Präsidentschaftswahl in Chile: Wahl zwischen Ultrarechtem und Linkspolitikerin

Wahllokal in Chile
Wahllokal in Chile
© AFP
In Chile haben die Menschen am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric traten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren die Bekämpfung krimineller Banden und die Einwanderung.

Kast gab seine Stimme im 40 Kilometer von der Hauptstadt Santiago entfernten Paine ab. Beim Verlassen des Wahllokals wurde der ultrarechte Präsidentschaftskandidat von seinen Unterstützern mit Beifall und Rufen wie "Kast, Präsident" bejubelt. Der 59-Jährige kündigte an, sich im Falle eines Wahlsiegs für die Einheit des stark polarisierten Landes einzusetzen. "Der Gewinner muss der Präsident aller Chilenen sein", sagte er.

Für Kast ist es bereits der dritte Präsidentschaftswahlkampf. Den Umfragen zufolge kann sich der Chef der Republikanischen Partei Hoffnung machen, diesmal tatsächlich zu gewinnen. Seinen Wählern verspricht er, die Kriminalität zu bekämpfen und alle Migranten ohne Papiere abzuschieben. 

Seine Rivalin Jara ist zwar Mitglied der Kommunistischen Partei, tritt aber für ein breites Mitte-links-Bündnis an. Die frühere Arbeits- und Sozialministerin setzt ebenfalls auf Sicherheitsfragen und greift damit Themen auf, die üblicherweise die rechten Parteien besetzen.

Jara sagte nach ihrer Stimmabgabe, sie strebe "eine bessere Zukunft für Chile an, ein Land, in dem Hass und Angst nicht im Vordergrund stehen". Sie bekräftigte zudem, dass sie den Drogenhandel und die Korruption "frontal bekämpfen" wolle.

Der 57-jährige Taxifahrer Arturo Huichaqueo sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe für Jara gestimmt, "um keine sozialen Leistungen zu verlieren". Kast dagegen befürwortet eine drastische Senkung der öffentlichen Ausgaben.

Die 44-jährige Hausfrau Ursula Villalobos sagte hingegen bei ihrer Stimmabgabe, für sie zählten "mehr als Sozialleistungen". Ihr sei es wichtig, "dass es Arbeit und Sicherheit" gebe und dass die Menschen "ohne Angst aus dem Haus gehen können". Daher stimme sie für Kast.

Insgesamt sind knapp 16 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Erste Ergebnisse sollen nach der Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MEZ) veröffentlicht werden.

AFP