Die Nato hat nach eigenen Angaben acht libysche Kriegsschiffe versenkt. Die Schiffe seien bei Luftangriffen in der Nacht auf Freitag in den Häfen von Tripolis, Al Chums und Sirte versenkt worden, teilte das Militärbündnis mit. US-Präsident Barack Obama sagte in einer Rede zu den Umwälzungen der arabischen Welt, auch Muammar al Gaddafi werde nicht mehr lange an der Macht bleiben.
"Angesichts des zunehmenden Einsatzes der Marine hatte die Nato keine andere Wahl, als entschlossen zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung und der Nato-Seestreitkräfte zu handeln", hieß es in einer Erklärung der Nato. Alle Ziele der Nato seien militärischer Art und stünden in direktem Zusammenhang mit den "systematischen Angriffen des Gaddafi-Regimes gegen das libysche Volk". Alle attackierten Schiffe seien Kriegsschiffe gewesen.
Die Nato erklärte weiter, die libysche Marine habe in den vergangenen Wochen zahlreiche Minen ausgelegt und zunehmend Gewalt angewandt. Dies habe die Lieferungen humanitärer Hilfe für die Bevölkerung sowie die Nato-Truppen gefährdet.
Nato-Kampfflugzeuge hatten am späten Donnerstagabend damit begonnen, Angriffe auf Ziele in Tripolis zu fliegen. Ein AFP-Journalist sah ein brennendes Schiff im Hafen der Hauptstadt, es war aber nicht erkennbar, ob es sich um ein Kriegsschiff handelte. Auch in den frühen Morgenstunden vom Freitag waren Explosionen zu hören. Tripolis ist seit Wochen beinahe täglich das Ziel von Luftangriffen der Nato. Die Lufteinsätze hatten am 19. März begonnen, seit Ende März stehen sie unter dem Kommando der Nato.
Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim wies Angaben von US-Außenministerin Hillary Clinton zurück, wonach Gaddafis Frau und Tochter nach Tunesien geflohen seien. Sowohl Gaddafis Frau Safia als auch seine Tochter Aischa seien in Tripolis. Zuvor hatte Clinton im US-Fernsehsender CBS gesagt, die beiden Frauen seien in den vergangenen zwei Tagen nach Tunesien geflohen. Das zeige, wie sehr der Druck auf Gaddafi zugenommen habe. Auch der Ölminister des Landes habe sich abgesetzt. Am Dienstag war aus tunesischen Regierungskreisen verlautet, Ölminister Schukri Ghanem habe sich nach Tunesien abgesetzt.
In seiner mit Spannung erwarteten Rede zu den Protestbewegungen in der arabischen Welt sagte Obama, die Zeit arbeite gegen Gaddafi. "Er hat keine Kontrolle über sein Land. Die Opposition hat einen legitimen und glaubwürdigen Übergangsrat gebildet." Jahrzehnte der Provokation würden enden und ein Übergang zur Demokratie werde folgen, wenn Gaddafi gehe oder aus dem Amt gedrängt werde. Dass dies geschehen werde sei "unausweichlich". Ein Vertreter des Übergangsrates der libyschen Rebellen begrüßte Obamas Äußerungen.
Die Nato fing unterdessen einen Frachter ab, der möglicherweise Treibstoff für Gaddafis Truppen liefern sollte. Es gebe Grund zu der Annahme, dass der Treibstoff an Bord des unter der Flagge Maltas fahrenden Frachters zu militärischen Zwecken hätte eingesetzt werden sollen und damit eine Bedrohung für die Zivilbevölkerung darstelle, sagte ein Nato-Verantwortlicher. Der Frachter sei untersucht worden und liege nun vor Anker, die Besatzung warte auf Anweisungen vom Schiffseigner.