Der Komiker und Protestpolitiker Beppe Grillo rechnet damit, dass das politische System in Italien noch in diesem Jahr zusammenbrechen wird. "Ich gebe den alten Parteien noch sechs Monate - und dann ist hier Schluss", sagte Grillo dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Dann können sie die Renten nicht mehr zahlen und auch die öffentlichen Gehälter nicht mehr", fügte der Gründer der Fünf-Sterne-Bewegung hinzu.
Grillo forderte zudem, Italiens Staatsschulden neu auszuhandeln. "Wir werden erdrückt - nicht von dem Euro, sondern von unseren Schulden. Wenn die Zinsen 100 Milliarden Euro pro Jahr betragen, sind wir tot. Es gibt da keine Alternativen." Der Staat sei wie eine Aktiengesellschaft: "Wenn ich Aktien einer Gesellschaft gekauft habe, die bankrott geht, dann habe ich eben Pech. Ich habe riskiert - und verloren." Wenn sich die Bedingungen nicht änderten, wolle Italien den Euro verlassen und zur Lira zurückkehren.
Grillo bekräftigte, er wolle weder mit dem Chef der Mitte-links-Allianz, Pier Luigi Bersani, noch mit dem rechtsgerichteten Bündnis des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi eine Koalition eingehen. "Wenn die PD Bersanis und Berlusconis PDL vorschlagen würden: sofortige Änderung des Wahlgesetzes, Streichung der Wahlkampfkostenerstattung, maximal zwei Legislaturperioden für jeden Abgeordneten - so eine Regierung würden wir selbstverständlich sofort unterstützen", sagte Grillo dem "Focus". "Aber sie werden das nie tun. Sie bluffen nur, um Zeit zu gewinnen", fügte er hinzu.
Grillos Bewegung hatte bei der Parlamentswahl überraschend 25,55 Prozent errungen. Bersanis Parteienbündnis errang knapp eine absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus, verfehlte aber eine Mehrheit im Senat. Da für die Verabschiedung von Gesetzen eine Mehrheit in beiden Kammern benötigt wird, ist unklar, ob es eine handlungsfähige Regierung geben wird. Zuletzt hatte Bersani erklärt, er wolle eine Minderheitsregierung führen. Eine Koalition mit Berlusconi schloss er am Freitag aus.