"Es war gefährlich. Es war beängstigend", beschrieb Stern, ein Spezialkräfte-Veteran, Machados Weg über das Meer. Er habe die venezolanische Oppositionsführerin nach ihrer Ausreise aus Venezuela auf hoher See in Empfang genommen. Mit seinem Boot habe er sie 13 oder 14 Stunden lang zu einem geheim gehaltenen Ort gefahren, wo sie ein Flugzeug in Richtung Oslo nehmen konnte.
Für eine Mission im Verborgenen seien die Bedingungen ideal gewesen, schilderte Stern. Die hohen Wellen hätten eine Radarortung ihres Bootes erschwert, allerdings sei die Reise entsprechend ungemütlich gewesen. "Es war mitten in der Nacht, nur sehr wenig Mondlicht, ein bisschen Wolkendecke, schlechte Sicht, Boote ohne Licht", sagte Stern dem Sender CBS.
"Wir wurden alle ziemlich nass", schilderte er die Fahrt bei starkem Seegang. "Mein Team und ich waren bis auf die Knochen durchnässt." Auch Machado sei nass geworden und habe gefroren. "Sie hatte eine ziemlich beschwerliche Reise", schilderte ihr Helfer. Die Venezolanerin sei zugleich "sehr müde" und "sehr froh" gewesen.
Machados Reise nach Norwegen war laut CBS erst vier Tage zuvor geplant worden. Etwa zwei Dutzend Helfer seien direkt daran beteiligt gewesen. Finanziert wurde dies laut Stern von "ein paar großzügigen Spendern", die US-Regierung habe seines Wissens "keinen Penny" beigetragen. Seine Organisation arbeite allerdings "inoffiziell" mit der US-Armee bei Positionsbestimmungen und Plänen zusammen, um nicht Opfer von US-Luftangriffen zu werden. Machado hatte am Donnerstag gesagt, sie habe bei ihrer Ausreise Unterstützung von der US-Regierung erhalten.
Ein Sprecher von Machado bestätigte laut CBS, dass Sterns Organisation Grey Bull Rescue sich um die Mission gekümmert habe. Sie begann demnach am Dienstag, einen Tag vor der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, dass Machado eine Perücke und eine Verkleidung getragen habe, um aus ihrem Versteck in einem Vorort der venezolanischen Hauptstadt Caracas zu fliehen. Wie Machado bis aufs Meer gelangte, sagte Stern aus Sicherheitsgründen nicht.
Machado war nach der umstrittenen Wiederwahl des linksnationalistischen Präsidenten Nicolás Maduro im Juli 2024 in Venezuela untergetaucht. Zur Nobelpreisverleihung in Oslo schaffte sie es nicht pünktlich: An ihrer Stelle nahm ihre Tochter Ana Corina Sosa Machado die Nobel-Medaille und die Urkunde entgegen.
Nach ihrer Ankunft in Oslo am frühen Donnerstagmorgen trat María Corina Machado zum ersten Mal seit elf Monaten wieder in der Öffentlichkeit auf. In einem BBC-Interview kündigte sie an, "natürlich" wieder in ihr Heimatland zurückzukehren.
Stern wird ihr dabei nach eigenen Angaben nicht helfen. Seine Organisation bringe nur Menschen aus Ländern hinaus, nicht hinein, sagte er auf CBS. Machado müsse selbst entscheiden, ob sie zurückkehren wolle. Er persönlich würde ihr davon abraten. "Aber sie will es", fügte er hinzu.
Machado wird von ihren Anhängern als "Befreierin" und Kämpferin für die Demokratie gefeiert. Wegen ihrer Nähe zu US-Präsident Donald Trump geriet sie aber auch in die Kritik. Machado hatte ihren Nobelpreis im Oktober sowohl den Venezolanern als auch Trump gewidmet, der die Auszeichnung im Vorfeld für sich selbst reklamiert hatte.
Machado befürwortet auch den umstrittenen US-Militäreinsatz in der Karibik. Bei Einsätzen der US-Armee gegen Boote mutmaßlicher Drogenschmuggler wurden seit September mehr als 80 Menschen getötet.