Die Ermittler stießen den Angaben zufolge etwa auf Angebote, bei denen ein fiktiver Ausgangspreis genannt wurde, sodass der Rabatt möglichst groß erschien. Nach Einschätzung der Verbraucherschutzbehörden setzt Shein seine Kundinnen und Kunden zudem mit falschen Fristen unter Druck.
Außerdem gaukeln irreführende Kennzeichnungen auf der Plattform beim Einkaufen demnach vor, ein Produkt sei besonders nachhaltig oder besonders leicht zu reparieren - auch, wenn die gepriesenen Eigenschaften ohnehin gesetzlich vorgeschrieben sind. Die Behörden beklagten zudem, der Kundenservice des Unternehmens sei für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht einfach zu erreichen.
Der Online-Händler verkauft vor allem sogenannte Fast Fashion, also billige Kleidung über das Internet. Der Konzern war 2012 in China gegründet worden und sitzt inzwischen in Singapur. Laut Verbraucherschutzverbänden häufen sich Kundenbeschwerden wegen mangelnder Qualität der Artikel oder irreführender Rücksendeangaben.
Das Unternehmen erklärte sich am Montag bereit, weiter mit der EU-Kommission und den Behörden in den 27 EU-Ländern zusammenzuarbeiten, "um etwaige Bedenken auszuräumen". Shein verpflichte sich dazu, die geltenden EU-Gesetze auch einzuhalten, erklärte eine Sprecherin.
In Brüssel laufen zudem Ermittlungen zu angebotenen "illegalen" Waren und zum Datenschutz bei Shein. In der Folge könnte die Kommission ein Verfahren wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die EU-Regeln für Online-Marktplätze einleiten, an dessen Ende dem Unternehmen hohe Bußgelder drohen.
Die EU-Kommission hat zudem eine Pauschalgebühr für Päckchen aus Ländern außerhalb der EU ins Spiel gebracht, die insbesondere Bestellungen auf Plattformen wie Shein oder Temu treffen soll. Die Abgabe könnte nach Angaben von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic zwei Euro für Sendungen an private Haushalte betragen. Sie soll unter anderem die Mehrarbeit in den Zollbehörden finanzieren.