Mohammadis in Paris lebender Ehemann, Taghi Rahmani, erklärte, seine Frau sei zusammen mit der bekannten Aktivistin Sepideh Gholian in der ostiranischen Stadt Maschchad festgenommen worden. Mohammadis französische Anwältin Chirine Ardakani bestätigte AFP die Festnahme. Die Menschenrechtsorganisation Hengaw erklärte, die Aktivisten seien "gewaltsam festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht" worden. Das Nobelkomitee in Norwegen forderte Mohammadis unverzügliche Freilassung.
Mohammadi war im Dezember 2024 aus gesundheitlichen Gründen aus ihrer Haft im berüchtigten Evin-Gefängnis bei Teheran freigelassen worden - dies sei aber nur vorübergehend, wurde damals betont. Zudem durfte die 53-Jährige den Iran nach eigenen Angaben nicht mehr verlassen.
Einem ihrer Brüder zufolge wurde Mohammadi bei ihrer neuerlichen Festnahme "auf die Beine geschlagen und an den Haaren gepackt". Seine Schwester sei zwar schon mehrfach verhaftet worden, sagte der in Oslo lebende Hamid Mohammadi der AFP. Am meisten beunruhigten ihn nun aber mögliche gesundheitliche Komplikationen angesichts früherer Operationen sowie Herz- und Lungenproblemen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA veröffentlichte Aufnahmen von Mohammadi, auf denen sie ohne das im Iran aufgezwungene Kopftuch zu sehen ist, wie sie gemeinsam mit weiteren Unterstützern des am 5. Dezember tot aufgefundenen Anwalts Chosrow Alikordi an der Trauerfeier teilnimmt. Die Zeremonie fand gemäß der islamischen Tradition sieben Tage nach Alikordis Tod statt.
HRANA zufolge skandierten die Aktivisten Slogans wie "Lang lebe der Iran", "Wir kämpfen, wir sterben, wir nehmen keine Demütigung hin" und "Tod dem Diktator". Auf Aufnahmen persischsprachiger Sender außerhalb des Iran war Mohammadi zu sehen, wie sie mit einem Mikrofon auf ein Fahrzeug klettert und die Menschen dazu auffordert, Slogans zu skandieren.
Der Anwalt Chosrow Alikordi war vergangene Woche tot in seinem Büro aufgefunden worden. Der 45-Jährige hatte unter anderem Menschen verteidigt, die im Zuge der Niederschlagung der landesweiten Proteste im Jahr 2022 festgenommen worden waren. Menschenrechtsorganisationen hatten nach dem Fund seiner Leiche eine Untersuchung zur Todesursache gefordert. Die Organisation Iran Human Rights mit Sitz in Norwegen erklärte, es bestehe "der sehr ernsthafte Verdacht auf einen staatlichen Mord".
Derweil berichtete die iranische Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf den Gouverneur von Maschchad, Hassan Hosseini, von der Festnahme mehrerer "politischer Aktivisten". Sie seien festgenommen worden, "weil sie gegen die Regeln verstoßende Parolen skandiert" hätten. Narges Mohammadi erwähnte er namentlich jedoch nicht.
Wenn friedliche Bürger nicht "in Ruhe um einen Toten trauern" könnten, "ohne geschlagen und gewaltsam abgeführt" zu werden, offenbare dies eine Führung, "die die Wahrheit und die Verantwortung fürchtet", erklärte der Geschäftsführer des New Yorker Zentrums für Menschenrechte im Iran, Hadi Ghaemi. "Es zeugt auch vom außergewöhnlichen Mut der Iraner, die sich weigern, ihre Würde aufzugeben", fügte er hinzu.
Mohammadi spielt eine zentrale Rolle im Kampf für Frauenrechte und Meinungsfreiheit in ihrem Land. Sie setzt sich seit Jahrzehnten gegen den Kopftuchzwang sowie gegen die Todesstrafe im Iran ein. Einen Großteil des vergangenen Jahrzehnts verbrachte sie im Gefängnis. Die Frauenrechtlerin wurde seit 1998 wiederholt inhaftiert und auch ausgepeitscht.
Aus dem Gefängnis heraus hatte Mohammadi die Massenproteste unterstützt, die 2022 nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam eingesetzt hatten. Die junge iranische Kurdin war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung festgenommen worden.
Mohammadi wurde 2023 für ihren Einsatz für Menschenrechte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Den Preis nahmen damals stellvertretend für sie ihre beiden Kinder entgegen.