Bei der Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn erhält Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde immer mehr Rückendeckung aus Europa. Ihr britischer Kollege George Osborne erklärte am Samstag, gemessen an ihren Verdiensten sei Lagarde eine "herausragende Kandidatin" für die Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Und deshalb wird Großbritannien sie unterstützen." Er würde es zudem persönlich begrüßen, wenn der IWF in seiner 60-jährigen Geschichte erstmals von einer Frau geleitet würde, machte der Minister deutlich.
In der Gruppe der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) hat Lagarde in diesem Jahr den Vorsitz der Finanzminister inne. Dabei habe sie deutlich gezeigt, dass sie internationale Führungsaufgaben übernehmen könne, betonte Osborne. "Sie war auch eine starke Fürsprecherin für Länder, die ihre hohen Haushaltsdefizite angehen und im Rahmen ihrer Verhältnisse leben", erklärte der Brite.
Unterstützung erhielt Lagarde auch von ihrer österreichischen Amtskollegin Maria Fekter. Die französische Finanzministerin sei eine "sehr kompetente Persönlichkeit", sagte sie am Samstag im österreichischen Radio. Sie kenne sie selbst gut und könne sich vorstellen, dass Österreich ihre Kandidatur für die IWF-Spitze unterstütze. In Deutschland hatten zuvor auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) ihre Präferenz für Lagarde als neue IWF-Chefin erkennen lassen.
Der Franzose Strauss-Kahn war am Donnerstag vom Posten des IWF-Chefs zurückgetreten. Er wurde in New York angeklagt, weil er versucht haben soll, ein Zimmermädchen in einem Hotel zu vergewaltigen. Strauss-Kahn beteuert seine Unschuld.