Kurz vor der Entscheidung Ecuadors über einen Asylantrag von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat Großbritannien seine Entschlossenheit bekräftigt, den Australier nach Schweden auszuliefern. Auch wenn Ecuador Assange Asyl gewähre, werde London seine Ausreise nicht erlauben, teilte ein Vertreter des britischen Außenministeriums der Regierung in Quito laut einer Mitschrift mit. Ein Antrag auf sicheres Geleit aus der Londoner Botschaft Ecuadors, wohin sich Assange geflüchtet hatte, würde "abgelehnt".
Die ecuadorianische Regierung will heute über den Asylantrag von Assange entscheiden. Dieser hatte sich im Juni in die Botschaft Ecuadors geflüchtet, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Dort werden ihm Sexualdelikte zur Last gelegt. Der Australier fürchtet aber, letztlich an die USA ausgeliefert und dort wegen der brisanten Enthüllungen von Wikileaks juristisch verfolgt zu werden. Die Internetplattform hatte unter anderem hunderttausende vertrauliche US-Depeschen veröffentlicht und sich damit den Zorn Washingtons zugezogen.
Nach Angaben des ecuadorianuischen Außenministers Ricardo Patiño drohte Großbritannien sogar damit, die Botschaft in London zu stürmen. Vor der Vertretung im Londoner Stadtteil Knightsbridge versammelten sich mehrere Demonstranten; einige hatten die Nacht über vor dem Gebäude gecampt. Auf der Facebook-Seite der Assange-Unterstützer wurden rund 600 Demonstranten angekündigt, die das Gebäude "besetzen" könnten. Rund ein dutzend Polizisten standen vor der Botschaft.
Wikileaks warf der britischen Regierung vor, sie wolle Ecuador einschüchtern. Ein Eindringen in die ecuadorianische Botschaft könnte London mit einem Gesetz aus dem Jahr 1987 rechtfertigen, das die Aufhebung der Immunität für diplomatische Gebäude auf britischem Boden ermöglicht.
Assanges Mutter Christine reagierte erbost auf die britische Drohung, in die Botschaft einzudringen und ihren Sohn festzunehmen. Sie warf London vor, auf Geheiß Washingtons zu handeln. "Was die USA wollen, bekommen die USA von ihren Verbündeten, unabhängig davon, ob es legal ist oder ethisch zu vertreten oder ein Verstoß gegen Rechte", sagte sie vor australischen Journalisten.