnis bleiben dürfte. Reaktionen folgten jedenfalls prompt: "Warum sind diese Menschen immer noch in Zelten untergebracht?", fragte etwa Seenotretterin Carola Rackete, obwohl viele Städte und Gemeinden in Deutschland bereit wären, die Geflüchteten aufzunehmen.

In eine ähnliche Kerbe schlägt das Bündnis "Seebrücke", das sich nach eigenen Angaben für eine "solidarische Migrationspolitik" stark macht: "Wie es aussieht, wenn Wind und Wetter ein europäisches Lager treffen", schreibt die Organisation auf Twitter, "die Aufnahmebereitschaft ist groß, holt die Menschen da raus!"

Das Flüchtlingslager Kara Tepe befindet sich auf der griechischen Insel Lesbos und besteht seit Oktober 2015. Nach dem Brand des Flüchtlingslagers Moria diente es auch einigen Menschen als Ausweichlager.

Migrationsminister: Flüchtlingslager auf Lesbos jetzt in Ordnung

Zumindest nach Angaben des griechischen Migrationsministers Notis Mitarakis soll das Lager bei Kara Tepe mittlerweile weitgehend winterfest sein. "Wir erfüllen jetzt die Anforderungen, beispielsweise was die Ausstattung mit Toiletten und Duschen betrifft", sagte Mitarakis vergangene Woche im Interview mit "Zeit Online". Das Lager nach dem Brand und der Zerstörung des alten Flüchtlingslagers Moria auszubauen, während schon Menschen dort lebten, sei schwer gewesen.

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"Unser Plan ist es, fünf neue, moderne Lager auf den Inseln zu bauen, damit die Zustände im nächsten Winter besser sind", sagte Mitarakis weiter. Allerdings könne man auch kein Aufnahmesystem für beliebig viele Menschen schaffen. Derzeit lebten auf den Inseln noch 15.000 Flüchtlinge und Migranten.

Auf die Frage nach illegalen Pushbacks – der Zurückdrängung von Migranten etwa auf dem Meer – sagte Mitarakis, eine Arbeitsgruppe der Europäischen Grenzschutzagentur Frontex habe keine illegalen Praktiken festgestellt. "Wie jedes Land haben wir das Recht und die Pflicht, unsere Grenzen zu schützen. Wir tun das in Einklang mit den europäischen Vorschriften und dem Völkerrecht."

Weitere 42 Flüchtlinge in Deutschland gelandet

Ebenfalls vergangene Woche waren in Deutschland weitere 42 Flüchtlinge aus Griechenland angekommen. Das Flugzeug aus Athen landete am Mittwoch in Hannover, wie das Bundesinnenministerium in Berlin mitteilte. Damit seien seit März vergangenen Jahres insgesamt 1561 Migranten aus Griechenland hierzulande aufgenommen worden.

Bei den Neuankömmlingen handelt es sich den Angaben zufolge um zehn Familien mit 23 Erwachsenen und 19 Minderjährigen. Sie werden nun auf mehrere Bundesländer verteilt. Nordrhein-Westfalen nimmt dreizehn Menschen auf, Berlin und Niedersachsen jeweils neun, Bayern sechs und Schleswig-Holstein fünf.

Die Geflüchteten sind Teil eines Kontingents von 1553 anerkannten Flüchtlingen, deren Aufnahme die Bundesregierung nach dem Brand des Lagers Moria auf Lesbos zugesagt hatte. Zudem beschloss die Koalition aus CDU/CSU und SPD im März, im Rahmen einer europäischen Hilfsaktion 243 kranke Kinder mit engen Familienangehörigen aus Griechenland zu übernehmen. 150 unbegleitete Minderjährige, deren Aufnahme Deutschland nach dem Brand ebenfalls zugesagt hatte, sind bereits hier. Vor der Einreise nach Deutschland müssen alle Betroffenen negativ auf das Coronavirus getestet werden.

DPA · AFP
fs

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